Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
Scherben und seufzte.
»Du siehst ja, was passiert«, meinte er und bückte sich, um Max den kleiner werdenden Haufen zu zeigen. »Bei jedem Schmieden behalten wir weniger für das nächste Mal übrig. Ich fürchte, wir haben nur noch eine einzige Chance, bevor es die gae bgolga nicht mehr gibt. Was soll ich damit machen?«
Es war nicht zu leugnen. Das Material im Schmelztiegel war auf die Hälfte zusammengeschmolzen. Was auch immer der Fomorianer damit herstellte, musste klein sein, und es gab keine Garantie, dass es nicht ebenfalls an etwas so Mächtigem wie dem Amboss des Riesen zerschellen würde. Max wollte gerade antworten, als ihn plötzlich etwas am Bein kratzte.
Das Lymrill hatte sich zu ihm gesellt und stand halb aufgerichtet, seine große Kralle fest in Max’ Hosenbein gekrallt wie eine Katze am Kratzbaum. Als Max hinuntersah, sah er Blut über seine Hose laufen.
»Nick«, schalt er und stieß die Pfote des Tieres fort. »Geh zurück zu David.«
Aber das Lymrill hielt fest und ließ nicht locker. Ungeduldig beugte Max sich hinunter, um die Krallen aus seiner Hose zu lösen und sein hartnäckiges Mündel zurechtzuweisen. Doch Nick zuckte bei der plötzlichen Bewegung zusammen und begann zu zittern. Max’ Zorn verrauchte. So hatte Nick sich noch nie benommen.
Da stimmte etwas nicht.
Er ließ sich auf ein Knie nieder, nahm die Pfote hoch
und sah darunter wie ein Vater, der die Handfläche seines Kindes nach einem Splitter absucht. Plötzlich hielt er den Atem an.
Das Blut auf seiner Hose war das von Nick gewesen.
Das Lymrill schaute ihn intensiv an, und in seinen Augen war deutlich die Intelligenz zu lesen, die es für gewöhnlich verbarg, wenn es Unsinn im Kopf hatte. Nicks Stacheln waren zu einem glatten, glänzenden Fell angelegt, sodass er fast elegant aussah, als sei dies ein besonderer Anlass, bei dem er sein absolut Bestes geben wollte.
Max erkannte Nicks Absicht und es brach ihm fast das Herz.
»Nein!«, sagte er streng, als ob so eine Aufforderung je etwas genutzt hätte. Er riss den Blick von den Augen des Lymrills los und untersuchte die verletzte Pfote. Dabei löste sich Nicks Kralle ganz aus dem Fleisch und blieb in Max’ Hosenbein hängen. Max starrte sie an – eine schwarze Kralle, so lang wie sein Finger, mit einem blutigen Streifen am unteren Ende.
Langsam glitt eine weitere Kralle aus Nicks Pfote wie von einer starken Muskelkontraktion abgestoßen. Mit metallischem Klang fiel sie auf den Höhlenboden.
Nick zitterte und sein Atem kam in flachen, kurzen Stößen. Eine dritte Kralle löste sich von der Pfote, gleich darauf noch eine.
»Kann ihm bitte jemand helfen!«, rief Max mit wachsender Panik. »Er ist krank!«
Aber Cooper und David blieben wie angewurzelt in der Tür stehen.
»So macht doch jemand etwas!«, schrie Max verzweifelt, als sich mehrere lange Stacheln von Nicks Rückgrat lösten. Max schloss die Augen und schluchzte. Das Lymrill fiel vor seinen Augen auseinander und er konnte nichts dagegen tun.
Plötzlich vernahm er die tiefe, sanfte Stimme des Fomorianers: »Sieh nicht weg«, bat ihn der Riese. »Dein Freund macht dir das größte Geschenk, das er zu geben hat. Du musst dich dieses Opfers würdig erweisen, Cousin. Empfange sein Geschenk aus ganzem Herzen. Nimm es an mit all der Liebe und Kraft, mit der es gegeben wird. Sieh nicht weg, sondern bleibe bei ihm.«
Max zwang sich, Nicks Blick zu erwidern. Und als fast alle Krallen und Stacheln am Boden lagen und Nick schwächer wurde, lehnte sich Max zurück und bettete das zitternde Lymrill auf seine Brust, sodass es sich noch einmal darauf ausstrecken konnte. Denn so hatten sie sich vor Jahren kennengelernt, als Nick sich Max als Schutzpatron ausgesucht hatte.
Nick bemerkte die Geste wohl.
In seinen verlöschenden Augen glomm ein unmissverständliches schalkhaftes Leuchten auf, und mit einem angestrengten Schnauben schob er sich vor, sodass sein Kinn noch einmal auf dem von Max ruhte. Fast eine Stunde lang lag er so und knetete das Hemd seines Patrons. Als das Zittern zu stark wurde und die Atemzüge zu kurz, hob das Lymrill den Kopf und sah Max noch ein letztes Mal an.
Mit einem lang gezogenen Jaulen und einem kurzen Zwicken sagte Nick Lebewohl.
KAPITEL 27
Das Grab eines Würdenträgers
D as Meer war beängstigend schön. Vom Bug der Ormenheid aus beobachtete Max die weichen Wellen aus Platin und Silber. Es war einer dieser unwirklichen Momente, wenn das Meer heller ist als der Himmel und wie von
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