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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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trotzdem.«
    »Was ist daran interessant?«
    »Dass ausgerechnet von Füchsen die Rede war und nicht von Katzen, Ratten oder Vögeln. Sie müssen wissen, dass der Fuchs in Volksüberlieferungen immer schon eine große Rolle spielte. Er steht für Schläue und Hinterlist und ist natürlich auch das Sinnbild für die Jagd. Die heidnischen Waliser glaubten, dass Hexen sich in einen Fuchs verwandeln können.«
    April blickte auf ihre Teetasse hinunter. »Ich habe einen gesehen«, sagte sie leise. »Einen toten Fuchs, meine ich.«
    Mr Gill runzelte die Stirn. »Wann war das?«
    »Letzte Woche. Gleich hinter dem Nordtor des Friedhofs.«
    »Nun, vermutlich wurde er von einem Auto angefahren und hat sich zum Sterben an einen ruhigen Ort geschleppt. In der Swain’s Lane rasen sie wie der Teufel«, sagte der alte Mann, aber seine Miene hatte einen besorgten Ausdruck angenommen.
    April nickte unverbindlich. »Wahrscheinlich haben Sie recht.«
    »Mein liebes Kind, nun machen Sie doch nicht gleich so ein ängstliches Gesicht. Es konnte niemals bewiesen werden, dass an den Behauptungen über die Existenz von Vampiren etwas dran wäre, und wer sagt, er hätte einen gesehen, der ruft auch in irgendwelchen Radiosendungen an und behauptet, er wäre im Supermarkt einem Außerirdischen begegnet. Jedenfalls haben die meisten Leute die Geschichte über den Highgate-Vampir für eine Zeitungsente gehalten.«
    »Gehören Sie auch zu diesen Leuten?«
    »Ach wissen Sie, das meiste, was über Vampire gesagt und geschrieben wird, ist vollkommener Blödsinn. Die Geschichten beruhen häufig auf osteuropäischen Überlieferungen, und jeder fügt dann nach eigenem Geschmack noch das eine oder andere erfundene Detail hinzu.«
    »Aber was ich nicht verstehe… Sie haben doch bis jetzt nur von Geistern gesprochen, wieso folgerte man dann, dass es sich um einen Vampir handeln könnte?«
    »Da kommen wir nun zum interessanten Teil der Geschichte. Eine Woche nach Erscheinen des Artikels ging bei der Zeitung ein Brief ein, in dem behauptet wurde, bei der Erscheinung habe es sich um einen Vampir gehandelt, der in einem Sarg aus Osteuropa herübergebracht worden sei. Natürlich gab es auch für diese Behauptung keinerlei Beweise, aber die Medien griffen sie auf, brachten sie in den Nachrichten und machten eine Riesenstory daraus. Es gab Gerüchte über eine enthauptete Frau und einen gepfählten Vampir in einer Gruft, es soll sogar ein ganzes Nest von ihnen auf dem Friedhof ausgehoben worden sein. Alles äußerst unglaubwürdige Geschichten, aber nichts, was einen Reporter auf der Jagd nach einer guten Story abschrecken würde.«
    »Dann glauben Sie also, dass an der Sache nicht das Geringste dran gewesen ist?«
    »Oh nein, im Gegenteil.«
    April sah ihn an. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. »Sie glauben, dass es wirklich Vampire auf dem Friedhof gab?«
    »Nicht gab, sondern gibt . Und nicht nur dort.«
    »Wie bitte?«
    »Oh ja, mein liebes Kind. Ich bin der festen Überzeugung, dass es Vampire gibt und dass sie mitten unter uns leben.«

Dreizehntes Kapitel

    S chon in der zweiten Stunde hatte es sich in der ganzen Schule herumgesprochen, und bis zur Mittagspause war aus den Gerüchten so etwas wie das Amen in der Kirche geworden, und die Ursprungsgeschichte war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Simons Taktik hatte so brillant funktioniert, dass selbst April sich zu fragen begann, ob nicht doch ein Körnchen Wahrheit dahintersteckte. Sie hatten den Plan am Abend zuvor im Americano ausgeheckt. Nach der Unterhaltung mit Mr Gill hatte April der Kopf geschwirrt, und eigentlich hatte sie sich auf gar nichts anderes konzentrieren können, aber da Caro Simon mitgebracht hatte, beschloss sie, vorerst nichts davon zu erzählen. Was der alte Mann gesagt hatte – und er hatte dabei so aufrichtig und überzeugt geklungen, dass es ihr schwerfiel, ihn als verwirrten alten Exzentriker abzutun –, hatte sie zutiefst verstört.
    »Hey! Dornröschen!«, hatte Caro gesagt und mit den Fingern vor ihrem Gesicht herumgeschnipst, als sie tief in Gedanken versunken am Tisch gesessen hatte. »Wir sind hier, um uns zu überlegen, was wir gegen die Gerüchte über dich unternehmen können. Wie wär’s, wenn du uns wenigstens zuhörst? Wir haben nämlich eine Idee.«
    »Schscht.« April sah sich ängstlich um, weil sie nicht wollte, dass jemand etwas mitbekam. »Am Ende breiten sie sich noch in der ganzen Stadt aus.«
    »Keine Sorge«, flüsterte Simon und

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