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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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ihr reinen Wein eingeschenkt. Aber statt auch nur einen Funken Dankbarkeit zu zeigen, so sagte Mrs Daniels, hat sie es ihnen anscheinend eher übel genommen. Hat sich gegen die solide Existenz entschieden, die ihre Eltern für sie vorgesehen hatten, und ist in üble Gesellschaft geraten. Sie hat bei diversen Initiativen mitgemischt, und ihr letztes großes Ding war eben der Tierschutz. Ein paarmal hat sie Ärger gekriegt, weil sie an Demonstrationen teilgenommen hat, die ausuferten. Direkte Aktion, heißt das bei denen. Unerlaubtes Betreten von Privatgelände, Sachbeschädigung – die ganze Palette. Das Blut lässt sich eben nicht verleugnen, hat Mrs Daniels gemeint. Eine reichlich unglückliche Formulierung, wenn Sie mich fragen.«
    »Also war Ros Daniels auf der Suche nach ihrer eigentlichen Mutter?«
    »So ist es. Ob sie sie wohl gefunden hat? Wär ja wenigstens etwas, wenn sie schon ins Gras beißen musste.«
     
    Die Frauen scharten sich auf dem Parkplatz des Viehmarkts in einer Ecke zusammen. Unter den Kapuzen ihrer Anoraks hervor warfen sie scharfe Blicke auf das Gebäude und den Wache schiebenden Constable.
    Minutenlang stand Maggie Crew etwas abseits, scheinbar unschlüssig, ob sie nun dazugehörte oder nicht. Dann öffnete sich der Kreis und nahm sie auf, verschmolz mit ihr zu einem Ganzen. Gedeckt von Jacken und Schultertaschen blitzte Stahl auf. Und plötzlich hatte Maggie ein Messer in der Hand.
     
    Diane Fry und Todd Weenink standen im Schatten der ansteigenden Zuschauerreihen – ein guter Platz, um die Gruppe auf dem Parkplatz unauffällig im Auge zu behalten. Dass Maggie mit dabei war, empfand Fry als persönliche Kränkung. Als blanken Spott und Hohn.
    »Stimmt, das ist sie«, sagte sie.
    »Bei der Visage ist kein Irrtum möglich«, sagte Weenink.
    »Was zum Henker hat sie vor?«
    »Macht sie denn bei den Tierschützern mit?«
    »Nicht dass ich wüsste. Falls doch, gehört das zu den Dingen, von denen sie mir nie was erzählt hat.«
    »Na, da kommt jedenfalls der Schlitzer«, sagte Weenink. »Hitchens will die Sache jetzt durchziehen, bevor die Frauen das Ganze noch komplizierter machen.«
    Teasdale trieb mit dem Stock ein paar braune Jungkühe vom Freigehege in die Auktionsarena. Fry sah, dass er die Frauen bemerkte und beim Anblick von Maggies Narben zusammenzuckte. Mit schmalen Augen musterte er sie einen Moment lang und ließ dann weiter seinen Stock von einer Seite des Gangs zur anderen wandern. Kein Anzeichen von Wiedererkennen.
    Im Vorbeigehen zog Teasdale einer schwerfällig dahintrottenden Kuh mit dem Stock eins über die Hinterbacken, grinste die beiden Polizisten breit an und enthüllte dabei eine ausladende Zahnlücke. Fry scharf im Blick, machte er dem Tier mit einem Extrahieb Beine, bis es endlich verschreckt in Trab fiel.
    Fry sah, dass Maggie die grobe Behandlung mit einem Stirnrunzeln quittierte; doch Teasdale kannte sie offensichtlich ebenso wenig wie er sie. Hitchens stand schon bei der Arena bereit. Zeit für Fry, ihm bei der Verhaftung zu assistieren.
     
    Ben Cooper rannte zur Zentrale. Er musste die neuesten Informationen unverzüglich an Hitchens und Fry weitergeben. Sie enthielten zu viele geballte Zufälle. Wieso war der Angriff auf Maggie praktisch zur selben Zeit und am selben Ort erfolgt wie die tödliche Attacke auf Daniels? Und hatte Maggie im Moor tatsächlich auf Jenny Weston gewartet, die wiederum kurzzeitig Daniels bei sich beherbergt hatte?
    Cooper kam nicht dazu, sein Anliegen vorzubringen. Der Dienst habende Sergeant nahm soeben einen Notruf vom Viehmarkt in Edendale entgegen.
    Plötzlich hatte sich der Frauentrupp in Bewegung gesetzt und einen Viehtransporter umringt. Der Schäferhund und der Rottweiler, die in der Fahrerkabine Wache hielten, sprangen wie verrückt über die Sitze, warfen sich gegen die halb offenen Fensterscheiben und kläfften sich die Seele aus dem Leib.
    »Denkt an Ros Daniels!«, schrie eine Frau.
    »Sie ist nicht umsonst gestorben!«
    Weenink gab dem Constable ein Signal, mit ihm zusammen die Aktion zu unterbinden. Diane Fry beobachtete verblüfft die Veränderung, die mit Maggie vorging. Sie stand da wie angenagelt und schien auf etwas zu lauschen. Um ihre Nasenlöcher zuckte es, als hätte sie einen bestimmten Geruch wiedererkannt. Mit einem Mal stand sie kerzengerade da und riss erstaunt die Augen auf.
    Bevor sich Weenink mit seinen breiten Schultern ins Sichtfeld schob, sah Fry, dass Maggies Gesichtsausdruck erneut wechselte: von

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