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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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glaube, da gibt es ein Problem, Sir«, sagte sie.
    »Was denn?«
    »Constable Weenink berichtet, dass sich eine Gruppe Frauen auf dem Parkplatz versammelt. Etwa fünfzehn bis zwanzig, meint er.«
    »Was zum Teufel haben die vor?«
    »Es sieht nach einer Art Protestkundgebung aus.«
    Beim Eingang zur Krankenabteilung nickte Ben Cooper der Schwester hinter ihrem Tresen zu. Sie sah nett aus, aber müde und überarbeitet. Ein kurzes Lächeln, zu mehr reichte ihre Zeit nicht. In einer anderen Kluft hätte sie ohne weiteres auch von der Polizei sein können.
    Im Krankensaal standen zwölf Betten. Ein paar alte Männer wälzten sich unruhig herum, andere saßen in ihren gestreiften Pyjamas aufrecht da und begafften den Eindringling, der da außerhalb der Besucherstunden hereinschneite und ihnen wenigstens eine kleine Unterhaltung bot, bis die nächste Mahlzeit serviert wurde.
    Im ersten Moment glaubte Cooper, in eine gemischte Abteilung geraten zu sein – hier und da gab es sie noch. Doch dann fiel ihm wieder ein, wen er hier besuchen wollte. Stride lag auf der Seite. Mit seinen zarten Gliedern und der gekünstelten Pose wirkte er in dieser Altmännerversammlung ziemlich fehl am Platz. Er strich sich eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Beim Näherkommen sah Cooper, dass Strides Blick ins Leere ging, als lauschte er Musik oder einem spannenden Hörspiel, das ihn in eine andere Welt versetzte. Aber da waren nirgends Kopfhörer. Stride brauchte keine künstlichen Hilfsmittel, um sich der Realität zu entziehen. Eine beneidenswerte Gabe.
    »Besuchszeit, Simon«, sagte er.
    Der junge Mann rührte sich nicht. »Alle nennen mich Stride.«
    Auf dem Beistelltisch stand eine Flasche Mineralwasser mit einem Glas. Die Bläschen, die langsam zur Oberfläche emporstiegen, schienen Stride völlig zu faszinieren.
    Bislang hatte er der Polizei nichts Brauchbares mitgeteilt, weder zu dem nächtlichen Angriff auf ihn noch zu möglichen Beobachtungen im Ringham Moor. Doch Cooper wusste, dass Stride mehr Zeit im Moor zugebracht hatte als irgendwer sonst, sogar des Nachts. Da sprach er mit den Jungfrauen, hatte Cal gesagt. Und ebenso wie Mark Roper hatte auch er dabei womöglich mehr gesehen, als für ihn gut war.
    Dass seine Äußerungen so vage und verschwommen blieben, lag allerdings nicht, wie bei Maggie Crew, lediglich an Erinnerungslücken. Cooper hatte keine Ahnung, wie er das, was Stride wusste, aus ihm herauskitzeln sollte.
    »Ich wollte Ihnen etwas erzählen«, sagte Cooper. »An dem Tag, an dem Jenny Weston ermordet wurde, war ein junger Mann im Moor unterwegs. Dieser Gary, so heißt er, hatte in Ringham Edge für Warren Leach gearbeitet, aber an dem Tag bekamen sie Krach miteinander, und er zog ab. Er hat Jenny oben am Pfad gesehen und ausgesagt, dass sie Richtung Hammond Tower unterwegs war. Es hat uns sehr geholfen, dass Gary sich schließlich und endlich doch gemeldet hat.«
    »Ja?«
    »Sie haben sich jedenfalls nicht gemeldet, Simon. Haben uns immer bloß Geschichten von dem Fiedler erzählt. Wozu eigentlich?«
    »Lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Der junge Mann hat Jenny Weston gesehen. Und wen wohl noch, was meinen Sie?«
    »Ich werde die Schwester rufen. Sie schaden mir in meinem Zustand.«
    »Zuerst habe ich an Sie gedacht. Waren Sie da, Simon? Und Ihr Freund ebenfalls?«
    Stride lag still auf der Seite und starrte vor sich hin.
    »Er bedeutet Ihnen sehr viel, nicht wahr?«, fragte Cooper.
    »Niemand hat mich je so akzeptiert, wie ich bin. Nur Cal.«
    »Das verstehe ich«, sagte Cooper. »Trotzdem – Simon, haben Sie Jenny Weston gesehen?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Sie haben mal gesagt, dass Sie ihr Gesicht gesehen hätten, oder so ähnlich. Ich glaube, Sie haben sie gesehen, und zwar, als sie schon tot war.«
    »Oh.«
    Stride wurde blass und suchte im Bett nach einer bequemeren Lage.
    »Brauchen Sie mehr Schmerzmittel?«
    »Nein, es geht schon.«
    »Aber es ist unangenehm, oder?«
    »Ja. Verraten Sie mir eins.«
    »Was?«
    »Fühlt sich so Analsex an?«
    Coopers Gesichtsausdruck brachte Stride zum Lachen, er hielt sich die Hand vor den Mund. Aus den anderen Betten drehten sich Köpfe zu ihnen hin. Stride hatte ohnehin schon Neugier erregt.
    »Nein, das ist die falsche Frage für Sie, ich weiß schon. Außerdem müsste es ein Kerl mit einem Schwanz wie ein Besenstiel sein. So was findet man nicht allzu häufig.«
    »Ich werde mich mal ein bisschen erkundigen«, sagte Cooper.
    »Lieber nicht«, sagte Stride. »Zu Ihrer

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