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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zwar keine besondere
Bedeutung zu, aber sie gefiel ihm auch nicht. Der Gang war so
schmal, daß sie nur hintereinandergehen konnten, und
Trautmans breite Schultern die Wände an beiden Seiten
streiften. Der Boden fiel in steilem Winkel ab, so daß Mike
instinktiv die Arme ausstreckte und sich an den groben
Steinwänden festhielt, um die Balance zu halten, und manchmal
senkte sich die Decke, so daß er sich bücken mußte, um
darunter durchzukommen. Wie Boden und Wände bestand auch
die Decke aus den gleichen, gewaltigen Steinquadern, aus denen
die gesamte Pyramide errichtet worden war, und einige davon
hatten sich offensichtlich gelockert. Einmal mußten sie über
einen heruntergestürzten Steinquader klettern, der den Stollen
fast völlig ausfüllte. Vielleicht, dachte Mike mit einem unguten
Gefühl, ist diese Pyramide gar nicht so massiv, wie allgemein
angenommen wird...
»Wohin führt dieser Gang?« drang Trautmans Stimme aus der
Dunkelheit vor ihnen zu ihm. Lady Grandersmith antwortete:
»Nicht zur Schatzkammer, wenn Sie das erwarten, Mister
Trautman. Aber vielleicht zu etwas, was noch viel wertvoller
ist. « Trautman seufzte, ersparte es sich aber, eine weitere Frage
zu stellen. Schweigend gingen sie weiter. Sie mußten längst
nicht nur den Boden wieder erreicht haben, sondern sich bereits
tief unter dem Fundament der Pyramide befinden, bevor es vor
Mike endlich wieder hell wurde: Trautman, Singh und Lady
Grandersmith hatten angehalten und hielten die Lampen hoch.
Mike atmete unwillkürlich auf.
Dabei machte er eine erstaunliche Entdeckung. Die Luft in
dem schmalen, vielleicht seit Jahrtausenden verschlossen
gewesenen Gang war sehr schlecht; so trocken und bitter, daß er
ununterbrochen das Gefühl hatte, husten zu müssen. Jetzt aber
wurde sie mit einem Male besser. Es war kühler geworden, und
es roch... feucht.
Er ging schneller, erreichte endlich das Ende des schmalen
Schachtes und blieb überrascht stehen. Sie befanden sich in
einer großen, sicherlich zwanzig Meter hohen und vielleicht
fünf- oder sechsmal so breiten, ovalen Höhe. Soweit das Licht
der drei Petroleumlampen reichte, bestanden die Wände hier
nicht mehr aus steinernen Quadern, sondern aus gewachsenem
Felsgestein, das nur hier und da künstlich geglättet worden war.
Auf den so entstandenen, zumeist rechteckigen Flächen waren
kunstvolle Reliefs herausgemeißelt worden, die noch deutliche
Spuren von Bemalung aufwiesen. Sie stellten Szenen aus dem
Leben des alten Ägypten dar, wie Mike sie aus Büchern und
gelegentlichen Museumsbesuchen kannte. »Großer Gott!«
flüsterte Juan. »Was ist das?« »Ich fürchte, das weiß niemand«,
antwortete Lady Grandersmith leise. Ihre Stimme hatte einen
sonderbaren, lang nachhallenden Klang, der Mike verriet, daß
die Höhle wahrscheinlich wesentlich größer war, als sie im
Schein der drei Lampen erkennen konnten. »Aber ich habe eine
Theorie. Kommt mit!« Sie hob ihre Lampe und ging langsam
weiter. Mike und die anderen folgten ihr. Mike sah sich mit
heftig klopfendem Herzen um. Er entdeckte weitere Reliefarbeiten. Hier und da waren Nischen in die Wände gehauen, die zwar
allesamt leer waren, in denen sich aber früher sicherlich irgend
etwas befunden hatte. Vielleicht goldene Statuen? dachte er.
Vielleicht täuschte sich Lady Grandersmith ja, und dies war
tatsächlich einmal die sagenumwobene Schatzkammer der
Cheopspyramide gewesen. Aber wenn, wohin waren dann all
die Kostbarkeiten verschwunden? Eines dieser Reliefs erweckte
Mikes besondere Aufmerksamkeit. Es paßte nicht so recht
zwischen die anderen, auch wenn es sichtlich mindestens
genauso alt war. Es stellte einen Kreis dar, von dessen Rändern
dünne, gezackte Linien nach außen liefen, wie eine krakelig
gemalte Sonnenscheibe. In seinem Zentrum war ein wirres
Durcheinander von Linien, Strichen und dünnen Umrissen, die
auf eine fast unheimliche Weise ineinanderzufließen schienen,
fast als bewegten sie sich. Mike blieb nicht stehen, um das Bild
näher zu betrachten, aber er hatte das Gefühl, es schon einmal
gesehen zu haben. Aber wo? Sie gingen etwa zwanzig Meter
weit, ehe Lady Grandersmith wieder stehenblieb und auf etwas
deutete, was Mike im ersten Moment vorkam wie ein Haufen
alter Lumpen, der am Boden lag.
»Was ist das?« fragte Trautman. Er wollte sich vorbeugen,
aber Lady Grandersmith fiel ihm mit einer fast erschrockenen
Bewegung in den Arm. »Nicht anfassen!« sagte sie. »Es ist sehr
empfindlich. Als ich das erste

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