Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
verstärkt. Denn als sie durch den mittleren Bogen eintraten, wurden jeder Laut und jeder ihrer Schritte plötzlich verstärkt und vervielfacht, sodass sie lauter und geradezu endlos erschienen.
Es herrschte eine angespannte Vorbereitungsstimmung – die hektischen Energien hinter der Bühne einer Eröffnungsveranstaltung. Gnome und Vyes huschten mit zahllosen Aufträgen hin und her. Hunderte von Kitsune und anderen kleineren Dämonen mit Belyaëls, Cellos und Violinen strömten durch den Haupteingang herein und heraus.
»Da seid ihr ja!«, rief eine Stimme, und als Max sich umwandte, sah er Mr Bonn mit einem Dutzend Schriftrollen an die Brust gedrückt auf sie zu eilen. Er sah völlig erschöpft aus, als ob der Druck, eine solche Veranstaltung zu organisieren und die dazugehörige Planung ihn vollkommen ausgelaugt hätten. Der zerstreute Gnom verlor keine Zeit.
»Es ist mir eine Ehre, Gräfin«, sagte er zu Cambrylla. »Ich habe soeben erfahren, dass uns der Große Gott persönlich mit seiner Anwesenheit beehren wird und dass er Eure Exzellenz als Würdenträgerin für den Eröffnungstoast heute Abend ausgewählt hat. König Prusias ist natürlich hocherfreut und hat mir ausdrücklich aufgetragen, Sie willkommen zu heißen.«
Max bemerkte, dass sich Cambrylla sehr sorgfältig verneigte. Bei der Ansprache durch den Gnom hatte sie lediglich den Kopf geneigt, doch bei der Erwähnung von Prusias verbeugte sie sich tief.
»Sind Sie mit den Aufgaben als Würdenträgerin vertraut?«, erkundigte sich der Gnom.
»Das ist nicht meine erste Walpurgisnacht«, raunzte Cambrylla ihn an.
»Selbstverständlich.« Mr Bonn verneigte sich hastig. »Bitte folgen Sie mir.«
Er führte sie in die Kathedrale und scheuchte dabei mit lauten Rufen Musiker und Arbeiter aus dem Weg.
War sich Max zuvor winzig vorgekommen, so hörte er jetzt ganz auf zu existieren. Als sie den schier endlosen
Mittelgang entlanggingen, ließ er hinter seiner Maske die Blicke schweifen. Geisterhafte Stimmen erfüllten den riesigen Raum im Einklang mit der Orgel, deren schwere Töne gelegentlich die Luft vibrieren ließen.
Als sie am Altar angekommen waren, schwitzte Mr Bonn sichtlich. Max ebenfalls, und er machte sich Sorgen um David, der nicht nur sehr schwach war, sondern auch noch nach Kräften versuchte, mit den Stiefeln zu laufen, die wie Miniaturstelzen aussahen. Glücklicherweise herrschte so viel Aktivität um sie herum und so viel nervöse Energie, dass niemand Zeit hatte, auf einen ungeschickten Malakhim zu achten, der hinter seiner hässlichen Gräfin herstolperte.
Der Gnom eilte zum Altar und hob ein Seidentuch an, unter dem ein goldener Kelch und zwei riesige Dekanter für den Wein standen. Der Gnom wischte sich den Schweiß von der Stirn und reichte Cambrylla den Kelch und David und Max je einen Dekanter. Seufzend sah er zur Sonne hinauf, die durch die Rosette schien, und dann wieder zu der hochmütigen Cambrylla.
»Bis zum Beginn der Zeremonie dauert es noch eine Weile«, meinte er. »Ich lasse Ihre Stühle bringen.«
Es war alles völlig surreal.
Max hätte fast angefangen zu kichern, als drei Vyes vergoldete Stühle für ihn, David und den Smee brachten. Sie setzten sich hinter den Altar – unglaublich winzig und unbedeutend -, während die Sonne unterging und die Musiker ihre Plätze einnahmen. Der Smee behielt die ganze Zeit über seine Rolle aufrecht.
»Muss ich euch daran erinnern, dass wir an einem heiligen Ort sind und nicht herumzappeln?«
Max hörte sofort auf, sich am Knie zu kratzen. Er schwitzte unglaublich in seinem Kostüm. Das Gewand der Malakhim war schwer und die Maske genauso bedrückend
wie die, die er als Bragha Rùn getragen hatte. Er verspürte Mitleid mit David, für den schon der Gang durch die Kirche ein reiner Willensakt gewesen sein musste.
Während sie warteten, versuchten sie, sich zu erholen. Die Musiker hörten einer nach dem anderen mit dem Stimmen der Instrumente auf und die Stimmen des Chors hinter ihrem Vorhang verstummten. Nur die Orgel spielte weiter in tiefen, verstörenden Tönen.
Langsam begannen die Adligen hereinzuströmen und in respektvollem Schweigen die Gänge entlangzugehen. Es waren Abschnitte für die einzelnen Herrscher abgeteilt, die jeweils mit der Standarte des Königs oder der Königin gekennzeichnet waren. Max bemerkte, dass die Gefolgsleute von Prusias und Aamon nicht nebeneinander saßen. Die größeren Adligen – von denen viele so groß waren wie der Fomorianer, oder
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