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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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geben Sie nicht auf. Was auch immer es ist, wonach Sie suchen, es ist irgendwo dort draußen und wartet nur darauf, von Ihnen gefunden zu werden. Und wenn jemand ernsthaft nach Antworten sucht, bin ich immer gern bereit, behilflich zu sein.«
    April nickte verwirrt, während sie auf die Tür zuging. »Vielen Dank.«
    »Oh, fast hätte ich’s vergessen!« Die alte Dame nahm einen riesigen Stapel Bücher aus dem Regal hinter sich und wuchtete ihn auf die Theke. »Das sind die Bücher, die auf der Leseliste von Miss Holden standen…«
    »Wow, danke!«, sagte April überrascht. »Woher wussten Sie, dass…«
    »Ganz einfach, Kindchen, Miss Holden hat mir die Liste per Mail geschickt. Sie ist eine sehr tüchtige Lehrerin.«
    Nachdem April die Bücher in ihre Tasche gepackt hatte, zog sie den Zettel heraus, den Miss Holden ihr gegeben hatte, und deutete auf den Titel, den sie nachträglich handschriftlich hinzugefügt hatte. »Haben Sie dieses Buch auch da?«
    »Da müssen Sie zu Griffin’s gehen«, sagte Mrs Townley, nachdem sie einen flüchtigen Blick auf den Zettel geworfen hatte.
    »Griffin’s?«
    »Die Buchhandlung auf der High Street. Richten Sie dem Besitzer Mr Gill schöne Grüße von mir aus und sagen Sie ihm, Sie wären eine meiner ›Spezialschülerinnen‹ – er weiß dann schon, was gemeint ist.« Sie beugte sich über die Theke und winkte April, näher zu kommen. »Ich schicke nicht viele Schüler zu Mr Gill«, flüsterte sie. »Er ist ein herzensguter Mann, aber schon ziemlich alt, und ich möchte ihn nicht überstrapazieren, also behalten Sie den Tipp mit der Buchhandlung bitte für sich.«
    »Natürlich, nur…«, begann April, aber Mrs Townley hatte sich bereits umgedreht.
    »Achtung, junges Fräulein!«, schrie sie eines der beiden asiatischen Mädchen an. »Wenn Sie das Buch so halten, brechen Sie ihm den Rücken, und wenn das passiert, breche ich Ihnen den Rücken, verlassen Sie sich darauf!«
    Im Weggehen hörte April, wie Mrs Townley ihren iPod wieder einschaltete. Das Intro von Number of the Beast von Iron Maiden drang an ihr Ohr.
    Irrenhaus , dachte April kopfschüttelnd, als sie aus der Bibliothek ging, ich bin in einem kompletten Irrenhaus gelandet.
    »Griffin’s Bookshop« wirkte wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, das sich dem Fortschritt der restlichen Welt verweigert hatte. Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass der Laden noch keiner Starbucks-Filiale hat weichen müssen, dachte April. Von den winzigen Fenstern bis hin zu der schmalen verschlossenen Eingangstür war der Laden das absolute Gegenteil zu den hellen, einladenden und großräumigen Geschäften, zwischen denen er sich befand. Die Ladenfront war einst sicherlich hübsch angestrichen gewesen, aber unter der jahrzehntealten Rußschicht, die der Verkehr auf der High Street dort hinterlassen hatte, war der Farbton nicht mehr zu erkennen. Über dem Eingang stand in stumpfen goldenen Lettern: R.J. Griffin.
    An der in die Tür eingelassenen Butzenscheibe klebte ein handgeschriebener Zettel – »Bitte klingeln« –, aber erst nachdem sie es sechsmal versucht hatte, kam endlich ein älterer Mann angeschlurft und ließ sie herein. April vermutete, dass er Mr Gill war. Er hatte rote Apfelbäckchen und war bis auf zwei wild abstehende weiße Haarbüschel über den Ohren vollkommen kahl. Mit der schmalen Lesebrille auf der Nasenspitze und der moosgrünen Strickweste wirkte er wie ein zerstreuter Cambridge-Professor. Besonders freundlich sah er allerdings nicht aus.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er misstrauisch, immer noch eine Hand auf dem Türknauf. »Falls Sie für irgendetwas Geld sammeln wollen, sind Sie hier nicht…«
    »Oh… nein. Nein, ich suche nach einem Buch«, unterbrach April ihn hastig.
    Der Mann zog die Brauen hoch und musterte April von Kopf bis Fuß. »Aha«, seufzte er. »Na, dann sollten Sie wohl besser reinkommen.«
    Er öffnete die Tür gerade weit genug, damit April sich hindurchschieben konnte. Anschließend musste sie sich unter einem Strauß seltsamer getrockneter Blumen wegducken, der über dem Türrahmen hing, und um einen blinden bodenlangen Spiegel herumgehen, um den Laden überhaupt betreten zu können. Es war unglaublich eng, und jede freie Fläche war mit abgegriffenen, verstaubten, alten Büchern bedeckt. April machte sich keine allzu großen Illusionen, hier irgendetwas zu finden, geschweige denn das Buch, wegen dem sie gekommen war.
    »Sie suchen also etwas Bestimmtes?«,

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