Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
manipuliert zu werden? Oder war es in Wirklichkeit die Tatsache, dass Astaroth ihn zwang, dem langsamen Fortschreiten eines zum Scheitern verurteilten Planes zuzusehen? Er blickte auf Davids kostbare Tasche mit wirkungslosem Gift und hätte sie am liebsten über Bord geworfen. Doch immer, wenn ihn ein derartiger Drang überkam, hielt ihn ein heimtückischer Zauber zurück … eine Kraft, die ihn daran hinderte, seinen Freund zu warnen oder etwas zu tun, was Davids Schicksal beeinflussen konnte.
»Ich vertraue dir«, log Max. »Ich werde nicht fortgehen.«
»Gut«, sagte David zweifellos erleichtert. Doch dann kehrten der Ausdruck und die Haltung des kühlen Strategen wieder. »Es ist fast Walpurgisnacht. Und es wird Zeit, dass ich euch in meine Pläne einweihe.«
Wenn sie den Tiber erreichten, würden sie von Bord
gehen. Cooper würde mit dem Schiff weitersegeln und sich mit dem Roten Dienst vereinen, um den Ausbruch des offenen Krieges zwischen Prusias und Aamon zu provozieren. Dadurch würden sie für Ablenkung und Spannung sorgen, die David, Max und dem Smee helfen würden, in den Palast zu gelangen und Zugang zur Kathedrale zu bekommen, in der die Festlichkeiten beginnen würden. David wollte so dicht wie möglich an Astaroth herankommen und dann …
David öffnete die Tasche und zeigte ihnen das blutrote Gift in den Glasröhrchen.
»Aber wie bekommst du ihn dazu, es zu trinken?«, fragte Max steif.
»Das wird er aus Pflichtgefühl tun«, erklärte David. »Halloween und die Walpurgisnacht sind die heiligsten Feiertage der Dämonen. Es sind die Nächte, in denen die Jahreszeiten wechseln und in denen die Grenzen zwischen unserer und anderen Welten am dünnsten sind. Zu diesen Zeiten sind die Dämonen am stärksten.«
»Du willst die Dämonen also genau in der Nacht angreifen, in der sie am stärksten sind?«, wunderte sich der Smee.
»Und sich alle an einem Ort versammeln«, ergänzte Max.
»Genau«, bestätigte David. »Ich will nicht so tun, als seien die Umstände nicht beängstigend, aber die Dämonen müssen sich nach gewissen Ritualen richten. Solche Rituale sind naturgemäß leicht berechenbar, und die Berechenbarkeit ermöglicht es uns, ihre Vernichtung zu planen. Und glücklicherweise haben die Dämonen ein Ritual, das unserem Anliegen sehr entgegenkommt.«
»Und welches ist das?«, wollte Max wissen.
»Seit 1649 hat die Walpurgisnacht immer mehr an Bedeutung gewonnen. Es war das Jahr, in dem der Feind an
diesem Abend Solas zerstört und Astaroth Bram vernichtet hat. Für die Dämonen hat die Walpurgisnacht somit ungeheure Bedeutung. Und wie fangen die meisten Festlichkeiten an?«
»Mit einem Toast!«, rief der Smee. »Prost und all so was!«
»Genau!«, bekräftigte David mit wachsender Begeisterung. »Die höchsten Adligen der vier Königreiche werden auf den Fall von Solas und die Niederlage von Bram anstoßen. Und ich bin mir absolut sicher, dass Astaroth in der Walpurgisnacht deutlich machen wird, dass er der große Gott ist, nicht Prusias, nicht Aamon, nicht Rashaverak oder Lady Lilith.«
»Bestreitet denn das tatsächlich einer der Dämonen?«, zweifelte Max.
»Nein«, erwiderte David. »Keiner von ihnen hat auch nur annähernd so viel Macht. Aber Astaroth lässt seine Monarchen ihre Königreiche regieren, weil ihm selbst das zu langweilig ist. Jetzt, wo er das Buch Thoth hat, hat er die Gelegenheit, Neues zu erschaffen und die Welt umzugestalten, und das ist es, was er will. Und wenn der Große Gott eine Weile untertauchen will, um sich größeren Dingen zu widmen, was macht das schon?«
»Aber wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch …«, bemerkte Cooper.
»Eben. Und die Mäuse haben heftig getanzt«, stellte David fest. »Prusias und Aamon stehen kurz vor einem Krieg. Prusias hält die Werkstatt trotz Astaroths Abneigung der Technik gegenüber aufrecht. Lilith hat geheime Abkommen mit den Wicca getroffen und greift Rashaveraks Handel an… Es gibt endlose Intrigen. Ich glaube zwar, dass Astaroth das im Grunde genommen egal ist, aber ab und zu muss er doch einmal auf die Tatsache hinweisen, dass er derjenige ist, der das Sagen hat. Und das wird er auf spektakuläre
Weise tun … einen töten und zehntausend erschrecken oder so ähnlich. Die vier Herrscher und ihre Lehnsleute gehen in ihren eigenen Territorien auf gleiche Weise vor.
Ich bin zuversichtlich, dass Astaroth in der Walpurgisnacht einen Toast zur Erinnerung an seine Siege ausbringen wird. Und
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