Die schwarze Hand des Todes
Zukunft.«
»Wovon redest du eigentlich?«
Fry ging ein paar Schritte auf ihn zu. »Von deinem Freund, Constable Weenink, von dem rede ich.«
»Von Todd?«
»Ich habe hier und da was aufgeschnappt, und das klang danach, als hätte er massiv Ärger am Hals. Wenn du dich nicht vorsiehst, Ben, dann gehst du mit ihm den Bach hinunter.«
»Mit Todd ist alles okay, ehrlich.«
»Okay? Soll das ein Scherz sein? Wo jeder hier weiß, dass ihm das Hirn in die Hoden rutscht, sobald ein weibliches Wesen vorbeispaziert? Um nur einen Punkt zu erwähnen.«
Cooper lachte los; ein schwerer Fehler. Fry nahm seinen Unterarm in einen äußerst schmerzhaften Zangengriff. In Nullkommanichts war seine Hand taub.
»Steckst du da mit Weenink in irgendwas drin, Ben? Los, spuck’s aus.«
»Kein Gedanke.«
»Du lügst. Und zwar erbärmlich schlecht. Du bist der katastrophalste, schlechteste Lügner, der mir bei der Polizei je untergekommen ist, und das will was heißen. Was hast du angestellt?«
»Nichts.«
»Ah ja«, sagte Fry. Cooper biss die Zähne zusammen. Die Genugtuung, sie merken zu lassen, wie weh sie ihm tat, gönnte er ihr nicht. »Jedenfalls ist da irgendwas im Busch, das weiß ich hundertpro. Vielleicht bist du selber ja sauber geblieben, aber mit deiner Scheißnaivität lässt du dich eben doch in irgendwas reinziehen, und dann – war’s das irgendwann. Stimmt’s, du deckst ihn?«
Cooper schwieg.
»Mensch, du bist mir vielleicht einer! Ganz der loyale Kollege, was?«
»Wenn jemand Unterstützung braucht –«
»Unterstützung?«, fauchte Fry. »Für einen Volltrottel wie Weenink? Bist du eigentlich noch bei Trost?«
Ihr Griff um seinen Arm trieb Cooper die Tränen in die Augen.
»Falls du da irgendwas ausheckst, Ben«, sagte Fry, »dann fritiere ich deine Eier in Olivenöl und serviere sie beim nächsten Polizeibankett, zusammen mit denen von deinem sauberen Freund Weenink. Wenn ich dir einen Rat geben darf, dann lass ihn einsargen. Tief und fest.«
»Okay, okay«, sagte er. Fry lockerte ihren Griff um keinen Millimeter. »Da ist aber noch was, Diane.«
»Und zwar?«
»Sieh dir noch mal Sugdens Akte an. Kannst du dich an den Namen der Kanzlei erinnern, die seine Verteidigung übernommen hat? Quigley, Coleman & Crew.«
Fry drückte noch stärker zu. »Du willst andeuten, dass Maggie Crew seine Verteidigerin war?«
»Nein. Vor Gericht hat ihn einer der jüngeren Anwälte der Kanzlei vertreten. Aber meinst du nicht, dass sie Wayne kannte? Dass sie ihn identifizieren könnte? Dass sie vielleicht sogar wusste, wer Jenny Weston war?«
»Mumpitz.«
Fry ließ ihn los und stakste davon. Cooper rieb sich den Arm. Falls er wegen Todd Weenink noch unschlüssig gewesen war, blieb ihm jetzt praktisch kein anderer Ausweg. Und wenn er von dem Gespräch mit Weenink Meldung machte, war das bloß noch ein Lorbeerblatt mehr für den Siegeskranz auf Diane Frys Haupt.
In der Nacht zuvor war wieder und wieder eine Szene wie aus einem schlecht aufgenommenen Horrorvideo durch Coopers Schlaf gegeistert. Gestalten wiegten sich gemessenen Schritts im Kreis, umwoben von Nebel, der über dem Ringham Moor hing. Die Figuren tanzten, sie tanzten wie einst die Neun Jungfrauen.
Die Erste, die er erkannte, war Jenny Weston: von der Taille abwärts nackt, die Beine hoch in der Luft, ihre Haut geisterhaft weiß und blutleer. Ein roter Streifen rann über ihre blaue Sportweste. Hinter ihr tappten Cal und Stride blindlings durch die Birken, mit ängstlichen, verwirrten Mienen. Die Hosen um die Knöchel schlotternd, schlurfte Stride mit dem blutgetränkten Besenstiel als Wackelschwanz hinter Cal her.
Als Nächster kam Warren Leach – oder was von ihm noch übrig war: eine unkenntliche blutrote Masse, die Cooper lieber nicht genauer betrachten wollte. Ihm folgte Yvonne mit ihrem breithüftigen Watschelgang, die eine Hand am Mund, an der anderen hatte sie Will und Dougie im Schlepptau. Dicht hinter den Jungen kam Owen Fox mit weit offener roter Jacke dahergestolpert. Die Reihe der Tänzer beschloss Ros Daniels, ganz in Schwarz, mit fliegenden Dreadlocks und glitzerndem Nasenring, die aufgeplatzte Haut an Armen und Beinen offen zur Schau tragend.
Doch halt – Daniels war nicht die Letzte. Da war noch eine andere Gestalt, ganz vage und verschwommen im Nebel, die Cooper nicht ausmachen konnte. Ein neuntes Opfer. Eins mehr in der Reihe derjenigen, die einen Fehler begangen hatten.
Nach und nach hatte Cooper auch die schwachen Klänge
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