Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
unruhig. Er konnte es nicht ertragen, zur Untätigkeit verdammt zu sein. Es war noch früh am Morgen, aber sein Verstand arbeitete bereits auf Hochtouren, und seine Phantasie eilte den Fakten voraus. Gestern hatte er selbst noch draußen im Ringham Moor gestanden, umweht vom schneidenden Wind, der pfeifend durch das trockene Heidekraut fuhr, während das Birkenlaub unter seinen Füßen raschelte. Und er hatte gesehen, wo alles angefangen hatte – bei den Steinen.
    Aus den Augenwinkeln nahm er im Dunkeln die Andeutung einer Bewegung unter den schattenhaften Gestalten wahr, als ob sich eine von ihnen kurz zu ihm hingedreht hätte. Der Blick, der auf ihn fiel, streifte ihn wie ein kalter Luftzug. Ihm wurde beklommen zumute, er rührte sich nicht. Es war sicher gescheiter, sie nicht auf sich aufmerksam zu machen. Was hätte er ihr auch sagen sollen? Er wusste es nicht.
    »14 Meter im Durchmesser, der Untergrund eine dünne Sandschicht. Schleifspuren, die knapp sieben Meter weit hineinführen. Keine Anzeichen eines Kampfes …«, sagte eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Das nächste Dia wurde an die Wand geworfen, ein bizarres, verschwommenes Bild, bis der Projektor automatisch die Schärfe nachgestellt hatte. Für Cooper sah es aus wie ein aus großer Höhe aufgenommenes Luftbild vom Rumpf eines halb vergrabenen alten Bootes in der Wüste. Eine ausgefranste Ellipse, dunkelrot und mit schwarzen Pünktchen übersät, eingebettet in eine seltsam körnige, gelbe Dünenlandschaft, die sich in der Ferne verlor und bis an orangefarbene Hügel heranreichte, die keine Schatten warfen.
    Es ähnelte einer gestrandeten Arche Noah. Die unregelmäßigen schwarzen Stellen in der Mitte hätten Überreste eines versteinerten Ruderhauses, morscher Masten und Planken oder einer zu Staub zerfallenen Takelage sein können. Was es nicht gab in dieser Wüste, war natürliches Sonnenlicht, stattdessen nur künstliche Farben.
    Ein Schatten schob sich vor die Leinwand, ein müdes Gesicht, das vom Projektorstrahl eingefangen wurde.
    »Sie sehen selbst, worum es sich hierbei handelt. Es bedarf keiner Erklärung meinerseits. Der Tod muss binnen Minuten eingetreten sein.«
    Cooper riss sich aus seinem Tagtraum. Die Gestalten um ihn herum verwandelten sich wieder in Kripobeamte. Das Dia zeigte eine aufbereitete Obduktionsaufnahme aus der Gerichtsmedizin. Die rote Ellipse war die Eintrittswunde, 2,5 Zentimeter unterhalb der untersten Rippe, verursacht durch ein scharfes, einschneidiges Messer. Eine tödliche Stichwunde ins Herz. Die hellen, orangefarbenen Hügel waren menschliches Fleisch - ein weiblicher Unterleib und der untere Rand des Brustkorbs. Die Sandkörner waren Poren und Hautzellen, bis zur Unkenntlichkeit vergrößert und durch die Beleuchtung so stark verändert, dass sie an nichts Menschliches mehr erinnerten.
    Die gelbe Wüste war Jenny Westons Leichnam.
    »Wir haben so viele Feuerstellen gefunden, als ob es da oben im Moor ein Pfadfindertreffen gegeben hätte«, kommentierte Chief Inspector Tailby das Dia vom Ringham Moor, das als nächstes gezeigt wurde. Kaum jemand schmunzelte, niemand lachte. Es war noch zu früh am Morgen, und das Thema lud auch nicht gerade zum Witzemachen ein. Tailby probierte es noch einmal. »Aber die Spurensicherung sagt, es waren keine Pfadfinder. Es sei denn, heutzutage gibt es bei denen Abzeichen für Sex, Drogen und Tieropfer.«
    Draußen war es noch dunkel. Die meisten Beamten waren erst spät ins Bett gekommen und hatten vor Müdigkeit verquollene Augen. Aber wenn erst das Koffein seine Wirkung tat und sie sich auf ihre Aufgaben konzentrieren mussten, würden sie hellwach bei der Sache sein.
    Der Einsatzraum war nur halb voll. Ben Cooper, der fast befürchtet hatte, keinen Platz mehr zu finden, wunderte sich über das mangelnde Interesse. Aber dann stellte sich heraus, dass die ersten Teams bereits am Tatort waren, um das Gelände gleich bei Tagesanbruch weiter gründlich nach forensisch verwertbaren Spuren abzusuchen und diese zu sichern, bevor sie durch einen kräftigen Regenguss zerstört oder unbrauchbar gemacht wurden – oder von schweren Stiefeln zertrampelt.
    Neben Tailby saß der Divisional Commander Colin Jepson, den sie mit Chief Superintendent titulieren mussten, obwohl dieser Dienstrang angeblich schon in den 80er Jahren abgeschafft worden war. In Derbyshire hatte man ihn wieder eingeführt, wenn auch nur nominell, ohne die dazugehörige Gehaltsstufe.
    Da Edendale immer noch keinen eigenen

Weitere Kostenlose Bücher