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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Kripochef hatte, durfte Tailby fürs Erste die Ermittlungen leiten. Er schien über Nacht an den Schläfen noch grauer geworden zu sein, und er ließ die Schultern hängen.
    Die Diavorführung hatte schon deprimierend genug angefangen. In den Großaufnahmen hatte der Fotograf die eisige Düsterkeit des Moors eingefangen; die Nahaufnahmen von den Jungfrauen hatte er aus verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven fast impressionistisch gestaltet. Danach war es im Raum still geworden. Nur unbehagliches Füßescharren war noch zu hören. Die Dias vom Opfer zeigten in brutaler Deutlichkeit die seltsame Position der Gliedmaßen, den unbekleideten Unterleib, den roten Fleck auf dem T-Shirt. Im Gegensatz zur verstörenden Wirklichkeitsnähe dieser Bilder riefen die Obduktionsaufnahmen zum Abschluss eine eher irreale Wirkung hervor. Sie schienen mit dem eigentlichen Tod nicht das Geringste zu tun zu haben. Sie waren zu klinisch, zu antiseptisch, um menschlich zu sein.
    Ein Ergebnis der Obduktion war besonders interessant: Es gab keine Anzeichen dafür, dass Jenny Weston einem Sexualdelikt zum Opfer gefallen war. Warum war sie dann teilweise entkleidet worden? Dafür gab es zwei plausible Erklärungen. Entweder der Täter war gestört worden, oder die Polizei sollte auf eine falsche Fährte gelockt werden.
     
    Das Licht wurde wieder eingeschaltet. Zusammenfassend musste Tailby zugeben, dass sie bis jetzt nicht mehr in der Hand hatten als das, was sie im Moor vorgefunden hatten – und dazu eine verwirrende Fülle von Spuren, die am Tatort sichergestellt worden waren.
    »Sind diese Lagerfeuer frisch, Sir?«, fragte ein Beamter.
    »Einige sind offenbar schon recht alt«, antwortete Tailby. »Drei, vier Monate oder so. Sie sind noch vom Sommer, wenn da oben immer am meisten los ist. Aber andere sind jüngeren Datums. In den Feuerstellen liegt noch Asche, die wohl nach ein, zwei Regenfallen weggeschwemmt worden wäre. Aber die Nationalparkranger sagen, dass im Ringham Moor oft wild gecampt wird, noch bis in den September und Oktober hinein. Manchmal auch im Winter. Und sogar wenn es schneit.«
    »Ja, hier wimmelt es nur so von Gipfelstürmern. Alles nachgemachte Sir Edmund Hillarys.«
    Das kam natürlich von Todd Weenink. Er sah genauso mitgenommen aus wie der Rest der Truppe, wenn nicht noch angeschlagener. Bestimmt hatte er gestern Abend wieder tüchtig getankt, aber für einen flotten Spruch reichte es trotzdem noch allemal. Tailby schien sich über Weeninks schwachen Witz zu freuen.
    »Natürlich haben wir bis jetzt keinerlei Anhaltspunkte, die darauf hindeuten, dass ein wilder Camper als Tatverdächtiger in Frage kommt – oder auch nur als Zeuge. Aber dafür haben wir etwas anderes.« Tailby heftete eine Fotografie an die Pinnwand.
    Die Aufnahme zeigte einen Haufen grauer Asche mit ein paar verkohlten Holzstückchen darin. Es sah so aus, als ob jemand die Asche hastig zusammengefegt hätte. Und auf der einen Seite prangte der Teilabdruck einer Schuh- oder Stiefelsohle.
    »Wir wollen uns nicht zu viel erhoffen«, sagte der Chief Inspector. »Aber wir werden vermutlich den Hersteller ermitteln können. Der Abdruck dürfte groß genug sein, um die Marke zu identifizieren.«
    »Aber ist er auch zur Tatzeit hinterlassen worden, Sir?«
    »Gute Frage.« Tailby deutete auf einen kleinen dunklen Fleck. »Dies hier sind Blutspuren vom Opfer. Der Abdruck liegt darüber.«
    Er nickte zufrieden. Möglichst früh auf verwertbare Beweise zu stoßen, das war der Wunschtraum aller Kripobeamten. Was konnten sie mehr verlangen als einen Sohlenabdruck, der bewies, dass der Träger des Schuhs zur Tatzeit am Tatort gewesen war? Höchstens noch einen Tatverdächtigen, dessen Schuhwerk man mit dem Abdruck vergleichen konnte.
    »Lesen Sie sich bitte den vorläufigen Bericht der Spurensicherung durch«, sagte Tailby.
    Papiere raschelten. Der Computerausdruck mit der Liste der Objekte, die im Umfeld der Jungfrauen gefunden worden waren, war lang und unübersichtlich. Das Tatortteam hatte Pflanzenproben genommen, unter anderem von Heidekraut, Ilex, Ginster und drei Gräserarten, aber auch von Birkenstämmen, deren Rinde Schnitte aufwies oder mit einer unbekannten Flüssigkeit in Berührung gekommen war. Außerdem gehörten zu der Sammlung noch Steine, halbe Ziegel, tütenweise Asche, verrostete Wellblechstücke, ein kleiner Metallrost, die halb verbrannte Seite eines Sheffield Star, mit dem Feuer gemacht worden war, die Verpackung eines

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