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Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Frage oder die Aufforderung weiterzusprechen.
    Wie nicht anders zu erwarten, fragte Silvie dann auch: «Wen denn?», und verlangte: «Jetzt sag schon. Spann mich nicht so auf die Folter, Oma.»
    «Du kannst dich bestimmt noch an den Helmut Maritz erinnern», sagte Franziska daraufhin. «Der hat euer Dach gedeckt. Letztes Jahr hat er bei uns was repariert. Das war nur ein kleiner Schaden, aber er ist trotzdem sofort gekommen, hatte Opa gar nicht mit gerechnet. Er hat nur einen kleinen Betrieb, aber ein großes Haus, davon hat er mir erzählt, dass es für ihn allein viel zu groß ist. Seine Frau ist vor ein paar Jahren gestorben. Die hatte Krebs an der Bauchspeicheldrüse. Als sie schon wussten, dass es mit ihr zu Ende ging, hat sie sich noch so ein Sprudelbad gewünscht. Einen Whirlpool. Den hat er auch noch einbauen lassen. Kinder hatten sie nicht. Als er die Rechnung brachte, hat er mich gefragt, ob ich die Tante von Heike bin. Also hat er sie gekannt, meinst du nicht auch?»
    Silvie nickte. Halb Grevingen und ganz Garsdorf hatte Heike gekannt, warum sollte ein verwitweter Dachdecker Mitte vierzig eine Ausnahme sein?
    Franziska seufzte. «Opa will, dass ich mich raushalte. Kaum geht’s ihm besser, wird er schon wieder aufmüpfig. Wenn der Helmut Maritz was mit Heike zu tun hatte, würde die Polizei das alleine herausfinden, meint er. Und wenn nicht, müsste ich dem armen Kerl nicht die Polizei auf den Hals hetzen. Das wäre ein ehrlicher Mensch, grundsolide und anständig. Der hätte schon so viel Pech gehabt und Heike bestimmt nicht auf dem Gewissen. Das glaub ich ja auch nicht. Aber vielleicht weiß er was, was der Polizei weiterhelfen könnte. Was meinst du?»
    Silvie hatte dazu noch keine Meinung, nur den nächsten klaren Gedanken, der weitere nach sich zog: «Kannst du mir Geld für ein Taxi leihen, Oma? Du kriegst es auch sofort zurück.»
    Diesmal hatte sie nicht mal ihre Handtasche dabei. Lothar hatte nur ihre Versichertenkarte zu Schlafanzug, Unterwäsche und Waschzeug in die Tasche gesteckt, ehe er sie in der Nacht zum Mittwoch den Sanitätern überlassen hatte.
    «Wozu brauchst du denn ein Taxi?», fragte Franziska irritiert.
    «Der Arzt hat gesagt, ich darf morgen nach Hause», begann Silvie mit ihrer Erklärung, wurde aber sofort unterbrochen.
    «Holt Lothar dich denn nicht ab? Morgen ist doch Samstag.»
    «Das weiß ich», sagte Silvie. «Aber ich will nicht bis morgen warten und auch nicht darauf vertrauen, dass Lothar mir anschließend das Auto gibt.»
    «Das brauchst du doch auch nicht, wenn er zu Hause ist. Du solltest dich wirklich ein bisschen mehr schonen. Es muss doch nicht wieder eine Frühgeburt werden.»
    «Autofahren ist nicht anstrengend, Oma. Aber darum geht’s jetzt gar nicht. Lothar ist wie Opa, der will auch nicht, dass ich mit der Polizei rede.»
    Darüber hatten sie zwar gestern nicht gesprochen. Silvie hätte auch gestern noch nicht gewusst, was sie der Polizei erzählen sollte. Aber wenn sie das Thema angeschnitten hätte, hätte Lothar ihr das garantiert auszureden versucht. Sie kannte ihn lange und gut genug, um sich in dem Punkt vollkommen sicher zu sein. Wahrscheinlich hätte er befürchtet, dass sie sich mit seinem damaligen Freundschaftsdienst verplapperte.
    «Worüber willst du denn mit denen reden?», fragte Franziska.
    Worüber wohl? Über den Dachdecker.
    «Über den Mist, den ich gebaut habe», sagte Silvie und berichtete von ihrem Besuch im Kaffeebüdchen, von der guten Absicht und wie sie kläglich gescheitert war. «Wenn ich meine Klappe gehalten hätte …»
    «Das hast du von Opa», stellte Franziska fest. «Als der so alt war wie du, konnte er seine Klappe auch nie halten, hat ständig alle möglichen Leute gegen sich aufgebracht, sogar den Herrn Pfarrer. Als er älter wurde, hat er sich öfter zusammengerissen, aber damals …»
    Sie schüttelte unter der Erinnerung an ihren Rebellen den Kopf und zückte ihre Börse. «Wie viel brauchst du denn für ein Taxi? Meinst du, zwanzig reichen? Sonst habe ich nicht mehr genug für den Bus.»
    «Dann komm doch einfach mit», schlug Silvie vor. «Ich packe hier schnell meinen Kram zusammen und zieh mich richtig an.»
    «Lieber nicht.» Franziska schüttelte erneut den Kopf. «Pack mal in Ruhe, sonst hast du nachher noch was vergessen. Und dann fahr alleine. Opa hängt mir das Kreuz aus, wenn ich den Helmut Maritz anschwärze.»
    «Du schwärzt ihn nicht an, Oma. Du nennst der Polizei lediglich seinen Namen, damit die

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