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Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit

Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit

Titel: Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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gähnenden Abgrund, der sich vor ihm auftat. Er beugte sich vor und versuchte, etwas in dem finsteren Schlund zu erkennen.
    Doch er sah nichts als ein unendlich tiefes, schwarzes Loch, in dem es kein Anzeichen von irgendwelchem Leben gab. Nichts bewegte sich. Nichts schien an diesem schrecklichen, von grauen Nebelschwaden verhangenen Ort überleben zu können.
    Nach und nach gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und er erahnte einige Formen. Felsen, schwarz wie die Nacht, zeichneten sich undeutlich auf seiner Netzhaut ab. Gefährlich spitze Steine warteten im Dunkeln darauf, dass jemand herabgestürzt wurde. Arturo konnte beobachten, wie hin und wieder die Erde ins Rutschen geriet und Staublawinen eine Spur der Verwüstung hinter sich ließen. Doch wenn sich der Staub gelegt hatte, kamen noch spitzere Steine mit noch schärferen Kanten zum Vorschein. Und auch die fielen kurz darauf in sich zusammen und ließen neue, ebenso gefährliche Zacken entstehen. Es sah aus wie ein riesiger Schlund mit spitzen Zähnen, die ausfielen und sofort wieder nachwuchsen.
    Arturo Adragón schwankte, ein Schwindel hatte ihn erfasst. Als Nächstes überkam ihn ein Gefühl des Unwirklichen, so als hätte er eine nicht stoffliche, ätherische Dunstwelt betreten. Selbst der Nebel schien sich von ihm zu entfernen.
    „Hier ist nichts“, flüsterte er. „Ich verliere nur meine Zeit.“
    Als er sich bereits anschickte, umzukehren und jenen verhexten Ort zu verlassen, erkannte er plötzlich in der Ferne, zwischen den Felsen, einen menschlichen Schatten, der sich langsam voranbewegte. Arturo rieb sich die Augen, um sicherzugehen, dass es sich nicht um eine Sinnestäuschung handelte, und sah genau hin. Jetzt erkannte er noch weitere menschliche Gestalten, die ziellos umherwanderten. Der Große Drache hatte ihn an den richtigen Ort geschickt, davon war er nun überzeugt.
    Er gab sich einen Ruck und stieg hinab, wobei er an den eiskalten Felsvorsprüngen Halt suchte. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass die Felsen ihre Form veränderten, wenn er sie berührte; doch sogleich verwarf er diesen Gedanken wieder. Ich befinde mich in der Welt der Toten, nicht in der Welt der Magie, sagte er sich.
    Unten angelangt, begegnete er einem Mann, der wie ein Gespenst aussah und ihm keine Beachtung schenkte. Er musste ihn am Arm packen, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
    „Ich suche eine Freundin“, sagte er zu ihm. „Kann mir da jemand helfen?“
    „Du wirst sie alleine suchen müssen. Hier weiß niemand etwas.“
    „Es handelt sich um ein junges Mädchen mit schwarzen Haaren und einer weißen Strähne in der Mitte …“
    „Ich weiß nichts“, antwortete das Gespenst und schlurfte weiter.
    Spätestens jetzt wurde Arturo klar, dass es ihn viel Mühe kosten würde, Alexia ausfindig zu machen. Wenn alle, die hier umherirrten, so waren wie der Mann eben, würde es sehr schwierig werden.
    Ein Stück weiter traf er auf eine kleine Gruppe von Menschen, die leise miteinander sprachen und sich dabei ins Gesicht starrten.
    Arturo näherte sich ihnen. Niemand beachtete ihn.
    „Ich suche ein Mädchen“, sagte er.
    Einige aus der Gruppe schauten ihn an, so als hätte er etwas Unverständliches gesagt.
    „Sie heißt Alexia. Kennt sie jemand?“, fragte er.
    Niemand antwortete. Arturo befand sich an einem Ort, an dem die Probleme der Lebenden keine Bedeutung hatten, ja nicht einmal existierten.
    „Ich bin mit einem Schwert erschlagen worden“, sagte einer der Männer, „nachts, hinterrücks … von einem Freund.“
    „Mich hat man aufgehängt“, entgegnete ein anderer. „Sie haben gesagt, ich hätte Hühner gestohlen und würde deshalb den Tod verdienen.“
    „Meine Freundin Alexia ist im Kampf gestorben“, erklärte Arturo. „Ich habe sie getötet und muss sie wiederfinden, um sie hier herauszuholen.“
    Die Blicke der Toten durchbohrten ihn, sodass es ihm beinahe wehtat.
    „Niemand kommt je wieder hier raus“, sagte eine Frau schroff. „Der Abgrund des Todes hat einen Eingang, aber keinen Ausgang. Ich bin der Pest zum Opfer gefallen und halte mich schon lange hier auf. Ich weiß, wovon ich spreche.“
    „Wer bist du, mein Junge?“, fragte ein Greis. „Auf welche Weise bist du ums Leben gekommen?“
    „Ich bin nicht tot“, antwortete Arturo. „Ich bin hier, um Alexia zu suchen. Ich komme von weit her.“
    „Kommst du aus der Welt der Lebenden?“
    „Ja. Ich habe die Macht, sie ins Leben zurückzuholen.“
    „Ich bin die, die du

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