Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
Vom Netzwerk:
sein«, sagte Fiona, als er weg war.
    »Ich wünschte, ich hätte einen Onkel wie ihn«, seufzte Caro. »Meine sind entweder kriminell oder bei den Bullen.«
    »Das wusste ich gar nicht«, sagte April erstaunt.
    »Es gibt eine Menge, was du noch nicht weißt«, erwiderte Caro augenzwinkernd. »Nein, im Ernst, ist doch klar, dass man mit so was nicht hausieren geht. Wenn das die Trauerfeier meines Vaters wäre, wären jetzt schon alle betrunken und würden sich die Köpfe einschlagen.«
    »Apropos…«, murmelte Fiona und deutete mit dem Kopf in die Richtung von Aprils Mutter. Sie war schwankend von ihrem Platz aufgestanden, woraufhin Aprils Großvater auf sie zueilte, um sie zu stützen.
    »Lass mich in Ruhe!«, zischte sie und schlug seinen Arm weg. »Ich brauche deine Hilfe nicht, ich kann sehr gut auf meinen eigenen Füßen stehen… Schließlich musste ich das schon die ganzen letzten zwanzig Jahre hindurch unter Beweis stellen.«
    »Entschuldigt mich bitte kurz«, sagte April und folgte ihrer Mutter in die Küche, wo sie gerade dabei war, sich Wodka nachzuschenken.
    »Findest du nicht, dass du langsam genug hast, Mum? Du fängst an, peinlich zu werden.«
    »Nein, ich finde nicht, dass ich genug habe«, entgegnete ihre Mutter und trank demonstrativ einen großen Schluck Wodka. »Ich werde nie genug haben. Niemals. Und wenn dir das peinlich ist, dann hau doch einfach auch ab.« Sie machte eine wedelnde Handbewegung Richtung Wohnzimmer.
    »Wieso auch ?«
    »Genau wie dein Vater«, antwortete ihre Mutter mit schwerer Zunge. »Er ist wieder mal auf und davon und hat uns allein gelassen.«
    »Wieder mal? Wovon redest du, Mum?«
    »Wovon ich rede? Aber woher sollst du es auch wissen, du bist ja immer Daddys kleiner Liebling gewesen, nicht wahr?«, stieß Silvia bitter hervor. »In deinen Augen hat er natürlich immer alles richtig gemacht, dein perfekter Vater. Aber wie hätte er auch irgendetwas falsch machen sollen, wenn sein ganzes Dasein sich ausschließlich darum drehte, sein kleines Mädchen zu beschützen?«
    April fühlte sich immer unbehaglicher, so als wäre sie unfreiwillig in eine Unterhaltung gestolpert, die nicht für ihre Ohren bestimmt war.
    »Mich beschützen? Wovor denn?«
    Ihre Mutter warf den Kopf in den Nacken und brach in hysterisches Lachen aus. »Vor denen natürlich«, sagte sie und machte eine weit ausholende Geste, bei der sie etwas von ihrem Drink verschüttete.
    »Nicht, Silvia!«, herrschte der alte Mr Hamilton, der plötzlich in der Küche aufgetaucht war, seine Tochter an und riss ihr das Glas aus der Hand. »Das ist jetzt weder der richtige Moment noch der passende Ort.«
    »Ach nein? Wann ist denn dann der richtige Moment, ihr zu sagen, wer ihr Vater wirklich war? Doch wohl jetzt, wo er tot ist? Und vor ein paar Wochen konntest du es doch selbst kaum erwarten, es ihr zu erzählen.«
    »Ich warne dich«, sagte Aprils Großvater gefährlich leise und schloss die Finger so fest um das Glas, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
    »Grandpa, bitte!« April eilte auf ihn zu und versuchte, ihn am Arm zurückzuziehen, aber genauso gut hätte sie versuchen können, einen Baumstamm zu bewegen. »Sie ist einfach nur betrunken und mit den Nerven am Ende«, sagte sie verzweifelt. »Sie weiß doch gar nicht mehr, was sie sagt.«
    Ihr Großvater starrte sie einen Moment lang an, als würde er sie gar nicht erkennen. In seinen Augen loderte eine unbändige Wut auf, dann entspannten sich seine Gesichtszüge plötzlich wieder, und er stellte das Glas auf die Küchentheke. »Natürlich. Du hast recht. Es war für uns alle ein harter Tag.«
    »Hart? Für dich?«, höhnte Aprils Mutter. »Und ich hätte gedacht, du lässt die Champagnerkorken knallen.«
    »Mum, bitte«, flehte April. »Können wir nicht wenigstens heute versuchen, miteinander klarzukommen? Ich habe diese ständigen Streitereien so satt. Ich kann nicht mehr, verstehst du? Ich habe gerade meinen Vater beerdigt, und ich will nicht, dass einer von euch…« Ihre Stimme brach, und ihr schossen die Tränen in die Augen. »Versprecht mir, dass ihr mich nicht auch noch allein lasst.«
    Ihr Großvater und ihre Mutter sahen sich an. Es war nur ein ganz kurzer Blick, der gerade mal den Bruchteil einer Sekunde dauerte, aber wieder hatte April das Gefühl, etwas gesehen zu haben, das nicht für ihre Augen bestimmt gewesen war.
    »Wir gehen nirgendwohin, Prinzessin«, sagte ihr Großvater beruhigend und nahm sie fest in den Arm. »Darauf kannst du

Weitere Kostenlose Bücher