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Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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anderes vorhatte, als in einer Dorfkneipe Bacardi Razz zu trinken und Musik zu hören.
    Ein eigenes Auto wie Silvie besaß sie nicht, arbeitete bei einem Notar in Grevingen und gab ihr Geld lieber für Klamotten und Kosmetik aus. Zur Arbeit kam sie bequem mit dem Bus. Gelegentlich durfte sie den Wagen ihrer Mutter nehmen, wenn sie nach Köln wollte. Aber neulich war sie mit entschieden zu viel Alkohol im Blut in eine Kontrolle geraten und ihren Führerschein für einige Monate losgeworden.
    Lothar fragte sich, wie sie auf den Schuhen von der Breitegasse hierher gestöckelt war, ohne sich die Knöchel zu brechen. Angst vor einer Blasenentzündung schien sie auch nicht zu haben. Ohne Strümpfe! In diesem dünnen Fummel von Hose. Draußen waren es höchstens noch zehn Grad.
    Sie zwängte sich an Lothar vorbei und ging sofort auf Tuchfühlung zu Alex. «Das nenne ich Glück», flötete sie. Für Lothar hatte sie keinen Blick. «Du fährst sicher gleich zurück nach Grevingen.»
    «Nein», antwortete Alex, packte sie bei den nackten Schultern, schob sie hinter sich in die äußerste Ecke, drehte ihr demonstrativ den Rücken zu und wollte von Lothar wissen: «Du meinst also wirklich, ich soll mein Versprechen auf jeden Fall halten, egal, was Heike dazu sagt?»
    Lothar nickte nur und deutete zu einem Tisch bei den Fenstern, an dem gerade zwei Plätze frei wurden. Die restlichen vier waren besetzt von der kompletten Familie Leunen. Der junge Polizist Bernd in Zivil, seine Frau und seine Eltern. Alle saßen vor riesigen Schnitzeln mit Pommes und Salat und ließen es sich schmecken.
    «Setzen wir uns da rüber», schlug Lothar vor. «Da hast du deine Ruhe, und ich kann gemütlicher essen als an der Theke.»
    Von Gemütlichkeit konnte bei dem Geräuschpegel keine Rede sein. Aber man saß etwas bequemer auf den Stühlen als auf den Hockern am Tresen. Die Teller ihrer Vorgänger waren bereits abgeräumt. Die Kellnerin schnappte sich die Gläser und wischte Krümel weg.
    Mit ihren Biergläsern in den Händen schoben sie sich hinüber, nickten den Leunens zu. «Dürfen wir?», fragte Lothar.
    Bernd Leunen nickte. Seine Mutter schaute leicht pikiert von ihrem Teller auf, ihr passte es offenbar nicht, dass sie Gesellschaft bekamen. Was aber wohl weniger mit den beiden jungen Männern zu tun hatte.
    Janice hatte sich ihnen angeschlossen und zupfte Alex am Arm. «Nimmst du mich mit?»
    «Nein», sagte er unwirsch.
    «Nur bis zur S-Bahn. Du musst es auch nicht umsonst tun.» Sie kicherte albern, dem Anschein nach war sie schon nicht mehr ganz nüchtern. «Gönn dir doch mal wieder ein bisschen Spaß. Du hast ja wirklich nicht mehr viel vom Leben, du Armer.»
    Sie versuchte, ihn unterm Kinn zu kraulen. Er schlug ihre Hand zur Seite und fauchte sie an: «Lass das! Und verzieh dich. Hier gibt es bestimmt ein paar, bei denen du eher landen kannst.»
    «Mein Gott, bist du mies drauf», stellte Janice fest. Einschüchtern oder vertreiben ließ sie sich von seinem schroffen Ton nicht. Im Gegenteil. Ungeachtet der vier Leunens, die sich ihrerseits bemühten, sie zu ignorieren, hockte Janice sich kurzerhand in die gepolsterte Fensternische und wies Alex zurecht: «Aber du musst deinen Frust nicht an mir auslassen. Ich hab dir nie etwas getan, was dir nicht gefallen hätte.»
    «Lass ihn in Ruhe», mischte Lothar sich ein. «Ihm geht’s heute nicht so besonders.»
    «Was du nicht sagst», spottete Janice. «Da wäre ich von alleine gar nicht draufgekommen. Was drückt ihm denn mehr aufs Gemüt? Dass seine Mutter abnippelt oder dass er der Bäckerstochter die zweite Füllung verpasst hat? Davon wäre ich an seiner Stelle auch nicht begeistert. Wenn das so weitergeht, hat er bald einen Stall voll Krabbelzeug und kann alleine keinen Fuß mehr vor die Tür setzen. Heike versteht es, einen Mann zu fesseln, das muss man ihr lassen.»
    Sie wandte sich wieder an Alex. «Wenn es dich das nächste Mal juckt, kommst du besser zu mir. Ich vergesse die Pille nie. Und wegschicken werde ich dich garantiert auch nicht, egal wie garstig du heute bist. Himmel, du warst der beste Stecher, den ich jemals hatte.»
    «Herrgott, jetzt hör schon auf», wies Lothar sie mit verstohlenem Blick auf die vier Leute am Tisch zurecht. Den Leunens war die Situation ebenso peinlich wie ihm.
    Janice beugte sich zu ihm vor und dämpfte ihre Stimme ein wenig, was ihr einen lasziven Unterton verlieh. «Warum? Bist du neidisch, weil ich es nicht bei dir probiere? Früher bist du ja

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