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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Andere Beamte drückten sich verlegen um sie herum, wie Statisten in einer Oper von Gilbert und Sullivan, denen keiner gesagt hatte, was sie mit ihren Händen anstellen sollten.
    »Es wird bald dunkel«, sagte Hitchens und sah zum Himmel.
    »Herzlichen Dank für die Information«, raunzte Tailby. »Ich dachte schon, ich werde blind.«
    Er stapfte an dem Steinkreis vorbei und blickte in den aufgelassenen Steinbruch, der dahinter lag. Es gab zwar einen Stacheldrahtzaun, aber er war zu niedrig, um ein ernsthaftes Hindernis darzustellen. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine Zufahrtsstraße, die am Rand der Grube endete. Diane Fry reckte den Kopf, um zu sehen, was Tailby so faszinierte. Reifenspuren verrieten, dass jemand von der Straße aus wild Müll in den Steinbruch abgekippt hatte. Prall gefüllte schwarze Abfallsäcke, ein paar gelbe Plastikplanen und ein zusammengerollter Teppich lagen wie die Trümmer eines abgestürzten Flugzeugs am Hang verstreut.
    »Finden Sie heraus, wo der Eingang zu dem Steinbruch ist«, sagte Tailby. »Und dann schicken Sie jemanden da runter. Wir müssen die fehlenden Kleidungsstücke finden. Das hat höchste Priorität.«
    Hitchens musste zur Seite springen, als Tailby auf dem Absatz kehrtmachte und wieder zu den Steinen zurückmarschierte, um das blaue Absperrband herum, das sich zwischen Birkenstämmen und Eisenstangen spannte. In der Mitte des Kreises kauerte die Gerichtsmedizinerin Van Doon unter einem provisorisch aufgebauten Scheinwerfer vor der Leiche. Ein Zucken lief über Tailbys Gesicht. Man sah ihm die Empörung über die obszöne Pose des Opfers an.
    »Wo bleibt das Zelt?«, rief er. »Schaffen Sie das Zelt her, bevor wir Zuschauer kriegen.«
    Er entfernte sich ein paar Schritte und ging bis zu der Stelle, wo ein einzelner Stein aus der Erde ragte. Hitchens folgte ihm zwar, behielt aber vorsichtshalber einen gewissen Sicherheitsabstand bei.
    »In den Stein ist eine Inschrift eingeritzt«, verkündete Tailby mit der Miene des vom Berge herabgestiegenen Moses.
    »Ja. Sieht aus wie ein Name, Sir.«
    »Wir brauchen einen Fotografen. Der Name muss entziffert werden.«
    »Meinen Sie?«, sagte Hitchens. »Wir gehen bis jetzt davon aus, dass der Täter das Opfer von der anderen Seite in den Kreis geschleift hat.«
    »Und?
    »Wahrscheinlich steht der Name schon seit Jahren auf dem Stein.«
    »Wissen Sie das? Kennen Sie diese Steine?«
    »Nein, Sir.«
    »Waren Sie schon einmal hier oben?«
    »Nein, Sir.«
    Tailby drehte sich um.» Sie brauche ich ja wohl gar nicht erst zu fragen, nicht wahr, Fry?«
    Fry zuckte stumm mit den Achseln, aber der Chief Inspector erwartete sowieso keine Antwort von ihr. Er sah sich Hilfe suchend um. »Heh, ihr da drüben! Hat von euch schon mal jemand diese Steine gesehen? Sie sollen ein berühmtes Naturdenkmal sein. Ein wichtiger Teil unseres historischen Erbes. Eine Touristenattraktion, die die Leute in Scharen anzieht. Wie steht es mit Ihnen?«
    Die Beamten schüttelten den Kopf. Sie verbrachten ihre Freizeit lieber im Pub, vor dem Fernseher, beim Heimwerken oder im Gartencenter. Wer Kinder hatte, fuhr in einen Vergnügungspark wie Alton Towers oder Gulliver’s Kingdom, wo es Achterbahnen und Eiswagen gab, aber doch nicht hier herauf, in die Wildnis. Tailby wandte sich wieder Hitchens zu.
    »Sehen Sie? Wir haben keine Ahnung, was es mit diesen Steinen auf sich hat. Keinen blassen Schimmer. Genauso gut könnte es sich um einen Pferch für eine tibetanische Yakherde handeln.«
    »Ja, aber …«
    »Bitte sorgen Sie dafür, dass die Sache erledigt wird«, knurrte Tailby.
    Er warf einen Blick zum Steinkreis. In der Mitte, dicht neben der Leiche, waren ebenfalls Buchstaben in die Erde geritzt worden. Groß und deutlich zu erkennen bildeten sie das Wort »STRIDE.« Demjenigen, der sie hinterlassen hatte, war offenbar nicht besonders viel daran gelegen gewesen, sich längerfristig zu verewigen. Der Nieselregen konnte den Kratzern nicht viel anhaben, aber nach ein paar kräftigen Schauern würde nichts mehr von ihnen zu sehen sein.
    »Und was ist damit?«, fragte Tailby. »Sie wollen mir doch hoffentlich nicht weismachen, dass diese Schrift auch schon Jahre alt ist?«
    »Nein«, gab Hitchens zu. »Sie muss jüngeren Datums sein.«
    »Wann hat es in dieser Gegend zuletzt richtig geregnet?«
    Tailby starrte in die Runde. Die Beamten tauschten verlegene Blicke aus und blickten betreten zum Himmel. Fry taten sie fast Leid. Sie waren Kripobeamte – sie

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