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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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verbrachten ihre gesamte Zeit damit, Papierkram zu erledigen oder in fensterlosen Büros am Telefon zu hängen. Hin und wieder fuhren sie mit dem Wagen herum, vom Pub zum Gericht und wieder zurück. Woher sollten diese Leute wissen, wann es zuletzt geregnet hatte?
    Es war allgemein bekannt, dass Inspector Hitchens erst kürzlich ein neues Haus in Chesterfield gekauft hatte. Tailby selbst besaß einen rustikalen Bungalow in einem begehrten Vorort von Dronfield. Die meisten anderen Beamten hatten noch weiter zu fahren. Manche pendelten bis an den Stadtrand von Derby. Wenn es hier oben im Moor einen Blizzard gab, wenn der Wind den jungfräulichen Schnee zu zwei Meter hohen Wehen auftürmte, bekamen sie davon in ihren warmen Häusern höchstens ein paar Graupelkörner mit.
    »Ist das wichtig?«, fragte Hitchens.
    Tailby machte ein Gesicht wie ein Fuchs, der ein Kaninchen gefangen hat. »Ob es wichtig ist, Inspector? Woher sollen wir sonst wissen, ob die Schrift weniger als vierundzwanzig Stunden oder schon zwei Wochen alt ist?«
    »Da haben Sie natürlich Recht, Sir.«
    Mit gebleckten Zähnen hielt Tailby nach dem nächsten Prügelknaben Ausschau. Füßescharren, betretene Gesichter. Viele der Männer schienen sich plötzlich sehr für die graue Wolkendecke zu interessieren.
    »Was für eine nutzlose Bande! Weiß denn wirklich keiner, wann es zuletzt geregnet hat? Dann schaffen Sie mir jemanden her, der sich auskennt.«
     
    Mark Roper machte die Augen erst wieder auf, als Owen Fox den Landrover hinter der Rangerstation Partridge Cross parkte. Obwohl der Fahrradverleih längst geschlossen hatte, standen immer noch ein paar Touristenautos vor dem Besucherzentrum. Ein junges Paar befestigte gerade seine Fahrräder am Auto. Plötzlich kam Mark der Gedanke, dass vermutlich einer der dunklen, verlassenen Wagen der Frau gehörte, deren Leiche im Moor lag.
    »Komm mit, Mark. Komm mit rein«, sagte Owen.
    Mark blieb noch einen Augenblick reglos sitzen. Dann nahm er langsam das Bein vom Knie und stieg mit steifen Gliedern aus, wie ein alter Mann mit Arthritis. Seine Jacke war zerknittert, er hatte Grasflecken an den Knien und schwarzen Dreck an den Händen. Er konnte sich nicht erklären, wo der Dreck herkam, aber seine Hände fühlten sich fremd und fettig an, als ob etwas auf seiner Haut klebte, das sich lange nicht wieder würde abwaschen lassen.
    Er schwankte und musste sich am Landrover festhalten. Owen trat näher, fasste ihn aber nicht an, sondern beobachtete ihn nur besorgt.
    »Wir müssen warten, bis die Polizei mit dir gesprochen hat, Mark«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    »Schaffst du das?«
    »Es wird schon gehen.«
    Owen Fox war ein großer, kräftiger Mann, der etwas zu viel Gewicht mit sich herumschleppte. Seine lockigen Haare und der struppige Bart waren grau meliert. Seinem wettergegerbten, zerfurchten Gesicht sah man an, dass er sein Leben im Freien verbrachte, ganz egal, wie das Wetter war. Mark hätte sich gern von ihm trösten lassen und sich auf ihn gestützt, aber seine Ungewissheit hielt ihn zurück.
    Als Owen schließlich doch Marks Arm nahm, stellte sich der Trost, den er sich davon erhofft hatte, nicht ein. Owens Griff war sachlich und unpersönlich, er hielt lediglich den Stoff der roten Fleece-Jacke gepackt. Mark fröstelte, als ob er plötzlich das Einzige verloren hätte, was ihn hätte wärmen können.
    »Komm schnell rein«, sagte Owen. »Es ist kalt hier draußen. Ich glaube, du kannst eine schöne Tasse heißen Tee vertragen. Damit du wieder ein bisschen Farbe kriegst. Ich hoffe bloß, du wirst davon nicht grün um die Nase.«
    Mark lächelte schwach. »Es geht schon.«
    »Du stehst vermutlich unter Schock. Wir sollten dich untersuchen lassen.«
    »Ach was. Ich sag’ doch, es geht mir gut.«
    Die Rangerstation war leer, aber geheizt. Die weiße Kreideschrift auf der Tafel an der Wand leuchtete auf, als das Licht anging. Die Wörter hatten für Mark jede Bedeutung verloren. Der Schreibtisch in der Ecke war mit Papieren übersät – Berichte, Tabellen, Formulare. Auch als Nationalparkranger wurde man heutzutage immer mehr mit Bürokram überschüttet. Bald würde auch hier der Computer Einzug halten.
    Mark ließ sich unaufgefordert neben dem Heizstrahler auf einen Stuhl sinken. Owen, der ihn nicht aus den Augen ließ, hatte tiefe Sorgenfalten auf der Stirn. Er drehte sich um und schaltete den Wasserkocher ein.
    »Ich rühr’ dir schön viel Zucker rein, wegen dem Schock.«
    Zucker und ein paar

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