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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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Gabriel lächelte nur, beugte sich über sie und hauchte einen unendlich zärtlichen Kuss auf ihre Lippen. »Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet«, wisperte er. »Wenn du nicht mehr wärst, würde ich auch nicht mehr auf dieser Welt sein wollen.«
    Tränen strömten ihr übers Gesicht, als sie ihm ihren Mund entgegenhob und seinen Kuss erwiderte. Sie spürte die Wärme seiner Haut und wurde von dem Verlangen erfüllt, ihn enger an sich zu ziehen, während sie über das, was sie taten, entsetzt und zugleich so unendlich glücklich war, dass sie Angst hatte, es würde ihr das Herz zerreißen. Sie öffnete die Augen und sah flauschige weiße Schneeflocken, die auf sie herabschwebten und sich kühl auf ihren Wangen und Lidern niederließen, als Gabriel die Lippen für einen Moment von ihren löste und mit erstickter Stimme flüsterte: »Ich liebe dich, April Dunne.«
    Sie lächelte, lachte unter Tränen, legte ihm die gesunde Hand an die Wange, bedeckte sein Gesicht mit Küssen und war von einem solchen Glücksgefühl durchdrungen, dass sie dafür keine Worte gefunden hätte. Es war, als würde sie schweben. Und dann war Gabriel plötzlich verschwunden, und alles um sie herum ging in Lärm, hektischen Bewegungen und grellen Lichtern unter. Mit einem Mal tauchte ein anderes Gesicht über ihr auf – es war Nicholas Osbourne, Davinas Vater, der Mann, der doch kein Vampir war. Er wirkte aufgebracht, brüllte irgendwelche Befehle in ein Handy und gestikulierte aufgeregt. April drehte benommen den Kopf zur Seite, blickte an ihrem Arm hinunter – und dann schrie sie. Ihre Welt bestand nur noch aus Schnee, Blut, gebrochenen Knochen und Schmerz. Sie hatte Gabriel Swift durch ihren Kuss dem Tode geweiht. Den Jungen, der ihr gesagt hatte, dass er sie liebte.

Einundvierzigstes Kapitel

    C aro hatte schon wieder alle Weintrauben aufgegessen. April hätte darüber gelacht, wenn es ihr nicht solche Schmerzen bereitet hätte. Während der Woche, die sie im Krankenhaus gelegen hatte, war Caro jeden Tag nach der Schule zu Besuch gekommen und hatte jedes Mal eine große Tüte mit Obst, Chips und ungesunden Softdrinks mitgeschleppt, die helfen sollten »die Patientin wieder auf den Damm zu bringen«, obwohl die Schwestern wiederholt gesagt hatten, dass April nur das pürierte Krankenhausessen zu sich nehmen durfte – oder besser gesagt konnte . »Wäre doch schade, wenn das Zeug verdirbt«, hatte sie sich achselzuckend gerechtfertigt und nach den Käseflips gegriffen. April genoss ihre Besuche sehr und ließ sich von ihrer Freundin gern mit Geschichten aus der Außenwelt ablenken, besonders wenn es um das ging, was nach dem »Winterball-Massaker«, wie Caro es nannte, geschehen war. Zum Beispiel, dass es an der Schule jetzt auch »Aprils Wand« gab, die direkt gegenüber von »Milos Wand« angebracht worden und mit Karten und Briefen übersät war, auf denen ihr genau die Leute von Herzen gute Besserung wünschten, die vor Kurzem noch so hämisch über ihr anstößiges Benehmen auf der Halloweenparty getuschelt hatten.
    »Diese Emily aus deinem Philosophiekurs behauptet, ihr wärt beste Freundinnen und würdet zusammen in Urlaub fahren, wenn du wieder auf den Beinen bist. Nach Clacton-on-Sea, glaube ich.«
    April kicherte, zuckte aber sofort stöhnend zusammen. Beim Lachen tat ihr nicht nur der Hals weh, sondern auch die Rippen, von denen drei gebrochen waren. Angesichts der Tatsache, dass sie von einem blutrünstigen Höllenmonster angegriffen worden war, fand sie allerdings, dass sie noch glimpflich davongekommen war. Eine Wunde an ihrem Kopf hatte mit achtzehn Stichen genäht werden müssen, ihre Milz war ebenso wie ihr Kehlkopf gequetscht, und ihr linker kleiner Finger gebrochen. Am übelsten hatte es ihren Arm erwischt, der jedoch nicht gebrochen, sondern vollkommen zerfleischt worden war. »Er hat ausgesehen, als wäre ein tollwütiger Rottweiler über ihn hergefallen«, hatte der Chirurg später zu ihr gesagt. Im Moment war die Wunde nur zusammengeheftet und mit einem dicken Verband geschützt, weil noch eine weitere Operation anstand.
    Bis auf eine riesige dunkelrote Blutlache, die am Friedhof zurückgeblieben war, fehlte von Marcus jede Spur. Die Polizei ging davon aus, dass es ihm irgendwie gelungen war, das Land zu verlassen. Laut Inspector Reece, der April tags zuvor besucht hatte, wurde wegen der Morde an Alix Graves, Isabelle Davis und William Dunne dringend nach ihm gefahndet. Allerdings vermutete April, dass

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