Die Schule der Nacht
»Entweder das, oder er hatte das Gefühl, der Wahrheit schon ganz nahe zu sein – ich habe keine Ahnung.«
Fiona blätterte ein paar Seiten weiter. »Was bedeutet dieser Eintrag hier: Altar in C. F . WDS ?«
April schüttelte den Kopf. »Wenn ich das nur wüsste. Das Buch ist voll von diesen kryptischen Abkürzungen. Kein Wunder, schließlich hat er die Notizen ja nur für sich selbst angelegt.«
»Aber er hat das Buch doch versteckt, oder? Also muss er seine Notizen für ziemlich wichtig gehalten und angenommen haben, dass sie ihn zu denjenigen führen könnten, die Antworten auf seine Fragen wissen.«
»Deswegen will ich ja auch unbedingt noch mehr über unsere Schule herausfinden. Er war offensichtlich überzeugt davon, dass derjenige, der hinter der Schule steht, eine Verbindung zum Regenten hat. Vielleicht hat jemand von der Ravenwood School dafür gesorgt, ihn aus dem Weg zu schaffen.«
»Und warum hätte er dich dann ausgerechnet auf diese Schule schicken sollen?«, sagte Fiona. »Ich meine, wenn er wirklich geglaubt hat, dass es dort vor Vampiren nur so wimmelt, hätte er dich dadurch doch in Gefahr gebracht, oder?«
April nickte nachdenklich. Mit genau dieser Frage hatte sie auch schon gerungen. Es war eine Sache, mit seiner Familie in eine gefährliche Gegend zu ziehen, aber eine ganz andere, sein einziges Kind an einer Schule anzumelden, von der er angenommen hatte, sie würde von blutsaugenden Untoten geleitet. Aus diesem Grund war April eigentlich überzeugt davon, dass ihr Vater nicht wirklich an die Vampire geglaubt hatte.
»Aber mal abgesehen davon, ob an der Vampirgeschichte etwas dran ist oder nicht – und ich finde, sie klingt eher unwahrscheinlich –, glaubst du doch nicht ernsthaft, dass Gabriel deinen Dad umgebracht hat, oder?«, sagte Fiona leise. »Ich meine… so wie du am Anfang über ihn geredet hast, hätte ich ihn eher für einen Märchenprinzen gehalten und nicht für einen psychopathischen Serienkiller.«
April seufzte. »Wahrscheinlich hab ich mich einfach in ihm getäuscht, Fee. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ich mich in den Falschen verliebe.«
Fiona zog eine Grimasse.
»Was?«
»Na ja… nicht böse sein, Süße, aber du hast tatsächlich ein Händchen dafür, dir ausgerechnet immer solche Jungs auszusuchen, die unerreichbar sind, und dich in romantischen Tagträumen zu verlieren, die wahrscheinlich niemals wahr werden.«
»Du meinst Neil?«
»Ja, aber davor gab es auch noch David Brody und diesen Baz, den wir auf dem Flohmarkt kennengelernt haben, erinnerst du dich? Du hattest schon eure Hochzeit geplant, bevor du überhaupt eine SMS von ihm bekommen hattest.«
April gab es zwar nicht gerne zu, aber Fiona hatte recht. Vielleicht hatte sie ja so eine Art masochistische Ader, dass sie sich immer wieder Abfuhren einhandelte und sich vorsätzlich Jungs aussuchte, die ihr nicht guttaten? Ein potenzieller Serienmörder ist bis jetzt allerdings noch nie darunter gewesen, dachte sie kopfschüttelnd.
»Das heißt, du glaubst, dass ich mit meinem Verdacht gegen Gabriel falschliege?«, fragte sie.
»Ehrlich gesagt, finde ich ihn ziemlich weit hergeholt«, antwortete Fiona. »Natürlich ist es seltsam, dass er an dem Abend am Tatort war, an dem diese Isabelle umgebracht wurde, aber du warst auch dort und bist deswegen noch lange keine Mörderin. Und dass er dich nach der Party auf den Friedhof gelotst haben soll, um dich abzumurksen… Sorry, aber das ist selbst für deine Verhältnisse ein bisschen zu horrorfilmmäßig. Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass der Typ vielleicht wirklich auf dich steht? Wahrscheinlich wollte er auf dem Friedhof ganze andere Sachen mit dir machen…«
April warf ein Kissen nach ihr, fühlte sich aber schon ein bisschen besser, nachdem sie Fionas Meinung zu ihren Befürchtungen gehört hatte. Es stimmte – ihr Misstrauen gegen Gabriel beruhte nur auf Vermutungen und Spekulationen. Und er hatte schließlich selbst gesagt, dass die Situation kompliziert sei und es Dinge gäbe, über die er nicht mit ihr reden könne. Und das Missverständnis, dass er und Layla ein Paar seien, hatte sich zum Glück inzwischen auch geklärt. Als sie an ihn dachte, spürte sie plötzlich ein aufgeregtes Ziehen in der Magengegend, versuchte es aber sofort zu unterdrücken. Selbst wenn Gabriel den Mord an Isabelle und ihrem Vater nicht selbst begangen hatte, musste er irgendwie darin verwickelt sein, sonst würde es nicht so viele Verbindungen zwischen
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