Die Schule der magischen Tiere, Band 2: Voller Löcher! (German Edition)
dem Prinzen ein Menuett.
Caspar strahlte. „Sehr gut, Prinzessin!“
Anna-Lena lächelte und bückte sich. Caspar krabbelte auf ihre Hand.
„Es macht Spaß, eine Prinzessin zu sein“, gestand Anna-Lena. „Aber nicht immer.“
„Musst du ja auch gar nicht“, antwortete Caspar. Seine Farbe wechselte ins Dunkelrot. „Obwohl du“, er holte tief Luft, „immer meine Prinzessin sein wirst.“
Anna-Lena kicherte verlegen.
„Du kannst natürlich auch einfach Anna-Lena sein“, fuhr das Chamäleon fort. „Es liegt ganz an dir, welche Rolle du spielen willst im Leben.“
Anna-Lena überlegte einen Moment. „Kann ich auch durchwechseln?“, fragte sie dann vorsichtig nach.
„Aber natürlich“, sagte Caspar. „So geht es doch jedem von uns. Manchmal sind wir traurig, manchmal fröhlich. Manchmal still, manchmal aufgekratzt. Manchmal wollen wir tanzen, manchmal einfach nur still da sitzen und aus dem Fenster schauen. Wichtig ist, dass du selbst entscheidest, wer du sein willst.“
Eine Weile waren in dem Zimmer nur Millis gleichmäßige Atemzüge zu hören. Dann gab sich Anna-Lena einen Ruck. „Ich will es versuchen!“
11. Kapitel
Helene gegen Anna-Lena
Als Helene Anna-Lena aufforderte im Mittelgang die Schultaschen zur Seite zu räumen, damit mehr Platz zum Theaterspielen war, hob Anna-Lena nicht einmal den Kopf.
„Das geht doch auch so“, sagte sie nur.
Der große Tag des Vorsprechens war gekommen. Miss Cornfield ging die Klassenliste durch. Sie fragte Schoki, ob er nicht ebenfalls Beleuchter werden wollte.
„Klar!“, rief Schoki und sah Benni fragend an. „Wenn das geht?“
„Super!“, freute sich der.
„Fein. Geht gleich zu Herrn Wondraschek und holt so viele Lampen, wir ihr kriegen könnt“, sagte Miss Cornfield. „Ich will, dass die Bühne richtig geheimnisvoll aussieht. Also mit Licht von hinten, von der Seite, immer abwechselnd, ihr müsst herausfinden, was gut aussieht.“
Sie klatschte in die Hände. „Miriam! Du bist dabei am Samstag?“
Miriam nickte strahlend. An diesem Morgen erst hatte sie mit ihrer Mutter telefoniert: Das Dach ihrer Schule war noch immer nicht repariert, also würde sie Geige spielen können.
Miss Cornfield ließ ihre Schüler immer wieder vorsprechen. Nach und nach wurden alle Rollen verteilt: König Richard Löwenherz, der Sheriff von Nottingham, Robin Hoods treue Begleiter. Dann gab es noch etliche Nebenrollen: Hirsche, die vom Pfeil getroffen wurden und plötzlich umfielen.
Kutscher, die auf dem Kutschbock saßen und mit der Peitsche knallten. Menschen in zerrissenen Kleidern, die von Robin Hood mit Geschenken überhäuft wurden. Bäume, die im Wind ihre Äste hin und her bewegten. Alle diese kleinen Rollen sollten diejenigen übernehmen, die zwischendurch nichts zu tun hatten.
Miss Cornfields Laune wurde immer besser. Endlich ging es mit dem Stück voran!
Ida hatte nun doch eine kleine Rolle angenommen; sie spielte eine arme Bettlerin. Außerdem wollte sie das Programmheft gestalten. Sie konnte zwar schon ganz gut mit dem Computer umgehen, aber sie konnte dabei auch sicher noch einiges lernen, das würde eine gute Übung sein.
Jo spielte einen reichen Baron und Silas freute sich über seine Rolle als Sheriff von Nottingham. Als er mit seiner alten Kinderpistole herumballerte, schüttelte Miss Cornfield den Kopf. „Mittelalter, Silas, Mittelalter. Hier hast du ein Schwert.“
Die Hauptrolle blieb bis zum Schluss übrig. Nun fiel die Entscheidung: Helene oder Anna-Lena.
Benni drehte sich zu Anna-Lena um. Ihr Chamäleon war kaum zu sehen, es verschwamm fast mit dem Braun des Schultisches.
Caspar ist so unscheinbar, wie Anna-Lena manchmal ist, schoss es Benni durch den Kopf. Ob sie es gegen Helene schaffen wird?
Miss Cornfield räusperte sich. „Erst ist Helene dran, dann Anna-Lena.“
Helene hatte sich eine anliegende weiße Bluse, olivgrüne Jeans und ihre braunen Winterstiefel angezogen. Ihre blonden Haare hatte sie unter einem schwarzen Tuch verborgen, das sie im Nacken zu einem Knoten gebunden hatte. Benni musste zugeben, dass Helene einen ziemlich guten Robin Hood abgab.
Nun griff sie nach den Waffen und begann zwischen den Bankreihen auf und ab zu gehen. Sie tat, als pirschte sie sich durch den Wald und setzte einen Fuß vor den anderen.
„Es ist falsch, dass die Reichen alles haben und die Armen nichts. Nichts ist vor mir sicher, nichts ist mir heilig. Nicht einmal der König!“
Helene hob Pfeil und Bogen und zielte nach
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