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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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wie ein Schlag. Die Erinnerungen strömten auf mich ein. So, als wäre ich gleichzeitig an zwei Orten, zu zwei verschiedenen Zeiten. Die Geräusche und die Gerüche stellten die Verbindung her. Plötzlich wusste ich, was mit Ros passiert war.«
    Maggie betrachtete ihre Hände auf dem Tisch. Die langen Finger lagen ganz ruhig da, ihre Nägel waren stumpf und blass.
    »Ros hatte beschlossen, mich aufzuspüren«, sagte sie. »Nach all den Jahren kommt meine Tochter auf die Idee, mich aufzuspüren. Adoptivkinder dürfen Erkundigungen über ihre leiblichen Eltern einziehen, andersherum ist es gesetzlich verboten. Ich weiß nicht, was sie sich davon erwartet hat.« Maggie atmete tief aus. »Oder doch. Sie wollte so viel wie möglich aus mir herausholen. Geld. Eine günstige Unterkunft.«
    »Wann ist sie zum ersten Mal an Sie herangetreten?«
    »Ungefähr Mitte September. Sie sagte, sie sei in der Gegend; aber aus welchem Grund und wo genau sie lebte, hat sie mir nicht erzählt.«
    »Offenbar hat sie um diese Zeit bei Jenny Weston in Totley gewohnt.«
    »Ja, das habe ich später auch herausgefunden. Diese Tierschutzgruppen haben ihre eigenen Netzwerke. Als Ros herkam und kein Dach über dem Kopf hatte, bot Jenny Weston ihr das freie Zimmer in ihrem Haus an.«
    »Sie wissen ja doch einiges über Jenny Weston«, sagte Cooper und dachte an all die Mühe, die Diane Fry sich gegeben hatte, um Jenny in Maggies Augen zu einer realen Person werden zu lassen.
    Maggie ignorierte seinen Kommentar. »Ros ist zu einem Einsatz hierher gekommen – einem Einsatz gegen Hundekämpfe. In der Gegend, wo sie vorher wohnte, war ein Hundekampfring aufgelöst worden, und etliche Teilnehmer reisten nun regelmäßig nach Derbyshire, zur Ringham Edge Farm. Natürlich war es Ros sehr viel wichtiger, etwas dagegen zu unternehmen, als ihre Mutter zu finden. Mich hat sie nur nebenbei mitgenommen.«
    »Ihren Adoptiveltern hat sie aber etwas anderes erzählt«, warf Tailby ein.
    Maggie schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich hatte sie auch auf die einen Hass. Nein, sie ist in einer ganz bestimmten Absicht hierher gekommen; ich war lediglich ein nützliches Werkzeug.«
    »Aber Jenny war mit Ros’ Plänen nicht einverstanden, oder?«
    »Offensichtlich nicht. Ros hatte sehr viel radikalere Ansichten als Jenny. Sie war eine Anhängerin von direkter Aktion. Um es genau zu sagen, sie befürwortete Gewalt.«
    »Und das ist ihr schließlich zum Verhängnis geworden«, sagte Tailby.
    Maggie ließ den Kopf sinken. »Daran bin wohl ich schuld.«
    »So? Und warum?«
    »Weil sie zweifellos eine ganz andere Erziehung erlebt hätte, wenn sie als Kind bei mir geblieben wäre. Das liegt doch auf der Hand«, sagte Maggie. »Es wäre nie so weit mit ihr gekommen, wenn ich sie aufgezogen hätte.«
    »Das ist lediglich eine Hypothese«, sagte Cooper.
    Maggie ließ sich nicht auf eine Diskussion ein. »Als Jenny Weston herausfand, was Ros vorhatte, kam es zum Streit. Es fielen sehr heftige Worte. Und dann zog Ros aus und kam zu mir.«
    »Wie war Ihnen da zumute?«
    »Zuerst glaubte ich, der Moment sei gekommen, von dem ich immer geträumt habe«, sagte Maggie. »Meine Tochter hatte zu mir zurückgefunden. Aber so war es nicht, ganz und gar nicht.« Sie blickte von Tailby zu Cooper. »Nichts ist je so, wie man es sich vorstellt, oder? Am besten, man hegt keine Erwartungen. Und keine allzu großen Hoffnungen. Das ist das Schlimmste: wenn hoch gesteckte Hoffnungen wieder zunichte werden. Eine äußerst schmerzhafte Erfahrung. Sie kann verheerend sein.«
    Die Beamten ließen ihr einen Augenblick Zeit, um sich wieder zu fassen.
    »Was wollte Ros denn nun eigentlich genau?«, fragte Tailby.
    »Meine Tochter hat erkannt, dass ich ihr von Nutzen sein konnte.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Sie brauchte eine Unterkunft, eine brauchbare Basis. So hat sie es ausgedrückt. Und meine Wohnung lag sehr viel näher am Ringham Moor, wo sie ihren Einsatz leisten sollte.«
    »Hat sie Ihnen erzählt, was sie vorhatte?«
    »O ja.«
    »Und wie haben Sie darauf reagiert?«
    »Ich glaube, witzigerweise genauso wie Jenny Weston, nur noch stärker. Du bist verrückt, habe ich zu Ros gesagt, und was du da vorhast, ist kriminell und gefährlich. Wir hatten einen fürchterlichen Streit. Natürlich habe ich immer das Verkehrte gesagt, nur dummes Zeug geredet. Vermutlich deshalb, weil ich einfach nicht weiß, wie eine ordentliche Mutter sich zu verhalten hat. Ich habe nie nach und nach aus meinen Fehlern

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