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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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gar nicht geträumt haben, sondern es wäre Realität gewesen. Dass sie tatsächlich tot war. Dann schloss sie wieder die Augen, und ihr fiel ein, dass sie krank war. Bevor sie gegen elf Uhr am Abend zuvor schließlich richtig eingeschlafen war, hatte sie das Fieber auf 38,1 senken können. Tiefer war es nicht gesunken – kein Wunder, dass sie unbehagliche Träume gehabt hatte.
    Sie blieb eine Weile im Bett liegen, bevor sie sich traute auszuprobieren, ob die Beine sie auch trugen. Das taten sie mit Mühe und Not, wie sich herausstellte. Sie war gezwungen, sich an den Wänden abzustützen, um ins Badezimmer zu kommen, und als sie fertig gepinkelt hatte, blieb sie auf der Toilettenbrille sitzen und ruhte sich fünf Minuten aus, ohne einen vernünftigen Gedanken im Kopf zu haben.
    Nur diese Todesbilder aus dem Traum. Wie sie nackt auf dem Boden ihres Schlafzimmers lag und nicht mehr atmen konnte. Wie sie sich wand und konvulsivisch vor und zurück warf und versuchte, nach etwas zu greifen – nach einem illusorischen und ausweichenden Ding, das es offensichtlich gar nicht gab. Mitten in der leeren Luft, etwas, das nur sie sah und begriff, sonst niemand. Was immer das auch sein mochte.
    Dann lag sie in einem weißen Sarg in der Keymerkirche, während Freunde, Bekannte und Verwandte langsam vorbeidefilierten und sie mit traurigen, teilweise tränenerfüllten Augen betrachteten. Ihre Mutter. Didrik, ihr Bruder. Jacob Booms. Leonard, ihr ehemaliger Ehemann, und seine neue Frau, deren Namen sie immer wieder vergaß. Und Ester Peerenkaas, die im Gegensatz zu den anderen das Ganze nicht so ernst zu nehmen schien. Sie lächelte ihr stattdessen aufmunternd zu, blinzelte konspiratorisch mit einem Auge und hatte sich aus irgendeinem unergründlichen Anlass einen roten Schlips um den Hals gebunden.
    An diesem Punkt nahmen die Traumbilder abrupt ein Ende. Anna Kristeva erinnerte sich an das Gespräch mit der Freundin am Donnerstagabend, spülte und konnte sich mit Mühe aufrichten. Sie hielt sich am Waschbecken fest und betrachtete ungläubig ihr Bild im Spiegel, während sie sich entschlossen ein paar Hand voll kaltes Wasser ins Gesicht spritzte. Fast sofort bekam sie Kopfschmerzen und begann, wie ein Hund zu frieren.
    Hinaus in die Küche. Aspirin, Saft, Vitamin C und ein Schuss Kanjang, kaum dass sie es hinunterbekam, der Hals schien im Laufe der Nacht zusammengeklebt zu sein, aber schließlich schaffte sie es doch. Sie stolperte zurück ins Schlafzimmer und sank auf dem Bett zusammen, wickelte sich in alle Laken, Decken und Kissen, die sie zu fassen bekam, und schlief wieder ein.
    Ich muss Ester anrufen, wenn ich jemals wieder erwachen sollte, konnte sie gerade noch denken.
    Die Uhr zeigte gut halb elf, als das eintraf, und sie konnte sich nicht daran erinnern, etwas Neues geträumt zu haben.
    Aber sie konnte sich daran erinnern, dass sie die Freundin anrufen wollte, und da sie sich nicht mehr genauso fiebrig und in kaltem Schweiß gebadet fühlte wie beim ersten Erwachen an diesem Tag, schnappte sie sich das Telefon und wählte die Nummer.
    Ester war nicht zu Hause. Kurz überlegte Anna, ob sie auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen sollte, ließ es dann aber bleiben. Ihr fiel nicht ein, was sie hätte sagen sollen, und sie konnte es ja später noch einmal versuchen.
    Zufrieden mit ihrem Einsatz und Entschluss trank sie aus dem Wasserglas – das sie bereits am vergangenen Abend auf den Nachttisch gestellt haben musste, es schmeckte ziemlich abgestanden –, schüttelte die Kissen auf und schlief wieder ein.
    Das nächste Mal, als sie Ester ohne Erfolg anzurufen versuchte, war es Viertel nach drei. Sie hatte geduscht und sich angezogen, zwar nicht mehr als ein T-Shirt und eine schlottrige Jogginghose, aber immerhin etwas. Sie hinterließ auch diesmal keine Nachricht, rief stattdessen den netten Nachbarn an und erzählte ihm, dass sie von einer Grippe befallen worden war. Fragte ihn, ob er sich vorstellen könnte, zum Kiosk hinunterzugehen und zwei Liter Saft für sie zu kaufen. Und ob er noch ein paar Aspirin auf Lager hätte, ihre eigenen gingen zur Neige.
    Ingenieur Dorff erfüllte ihre Wünsche in einer halben Stunde. Er erschien ernsthaft besorgt und sah genauso scheu verliebt aus wie immer, als er mit dem Gewünschten kam, außerdem fragte er noch, ob er wirklich nichts anderes für sie tun könne.
    Das könne er wirklich nicht, versicherte Anna ihm. Sie habe alles, was sie bräuchte, und ansonsten waren

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