Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
seinen Freund an. Es war nicht Davids Art, ihn abzuweisen. Sein Tonfall war freundschaftlich – eine vorsichtige Bitte um Verständnis -, aber darunter konnte er unmissverständlich die Ungeduld erkennen.
»Keine Angst«, entgegnete Max. »Ich frage nicht mal, was das hier ist …«
Er wies auf einen kleinen Haufen roter Blumen, die auf einem zerknitterten Tuch lagen. Solche Blüten hatte er noch nie gesehen, weder auf dem Campus noch in einem Lehrbuch. Sie besaßen sieben blutrote Blütenblätter mit goldenen Blattadern, die spiralförmig von einem schwarzen Blütenstempel ausgingen. Max streckte die Hand nach einer der Blüten aus.
David sprang abrupt auf. »Nicht!«, rief er und riss ihm die Blumen weg.
Davids Körper sandte eine Hitzewelle aus, als ob man eine Ofentür geöffnet hätte. Papiere flogen vom Tisch, und während sie langsam zu Boden sanken, kräuselten sich ihre Blattränder.
Max erstarrte, als hätte man ihn dabei ertappt, wie er unerlaubterweise in die Keksdose griff. Einen Augenblick lang starrte er seinen Zimmergenossen nur an. David schien gleichermaßen erschrocken, stützte sich schwer auf den Tisch und vermied es, Max’ Blick zu erwidern. Erst ein paar Sekunden später gewann er seine Fassung wieder. Mit vorsichtigen, ganz bewussten Bewegungen faltete David das Tuch über den roten Blüten zusammen und legte das Bündel in die Holzkiste. Dann machte er sie zu und räusperte sich.
»Ich arbeite an einigen Dingen, Max, und ein paar meiner Projekte sind sehr gefährlich. Bitte fass nichts davon an, wenn ich nicht ausdrücklich sage, dass es in Ordnung ist.«
Max richtete sich auf und sah seinen Zimmergenossen
böse an. »Ich bin kein kleines Kind, David. Und ich wohne auch hier.«
David wirkte betrübt und sah Max flehend an. »Nein, nein, so habe ich das doch nicht gemeint«, sagte er leise. »Natürlich ist das dein Zimmer – unser Zimmer.« Verwirrt sammelte er angesengte Papiere, Diagramme und Bücher ein. Unangenehmes Schweigen breitete sich aus, bis David schließlich die letzten Notizblätter in ein zerschlissenes Buch mit dem Titel »Seeking Lazurus« gesteckt hatte.
»Es tut mir leid, Max«, murmelte er. »Ich weiß, wie das geklungen haben muss.«
»Schon gut.« Max versuchte, es mit einem Achselzucken abzutun. Er legte noch ein Holzscheit in den Kamin und setzte sich zu Nick auf den Ledersessel.
David stellte die Becher und Röhrchen in einen mit Samt ausgeschlagenen Kasten und verstaute ihn zusammen mit der Kiste, in der er die Blumen aufbewahrte, in seinem magischen Rucksack. Max streichelte Nicks Stacheln und versuchte, sich die vielen Fragen, die ihm auf der Seele lagen, zu merken und sie in eine Reihenfolge zu bringen.
»Ah.« David ließ sich ihm gegenüber auf einen Sessel sinken und legte die Füße auf die Ottomane. »Ich habe übrigens Nachrichten für dich. Sie wurden unter der Tür hindurchgeschoben.«
Aus der Tasche seiner Strickjacke holte David ein Bündel verknitterter Zettel.
»Von wem sind sie denn?«, erkundigte sich Max misstrauisch.
»Hmm«, erwiderte David und betrachtete die zusammengefalteten Briefbögen. »Ich glaube, Julie, Julie, Julie … und ja, noch eine von Julie. Es sei denn, Connor fängt jetzt auch an, seine Zettel mit kleinen roten Herzen zu signieren. Soll ich sie dir vorlesen?«
»Nein!«
David gab ihm die Zettel, die Max errötend las, während sein Zimmergenosse das Feuer schürte.
»Und was schreibt Julie so?«, erkundigte sich David.
»Nichts«, entgegnete Max hastig. »Äh, sie möchte morgen früh mit uns zusammen frühstücken.«
»Ja, ich denke, auf meine Anwesenheit legt sie dabei besonders viel Wert«, meinte David milde. »Aber ich werde leider nicht dabei sein können.«
»Was hast du denn vor?«
David antwortete nicht, sondern blickte zu ein paar Zeichnungen auf dem Tisch hinüber. Max erkannte, dass es sich um einige Beschwörungskreise handelte, komplizierte, mächtige Diagramme, die man brauchte, um böse Geister zu beschwören. Max hatte David ähnliche Kreise schon früher benutzen sehen und wusste, wie gefährlich so etwas sein konnte.
»David, hast du … Dinge beschworen?«, wollte er wissen.
Davids blassblaue Augen sahen Max an. »Mach dir um mich keine Sorgen, Max«, meinte er kühl.
»Aber Dämonen sind gefährlich«, warnte Max.
David sah ihn ein wenig amüsiert an. Er zog den Pulliärmel zurück und enthüllte den Stumpf, wo seine rechte Hand gewesen war. Astaroth hatte ihm bei ihrer ersten
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