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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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zuckte mit den Achseln. »Sie könnten überall sein. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht gegen ihren Willen verschleppt wurden.«
    »Woher willst du das wissen?«, rief April, deren Sorge sich allmählich in Angst verwandelte. »Womöglich haben sie ihnen inzwischen schon etwas angetan!«
    Als Gabriel auf sie zutrat, um sie zu beruhigen, schubste sie ihn von sich.
    »Das wäre Unsinn! Überleg doch mal, April. Sie wollen sie schließlich für ihre Sache gewinnen, was hätten sie denn davon, wenn sie sie umbringen würden?«
    »Woher soll ich das wissen?«, rief sie. »Du bist doch der verdammte Vampir – sag du’s mir! Macht es Spaß , Menschen zu töten?«, fügte sie bitter hinzu.
    »Keine Ahnung«, antwortete Gabriel verletzt, dann runzelte er plötzlich die Stirn und ging zum Kamin. »Hier.« Er reichte April eine hastig auf einen Zettel gekritzelte Nachricht, die an der Uhr auf dem Sims gelehnt hatte.
    April, Darling, sind im Euphoria auf der York Road. Du stehst auf der Gästeliste. Davina
    Als sie kurz darauf im Taxi saßen, brachte April kein Wort heraus, so wütend war sie. Wütend auf Davina und Benjamin, die offensichtlich versuchten, ihre Freundinnen zu rekrutieren oder womöglich zu töten. Wütend auf Fiona und Caro, die mit den beiden mitgegangen waren, weil sie anscheinend nicht begriffen hatten, auf wen sie sich da einließen. Wütend auf Gabriel, weil er ein verdammter Vampir war. Und wütend auf ihre Mutter, die weiß Gott wohin verschwunden war, statt ihr zur Seite zu stehen.
    »Was denken sie sich eigentlich dabei?«, brach es schließlich empört aus ihr hervor. »Mein Vater ist heute beerdigt worden, und die ziehen los, um in irgendeinem Club Party zu machen?«
    »Dein Vater hätte bestimmt nicht gewollt, dass die Trauerfeier für ihn zu schwermütig wird.«
    »Zwischen ›zu schwermütig‹ und ›Party machen‹ besteht ja wohl ein himmelweiter Unterschied«, fauchte April. »Und was ist mit mir? Warum haben sie nicht auf mich gewartet?«
    »Sie wussten doch gar nicht, wo du warst oder wann du zurückkommst«, wandte Gabriel ein.
    »Was hat das denn damit zu tun? Statt in einen Club zu gehen, hätten sie sich mal lieber Sorgen machen und mich suchen sollen!«
    Gabriel öffnete den Mund, als wolle er sie darauf aufmerksam machen, wie kindisch sie sich anhörte, überlegte es sich dann jedoch offensichtlich anders.
    »Hey«, sagte er sanft. »Sei nicht so hart mit ihnen. Es ist unglaublich schwer, sich dem Einfluss von Vampiren zu entziehen. Ich habe dir doch erklärt, dass sie es meisterhaft beherrschen, Menschen zu manipulieren, um von ihnen zu bekommen, was sie wollen. Sie locken ihre Opfer mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und bringen sie dazu, den ganzen Mist über das ›auserwählte Volk‹ zu glauben.«
    »Auserwähltes Volk?«
    »Das ist so was wie der Rekrutierungs-Slogan«, antwortete Gabriel. »Wir machen den potenziellen Rekruten unser Leben schmackhaft – Vampire sind schön, mächtig und reich. Aber für die meisten Menschen ist die Wandlung ein zu großer Schritt, genau genommen jagt ihnen die Vorstellung eine Heidenangst ein. Also bieten wir ihnen stattdessen die Möglichkeit an, in unseren Kreisen zu verkehren, nicht nur an der Schule, sondern auch darüber hinaus. Das ist ein unglaublich verlockendes Angebot, gerade für solche Schüler, die wegen ihrer Hochbegabung für gewöhnlich ein Außenseiterleben führen. Und das Angebot, mit einer Art Superrasse göttlicher Geschöpfe zusammenzuarbeiten und dadurch das Leben der Auserwählten zu führen, können die wenigsten ausschlagen. Ich meine, überleg doch mal: Wer würde nicht gern fantastisch aussehen, beliebt sein und der coolen Clique angehören? Damit ködern sie die Streber und die Außenseiter – der Gedanke, endlich richtig dazuzugehören, ist Musik in den Ohren solcher Schüler.«
    »Entschuldige bitte mal«, sagte April gekränkt, »aber meine Freundinnen sind weder Streberinnen noch Außenseiterinnen. Caro kann Davina noch nicht einmal ausstehen.«
    »Wenn du meinst«, antwortete Gabriel nur und beugte sich dann vor, um den Taxifahrer zu bezahlen. »Wir sind da.«
    Das Taxi hatte vor einem riesigen, hallenartigen Gebäude gehalten, das sich etwas abseits von der Hauptverkehrsstraße inmitten eines Industriegebiets befand. An der Längsseite war ein großes Neonschild angebracht, auf dem in Laufschrift der Name des Clubs in Endlosschleife lief. Die Warteschlange vor dem Eingang reichte bis

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