Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
Imitator und hatte bereits die Stimme und den Tonfall übernommen, sodass das Original schließlich aufhörte zu spotten, damit Toby seine Darstellung nicht noch weiter perfektionieren konnte. Max konnte keinen Unterschied zwischen den beiden feststellen.
»Ich kann keine Aura sehen«, gestand er. »Wie ist die Aura?«
»Perfekt«, fand David. »Toby, du bist wirklich ein Smee unter den Smees.«
»Wohl wahr«, kicherte Toby mit Cambryllas eiskalter Stimme. »Aber wenn der Dämon die Zehen des kleinen Zauberers in Gelee verwandelt hat …« Abrupt hielt der Smee inne und hustete kurz. »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte er mit seinem eigenen wohltönenden Bariton. »Wenn man erst einmal eine Rolle übernommen hat, verliert man sich leicht in dem neuen Charakter. Verzeiht mir, es hat natürlich niemand die Absicht, deine Zehen in Gelee zu verwandeln.«
»Du musst dich nicht entschuldigen«, erwiderte David. »Eigentlich finde ich es sogar besser, wenn du in deiner Rolle bleibst – so abstoßend sie auch sein mag.«
»David, bitte sag mir nicht, dass du mich auch in einen Dämon verwandeln willst!«, erschrak Max.
»Nein«, beruhigte David ihn. »Wir beide haben ein ganz einfaches Kostüm. Wir verkleiden uns als Malakhim.«
Damit ging er zu seiner Tasche und holte eine Kiste daraus hervor. Er kramte in ihr herum und zog schließlich zwei schwarzen Roben mit Kapuzen und die Totenmasken aus Obsidian mit den zerstörten Engelsgesichtern heraus. Selbst diese Anstrengung schien ihn zu erschöpfen, denn sein Gesicht war kreidebleich und der Schweiß lief ihm vom Haaransatz bis zum Kinn hinunter. Max warf einen Blick auf Maya und sah, dass auch das Ulu von kaltem Schweiß bedeckt war.
»Was ist mit ihr?«, fragte Max und strich ihr über den feuchtkalten Kopf.
»Sie stirbt«, erklärte David mit erschreckender Überzeugung. »Ihr Blut hilft mir nicht nur beim Übersetzen, es hat auch heilende Wirkung. Und wenn ich mich überschätzt habe – was leicht der Fall ist -, dann hilft mir Mayas Energie, mich zu erholen. Unglücklicherweise waren die Anforderungen, die ich während des letzten Jahres an mich gestellt habe, zu viel für uns beide. Sie wird uns bald verlassen, aber wir werden ihr immer dankbar sein …«
Die Dämonin im Kreis begann, sich über seine Trauer lustig zu machen, woraufhin David ihn mit einem Schweigebann belegte. Er forderte die anderen auf, zu schlafen, denn es war bereits nach Mitternacht und der entscheidende Tag war gekommen. Bei Sonnenuntergang am nächsten Abend würden die Festlichkeiten beginnen.
Doch keiner von ihnen konnte schlafen.
Wie ein pflichtbewusster Schauspieler konzentrierte sich der Smee und ging immer wieder alle Details seiner kommenden Vorstellung durch, von der Begrüßung des Torwächters bis zur Eröffnungszeremonie selbst. Er saß ein wenig abseits, immer noch ganz die schreckliche Dämonin,
machte sich Aufzeichnungen und flüsterte verschiedene Sätze und Ausdrucksweisen.
Max saß im Schneidersitz und betrachtete die schwarze Malakhim-Maske. Das Gesicht war engelsgleich, doch ein Riss von der Schläfe bis zur Stirn zeugte von der Strafe für einen längst vergangenen Verstoß. David hatte sich mit allen Aspekten der Verkleidung Mühe gegeben, sodass sie Max’ Aura ebenso verbergen würde, wie es sein Helm und die Rüstung in der Arena getan hatten. Er würde den Smee mit David zusammen begleiten, als Malakhim verkleidet und mit den alten Rhytons – Trinkhörnern – in der Hand, in denen der Wein für den rituellen Trinkspruch enthalten sein würde. Max’ Neugier wurde übermächtig. Er warf einen Blick auf David, der ein paar Schritte weiter saß und den zierlichen Kopf seines Schützlings im Schoß hielt.
Max kroch näher zu ihm. »Wird das Gift sich schon im Wein befinden?«, fragte er.
»Nein«, murmelte David müde. »Das Elixier darf erst kurz vor dem Trinken in den Wein gegeben werden.«
»Und wie wirst du das machen?«
»Aus dem Handgelenk«, lächelte David. »Keine Magie.«
Max runzelte die Stirn. David hatte nur eine Hand und hatte sogar gezögert, Karten auszuteilen.
»Ich weiß, woran du denkst«, sagte er. »Aber sieh mal hier.«
Er gab Max eine künstliche Hand aus Holz. Sie war weder irgendwie verzaubert noch sonderlich funktional, sondern eher wie die Hand einer Schaufensterpuppe, deren Finger gebogen waren, als ob sie etwas hielt. Doch dort, wo das Handgelenk an den Unterarm ansetzte, war etwas Merkwürdiges. Um das Gelenk herum
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