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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Haut. Der Griff um ihren Hals verstärkte sich.
    Fry empfand Furcht – und genoss es zugleich, diesen Menschen einen endlosen Moment lang in den Armen zu halten. Sie schloss die Augen vor ihrer Unfähigkeit, sich selbst zu schützen oder das aufzuhalten, was nun kam. Sie wartete. Wartete, dass das Messer ein zweites Mal durch ihre Haut hindurch in ihren Körper drang.

37
    Die Regenrinnen am Derwent Court stammten größtenteils noch aus der viktorianischen Ära. Von heftigen Böen aufgewirbeltes feuchtes Laub hatte die Dachtraufen und Fallrohre verstopft, und nun ergoss sich das Wasser in Kaskaden aus der Rinne über die Hauswand. Ben Cooper duckte sich nahe der Haustür unter einem Schwall hindurch und fragte sich, ob der feuchte Segen wohl auch zu den Wasseranwendungen zählte, die sich in den viktorianischen Heilbädern so großer Beliebtheit erfreut hatten.
    Die Kollegen hatten Maggie Crews Schreibtisch bereits ausgeräumt und sämtliche Papiere auf der Arbeitsfläche verteilt. Inspector Hitchens sah Cooper kommen und schob ihm einen Stapel hin.
    »In einem der Schlafzimmer da hinten haben wir einen Rucksack mit Kleidung und ein paar persönlichen Gegenständen von Ros Daniels gefunden. So wie es aussieht, war sie mit leichtem Gepäck unterwegs.«
    Cooper sah sich die Papiere näher an. Zumeist handelte es sich um sorgsam geordnete und abgeheftete Rechnungen, Kontoauszüge und Versicherungsunterlagen. Ein paar Gesetzestexte, Maggies Partnervertrag in Kopie und ein Adressbuch voller Namen. Wer waren all diese Leute darin – wenn Maggie doch so zurückgezogen gelebt hatte? Zwischen einigen Broschüren von Hammond Hall wurde er fündig.
    »Sieht aus wie eine Art Tagebuch«, sagte er zu Hitchens. »Oder ein Notizheft.«
    »Ist es Crews Tagebuch? Bisher haben wir keines gefunden.«
    »Nein. Es stehen nur Zeiten und Orte drin, wirkt fast wie eine Reiseroute. Von jemandem namens Eve. Wer ist das?«
    »Keine Ahnung.«
    Cooper stutzte beim Lesen. »Oh«, sagte er. »Grosvenor Avenue, Edendale. Das ist doch –«
    »Ja?«
    »Also, wer ist Eve?«, wiederholte Cooper.
    »Woher soll ich das wissen? Eine Freundin von ihr?«
    »Es steht jedenfalls eine Telefonnummer dabei. Aus dem hiesigen Ortsnetz.«
    »Dann versuchen Sie es doch«, sagte Hitchens.
    Cooper wirkte unschlüssig. Er war noch immer total verblüfft über das, was er in dem Notizbuch entdeckt hatte. »Was soll ich denn sagen?«
    »Denken Sie sich irgendwas aus, Cooper. Fragen Sie einfach nach Eve und machen Sie aus dem Stegreif weiter.«
    Immer noch zögernd las er wieder und wieder die kurze Notiz zum Stichpunkt Grosvenor Avenue. »Soll ich wirklich, Sir?«
    »Nur zu.«
    Cooper wählte die Nummer. »Ich tue so, als wollte ich ihr etwas verkaufen. Das ist heutzutage gang und gäbe.«
    »Gute Idee. Und was wollen Sie ihr verkaufen?«, fragte Hitchens, während schon das Freizeichen ertönte.
    »Soffitten.«
    »Was zum Teufel sind denn Soffitten?«
    »Eben. Darunter kann sich kein Mensch etwas vorstellen. Dann kann man ihnen den letzten Mist erzählen.«
    Eine Stimme meldete sich. Doch Cooper verschlug es die Sprache. Der Eingangssatz, mit dem er sich als Vertreter hatte vorstellen wollen, war wie weggeblasen aus seinem Hirn.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Falsch verbunden.« Und legte auf.
    »Tatsächlich?«, fragte Hitchens.
    »Was?«
    »Falsch verbunden?«
    »Durchaus nicht. Die Nummer stimmt, da bin ich mir sicher.«
    »Aber Sie haben nicht versucht, Ihre Soffitten an den Mann zu bringen.«
    »Nein«, sagte Cooper. »Kein Bedarf.«
     
    Offensichtlich fühlte Maggie Crew sich in dem kahlen Vernehmungsraum fast wie zu Hause. Gedankenverloren starrte sie auf die weiße Wand und mühte sich, die flüchtigen Erinnerungen einzufangen. Ben Cooper lauschte gebannt ihrer Schilderung, durch was dieser Prozess schließlich und endlich ausgelöst worden war.
    »Die Geräusche und die Gerüche waren es«, sagte sie. »Die haben mir plötzlich wieder alles ins Gedächtnis gerufen. Sie hätten mir noch so viele Leute schicken können, mit denen ich mich unterhalten sollte – und es wäre niemals das dabei herausgekommen. Die Stimmen, der Tiergeruch, der an den Männern hing. Und irgendwo haben Hunde gebellt, aber sehen konnte ich sie nicht …« Maggie schauderte. »Und dann hat jemand geschrien. Eine Frau von der Tierschutzbewegung.«
    »Und Sie hatten soeben die Bestätigung erhalten, dass Rosalind Daniels tot ist«, sagte Chief Inspector Tailby.
    Sie nickte. »Es war

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