Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
Begegnung seine Hand genommen – verschlungen -, um David zu bestrafen. David legte den Rest des Armes auf die Lehne und betrachtete seufzend die pockige Haut um den Stumpf.
»Ich bin mir sehr wohl dessen bewusst, dass Dämonen gefährlich sein können. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass man sie gründlich missversteht.«
»Klar«, erwiderte Max und verlagerte Nicks Gewicht auf sein anderes Bein. »Dass Connor letztes Jahr besessen war
und dich fast umgebracht hat, war also nichts als ein großes Missverständnis.«
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte David und ignorierte den Sarkasmus. »Ich sage nur, dass die Vorstellung von Dämonen als verlogene Monster eine moderne Fehldeutung ist, die uns nicht weiterbringt.«
»Aber du hast einmal gesagt, dass selbst Gnome Dämonen sind und …«
»Ich weiß, was ich gesagt habe«, unterbrach ihn David heftig. »Ich wollte sie damit aber nicht ›dämonisieren‹, sondern Connor warnen, dass selbst Gnome Fähigkeiten besitzen können, deren er sich bewusst sein sollte. Ich nehme an, dir ist klar, schon das Wort ›dämonisieren‹ zeigt, dass ich recht habe.«
»Inwiefern?«
»Weil Dämonen anders sind als wir, neigen die Leute dazu, sie als eine Familie von Kreaturen zu bezeichnen, die man verabscheuen, fürchten, meiden oder sogar verehren muss«, erklärte David. Er räusperte sich und sprach mit der lauten Stimme eines römischen Redners. »Sie steigen auf aus der See, mit Haut aus Metall und Gliedern von Tieren und wir werden sie als wiederkehrende Götter besänftigen …«
»Haben Dämonen tatsächlich eine Haut aus Metall«, fragte Max neugierig.
»Nein«, lächelte David. »So haben die Azteken Cortez und die Konquistadoren beschrieben, als sie in Tenochtitlán auftauchten. Die Azteken haben die Rüstungen der Spanier für ihre Haut gehalten und die Pferde – so etwas hatten sie noch nie gesehen – für den Unterkörper der Soldaten.«
Max zwinkerte. »David, was haben denn die Konquistadoren jetzt damit zu tun?«
»Bevor wir all unsere Ängste darauf konzentrieren, dass
unsere Welt von Dämonen bewohnt wird, sollten wir meiner Meinung nach zuerst einmal versuchen, sie zu verstehen, Max«, sagte David, rutschte tiefer in seinen Sessel und nippte an seinem Becher. »Objektives Verstehen – ohne blinde Vorurteile und ignorante Klischees.«
Max wollte etwas einwenden, aber David schien ihm gar nicht zuzuhören. Immer wenn David seinen Gedanken nachhing, nahmen seine weichen Züge den nachdenklichen Ausdruck eines viel älteren Menschen an.
»Das Leben ist ein Wettkampf«, sagte er leise. »Ob man der Meinung ist, dass es ein darwinistischer Kampf um Ressourcen oder geistige Überlegenheit ist, spielt bei unserem Problem eigentlich keine Rolle. Die Tatsache bleibt bestehen, dass eine andere Rasse – eine intelligente, mächtige Rasse – die Kontrolle über die Welt übernommen hat. Man kann sie als Teufel aus der Hölle, als himmlische Wanderer oder eine andere Entwicklung von Cro-Magnon-Menschen sehen, die die Neandertaler verdrängen.«
»Willst du sie bekämpfen?«, fragte Max.
David warf Max einen Blick zu, der ihm nicht wirklich eine Antwort gab. Dann erhob er sich, nahm den Rucksack und schlurfte die Treppe hinauf.
»Gute Nacht, Max«, sagte er müde. »Bitte halte dein Versprechen Nigel gegenüber. Morgen ist ein sehr wichtiger Tag.«
Max grunzte Gute Nacht und hörte das vertraute Rutschen der Ringe, als David den Vorhang vor seinem Bett zuzog. Gähnend hob er Nick hoch und trug das schwere Tier zu seinem Bett. Erst als Nick am Fußende schnarchte und er selbst schon in den Schlaf driftete, wurde ihm Davids letzte Bemerkung wirklich bewusst. Halte dein Versprechen Nigel gegenüber.
Er hatte David von diesem Versprechen nichts erzählt.
Leise glitt er aus dem Bett und zu dem Messinggeländer, um auf die andere Seite des Zimmers zu sehen, wo David hinter den dunklen Vorhängen lag. Wie die kalte Dünung des Ozeans wallte Misstrauen in ihm auf. Er blinzelte hinunter zu den Beschwörungsformeln, die David in seiner krakeligen Schrift notiert hatte.
Max hatte aus erster Hand erfahren, wie es war, wenn von jemandem Besitz ergriffen wurde. Seinem besten Freund, Connor Lynch, war das im letzten Jahr widerfahren. Er wusste zwar, dass ein kleiner Gnom einen so gelehrten und mächtigen Magier wie David nicht beherrschen konnte, aber er wusste auch, dass sich sein Zimmergenosse nicht mit kleinen Gnomen abgab. David war vor allem an den
Weitere Kostenlose Bücher