Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
niemand rein! Das ist unser Privatbereich!«
»Habt ihr etwa was zu verbergen?«
Jetzt bin ich wirklich sauer. Ich glaube, es ist besser, die Führung abzubrechen, bevor ich ausraste.
»Hör mal, wenn du mir nicht das zeigen willst, was mich wirklich interessiert, ist es besser, wir lassen es ganz. Mich behandelst du jedenfalls nicht wie eine x-beliebige Touristin! Los, gehen wir wieder rein!«
»Warte, warte … Die beiden unterhalten sich gerade so nett, da sollten wir sie nicht stören«, sage ich. »Komm, ich zeig dir was. Was ganz Besonderes.«
»Ich hoffe, es lohnt sich. Ich lasse mich nicht gerne für dumm verkaufen.«
»Hab ich das etwa schon mal getan?«
»Du benimmst dich seltsam, Arturo. Du lügst nicht, aber die Wahrheit sagst du auch nicht. Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann.«
Plötzlich wird mir komisch. Mir ist heiß.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragt mich Metáfora. »Du schwitzt ja.«
»Ich glaub, ich hab einfach zu viel gegessen«, antworte ich. »Es dreht sich alles. Ist bestimmt gleich vorbei.«
»Sollen wir uns einen Moment hinsetzen?«
»Nein, lass uns in mein Zimmer gehen. Ich trink einen Schluck Wasser, dann geht’s mir bestimmt gleich besser.«
Wir gehen die Treppe hinauf in mein Zimmer. Dort angekommen, mache ich mir unter dem Wasserhahn das Gesicht nass. Aber mir geht es immer noch nicht besser.
»Am besten, ich leg mich einen Moment hin«, sage ich. »Ich kann mich kaum auf den Beinen halten.«
»Du siehst krank aus. Ich sag deinem Vater Bescheid.«
»Nein! Stör ihn nicht. Mir geht’s sicher gleich besser. Wenn du willst, kannst du wieder nach unten gehen, aber sag ihm bitte nichts. Ich möchte nicht, dass er sich Sorgen macht.«
»Ich lass dich in diesem Zustand doch nicht allein …«
Ich kann sie fast nicht mehr hören. Mir ist, als würde … als würde … ich … ohnmächtig.
»Arturo! … Arturo! … Hörst du mich?«
Ich höre ihre Stimme, aber sie ist plötzlich so weit weg … sehr weit weg.
Sie benetzt mein Gesicht mit Wasser, aber es nützt nichts.
Es ist so ähnlich wie eine Magenverstimmung, nur viel schlimmer. Mir ist schlecht, ich glaube, ich muss mich übergeben. So etwas hatte ich noch nie.
Gerade habe ich eine Art Stromstoß gespürt … Es ist, als ob … Ja, als ob ich auseinanderbrechen würde! Als würde in mir drin ein Zwillingsbruder geboren! … Ich bin in einem unbestimmten Raum gefangen, in dem es keine Uhren gibt und die Zeit nicht vorbeigeht. Doch ich atme, und daran merke ich, dass ich lebe. Ich befinde mich an einem Ort, an dem die Zeit weder vorwärts- noch rückwärtsgeht. Was passiert mit mir?
»Um Himmels willen!«, ruft Metáfora entsetzt. »Was ist mit dir los?«
»Keine Sorge, gleich geht’s mir wieder besser«, sage ich ganz leise, fast flüsternd. »Warte einen Moment.«
Aber ich weiß, dass es nicht stimmt. Ich weiß ganz genau, dass etwas nicht in Ordnung ist … Und jetzt fängt auch noch mein Körper wieder an zu jucken … Das muss die Ente à l’orange gewesen sein, mit dieser französischen Sauce … Das Jucken wird unerträglich. Ich lockere die Krawatte und knöpfe das Hemd auf.
»Arturo! Was hast du da?«
»Was meinst du?«
»Sieh doch!«
Sie hilft mir beim Aufstehen, geht mit mir zum großen Spiegel und stellt mich davor.
Die Flecken wandern wieder über meinen ganzen Körper und bilden Muster! So als würden sie aus meinem Inneren kommen, aus meinem Blut, krabbeln sie über meine Haut und stellen sich in Reih und Glied auf!
»Du machst mir Angst!«, schreit Metáfora. »Hör auf damit!«
Aber ich mache das doch nicht mit Absicht! Besser gesagt, ich bin es gar nicht, der das macht. Es herrscht über mich! Es bedeckt meinen ganzen Körper!
Plötzlich werde ich heftig geschüttelt. Ich verliere das Gefühl, am Leben zu sein. Etwas explodiert in meinem Inneren, in meinem Kopf … Ich fange an, Dinge zu sehen …
»Arturo! Bitte, mach die Augen auf!«, schreit Metáfora. »Du machst mir Angst! Was ist das da auf deiner Haut? Was ist los mit dir? Mein Gott, dein Körper! Was hast du? Sag doch was!«
XXI
Der Sturmangriff
K önig Arco de Benicius trat vor sein Zelt. Er trug seine prächtigste Kriegsuniform und alle Insignien des obersten Heerführers. Auf seinem Helm funkelte eine goldene Krone, die jeden blendete, der es wagte, dem Monarchen ins Gesicht zu sehen. Der weite Purpurmantel, der ihm die königliche Würde verlieh, blähte sich im Wind.
Er stieg auf sein herrliches Schlachtross,
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