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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Kriminalität. Aber die Opfer wurden fast nie erwähnt.
    Die Feier der Rugbyspieler steuerte allmählich auf ihren traditionellen Höhepunkt zu. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die Männer gegenseitig mit Bier überschütteten. Der nackte Holzfußboden der Bar war bereits jetzt nass und klebrig. Einige der Studenten schienen über das auftrumpfende Gebaren der siegreichen Polizisten nicht sehr erfreut zu sein. Es wurde langsam Zeit zu gehen. Er hatte keine Lust, womöglich Zeuge zu werden, wenn ein Kollege eine öffentliche Ruhestörung beging.
    Ben Cooper stand auf. Er wollte bei der Besprechung am nächsten Morgen fit und ausgeschlafen sein. Außerdem musste er noch eine Reihe von Einbrüchen und den tätlichen Angriff auf den Türsteher eines Edendaler Nachtclubs bearbeiten. Da man einige Kollegen für die Ermittlungen in der Mordsache abstellen würde, kam auch noch ein Teil von deren Aufgaben auf ihn zu. Und wenn er noch blieb, würde er garantiert zu viel trinken. Ja, es wurde Zeit, nach Hause zu fahren.
    Aber sein Zuhause war die Bridge End Farm, im Schatten des Camphill. Zwar verstand er sich sehr gut mit seinem Bruder Matt, doch dessen junge Familie belegte das Haus immer mehr mit Beschlag, bis zwischen Videospielen und Meerschweinchen für Ben Cooper kaum noch Platz blieb. Er würde lieber doch noch ein Weilchen in der Bar bleiben. Er setzte sich wieder an seinen Tisch in der Ecke, wie ein alter Mann, der zusah, wie sich die jungen Leute amüsierten.
    Die Tote im Ringham Moor ließ ihn nicht los. Wenn die Kollegen Glück hatten, fanden sie ein paar eindeutige Spuren und konnten den Fall zügig abschließen. Erste Zeugenaussagen würden auf den Freund der Ermordeten oder einen verschmähten Liebhaber hindeuten. Manchmal war der Täter so leicht zu finden, als ob er das Wort »schuldig« als riesige Leuchtschrift mit sich herumschleppte, die man sogar bei Nebel meilenweit sehen konnte. In einem solchen Fall musste das Team nur noch das Beweismaterial am Tatort sichern, ohne es zu verderben, zu verlieren oder falsch zu etikettieren, so dass später niemand mehr sagen konnte, woher genau es eigentlich stammte. Es war schon erstaunlich, was zwischen der Meldung eines Verbrechens und der Gerichtsverhandlung alles schief gehen konnte.
    Cooper kämpfte sich bis zur Theke durch, um sich lautstark noch ein Bier zu bestellen. Anscheinend war er der Einzige, der lieber im Sitzen trank. Alle anderen standen und brüllten sich an. Die Polizisten grölten Siegeslieder und kosteten ihren Triumph aus. Bei den Studenten schlug die Stimmung allmählich ins Feindselige um.
    Das amerikanische Bier, das Cooper bestellt hatte, dampfte vor Kälte. Er schloss beide Hände um die braune Flasche mit dem schwarzen Etikett. Ein seltsam tröstliches Gefühl. Doch er verzog sich mit dem Bier nicht wieder an seinen Tisch in der Ecke, sondern ging nach draußen, wo es nicht so stickig war.
    An einen Zaun neben den Umkleidekabinen gelehnt, blickte er eine Zeit lang versonnen auf das leere Rugbyfeld und sah den Staren zu, wie sie in den Löchern, die die Stollen der Spieler in den Rasen gerissen hatten, nach Würmern pickten. Hinter ihm drangen immer aggressivere Töne aus dem Clubhaus, aber er kümmerte sich nicht weiter darum.
    Cooper hing seinen Gedanken nach, als ihm plötzlich ein hünenhafter Stürmer der Studentenmannschaft seine Riesenpranke auf die Schulter legte.

3
    Diane Fry hatte Chief Inspector Stewart Tailby noch nie so außer sich erlebt. Er hatte sich drohend vor seinen Leuten aufgebaut, wie ein Schuldirektor, der eine ganze Klasse zum Nachsitzen verdonnert, und stauchte lautstark den Leiter des Tatortteams zurecht. Tailbys merkwürdig mischfarbene Haare wehten im Wind, als er sich umdrehte und um den Tatort herummarschierte.
    »Der Tatort muss schnellstens gesichert werden«, sagte er. »Wir können nicht die ganze Gegend abriegeln – dazu brauchten wir sämtliche Beamten der Division E. Wir müssen so viele Spuren wie möglich sammeln, bevor die Öffentlichkeit von der Sache Wind bekommt und uns hier alles niedertrampelt.«
    »Natürlich könnten wir ein bisschen mehr Tempo machen«, antwortete der Mann von der Spurensicherung. »Aber dann wären die Ergebnisse nicht sehr selektiv.«
    »Das ist mir im Moment egal. Wir nehmen mit, was wir kriegen können. Die Auswertung kommt später.«
    Ein paar Meter weiter stand Inspector Hitchens, der sorgsam darauf achtete, seinem Vorgesetzten nicht zu nahe zu kommen.

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