Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
gelernt, wie man am besten mit einer Tochter umgeht, also habe ich sämtliche Fehler auf einmal begangen. Ich habe zu ihr gesagt, ich würde nicht zulassen, dass sie so etwas tut.«
    »Wahrscheinlich hat es ihr nicht sonderlich gefallen, dass Sie ihr Vorschriften machen wollten.«
    Maggie lächelte. »Das ist sanft untertrieben. Es war klar, dass sie ins Ringham Moor gehen würde, ganz gleich, was ich davon hielt. Es wurde sehr persönlich, und mit einem Mal strömte alle Verbitterung aus ihr heraus – und wohl auch aus mir. Aber Ros war der Meinung, ich sei ihr eine Menge schuldig. Und ich kam zu dem Punkt, an dem ich nicht mehr mit ihr streiten konnte. Weil sie ja Recht hatte. Ich schuldete ihr mehr, als sich in Worte fassen lässt: dafür, dass ich sie damals im Stich gelassen habe.«
    »Also haben Sie sich überreden lassen …«
    »Ja, in dem Moment hatte ich verloren. Ich hätte hart bleiben sollen, sie in der Wohnung einsperren … irgendwas. Jetzt ist mir das klar. Aber damals sagte sie zu mir, eine echte Mutter würde verstehen, was sie umtrieb – würde sie bei dem unterstützen, was für sie das Wichtigste im Leben sei. Eine echte Mutter würde an ihrer Seite stehen. Ich sei die Einzige, die sie vor Gefahr bewahren könne. Und das sei doch die Aufgabe einer Mutter.«
    »Und, was haben Sie getan?«
    »Was wohl?« Maggie zuckte mit den Achseln. »Natürlich bin ich mit ihr gegangen.«
    Cooper sah Tailby an, doch der Chief Inspector nickte nur. Er war selbst Vater. Cooper konnte sich nur ungefähr vorstellen, wie schwer es sein mochte, dabeizustehen und zuzusehen, wie das eigene Kind sich in Gefahr begab, während alle Instinkte darauf drängten, es bei sich zu behalten und zu beschützen. Wie viel stärker musste Maggie dieses Gefühl erlebt haben, nachdem sie es gerade erst entdeckt hatte? Kaum hatte sie ihre Tochter endlich gefunden, musste sie sich darauf einstellen, sie wieder zu verlieren. Sie konnte unmöglich dabeistehen und zusehen, wie Ros allein loszog.
    »Ja, ich habe sie nach Ringham hinaufgefahren«, sagte Maggie. »Im Wagen haben wir kein Wort miteinander geredet, so wütend waren wir. Erst hinter Matlock ist mir aufgefallen, dass ich ohne Licht fuhr. In Ringham haben wir oberhalb des Dorfes geparkt und sind zum Hammond Tower hinaufgegangen. Ros sagte, ich solle dort warten, bis sie von der Farm zurückkäme. Ich wollte aber nicht einfach bloß dasitzen und warten. Das Warten war das Schlimmste. Andererseits –«
    »Ja?«
    »Nun, es spielten auch noch andere Instinkte mit hinein.«
    »Sie wollten nicht noch weiter in eine kriminelle Handlung verstrickt werden?«, fragte Tailby. »War es das?«
    »Es verstieß gegen alle meine Überzeugungen, gegen alles, was man mir je beigebracht hat. Wie hätte ich so etwas tun können? Ich riskierte ohnehin schon einiges.« Einen Moment lang verriet Maggies Miene ihre Unsicherheit. »Verstehen Sie?«
    Cooper wich ihrem bittenden Blick aus. Das war letztlich der entscheidende Punkt: Maggie Crew hatte beim Hammond Tower gewartet, hin- und hergerissen zwischen Angst um ihre Tochter und Entsetzen bei der Vorstellung, was sie dort im finsteren Moor tat. Sie hatte nicht herkommen wollen, brachte es aber auch nicht fertig, wieder zu gehen. Zwei mächtige Instinkte bekämpften sich in ihrem Innern; zweifellos war sie am Fuß des Towers wie ein Tiger im Käfig hin und her gelaufen, hatte hilflos in die Dunkelheit gespäht und sich eine Zigarette nach der anderen angesteckt. Vor seinem inneren Auge sah Cooper die halb gerauchten Kippen, die sie, noch glimmend, in die Nacht fortgeschleudert hatte. Viele waren irgendwo zwischen den Bäumen am Hang im dichten Unterholz gelandet – ein paar aber auch auf dem Sims unterhalb des Towers.
    »Und was genau hatte Ros nun vor? Hat sie es Ihnen erzählt?«
    »Sie hatte es nicht nur vor, sie hat es tatsächlich getan«, sagte Maggie. »Es war alles von langer Hand vorbereitet. Hinter ein paar losen Steinen in der Wand des Towers hatte sie zwei selbst gebastelte Benzinbomben versteckt. Sogar ein bisschen Abfall hatte sie eingesammelt und in das Loch gestopft – leere Getränkedosen, Schokoladenpapier, was eben so herumliegt. So würde niemand auf die Idee kommen, sich das Loch näher anzusehen, hat sie gesagt. Und damit hatte sie wohl Recht.«
    »So ziemlich«, sagte Cooper in Gedanken an die Besessenheit, mit der Mark Roper den Leuten hinterherräumte.
    »Damit bin ich also eine Komplizin«, sagte Maggie. »Ich wusste, was

Weitere Kostenlose Bücher