Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
wo Maggie Crew überfallen worden war, lagen nicht einmal eine halbe Meile entfernt. Beide Frauen waren allein unterwegs gewesen, beide hatte nichts Böses geahnt. Die eine war nicht im Stande, den Täter zu beschreiben, die andere war tot. Im schlimmstmöglichen Fall waren Maggie Crew und Jenny Weston Opfer eines Zufallstäters geworden. Bei einem willkürlichen Mord durch einen Unbekannten gab es keine Aussagenkette, kein Motiv. Das Fehlen einer Verbindung zwischen Täter und Opfer stellte die Ermittler vor eine schier unlösbare Aufgabe.
    Deshalb brauchten sie Maggie Crew. Früher oder später würde sie den Angreifer identifizieren. Ihre Erinnerung musste zurückkommen.
    Am Ende des Feldwegs begegneten sie Constable Toni Gardner und Constable Danny Boyle, die das Gelände vom Steinkreis aus in umgekehrter Richtung abgegangen waren, vorbei am Hammond Tower. Alle vier Beamten schüttelten den Kopf. Reine Zeitverschwendung, lautete das einhellige Urteil. Dann gingen sie zusammen zu den Neun Jungfrauen, wo die uniformierten Kollegen den abgesperrten Tatort bewachten.
    Fry konnte sich nicht vorstellen, was die Leute an diesen Steinen so besonders fanden. Ihr wären mit Sicherheit ein paar schönere Stellen eingefallen, wo man sich abends treffen konnte, wenn man sich unbedingt nackt ausziehen, ein Feuerchen machen und einen Joint rauchen wollte.
    »Bisschen mickrig geraten für Stonehenge, was?«, sagte sie. Aber Cooper ließ sich nicht aus der Reserve locken.
    Einer der Steine war oben abgeflacht und lud geradezu zum Sitzen ein. Aber dann erinnerte sie sich an die Spuren, die das Tatortteam hier oben gesichert hatte, und sie stand schnell wieder auf. Gar nicht auszudenken, wofür der Stein noch benutzt worden war. Sie blickte sich nach Cooper um.
    »Die Neun Jungfrauen, hm? Dieses Bergvolk hat aber wirklich eine blühende Phantasie.«
    Doch auch diesmal reagierte er nicht. Nach einer kleinen Pause gingen sie weiter, in Richtung Süden, bis zu einer Stelle, wo man auf das Dorf Ringham Lees hinunterblicken konnte. Der ganze Weg war mit Laub übersät, dazwischen blitzten winzige Quarzkristalle wie Glassplitter aus dem Sand. Die welken Birken raschelten, ein Eichelhäherpärchen tummelte sich im Geäst. Überall im Moor waren Sensationstouristen unterwegs. Ein kleiner dicker Mann, der eine grüne Steppjacke trug, stand neben dem Weg und wartete auf sie. Er sah Fry gespannt an.
    »Wo sind ihre Kleider?«, fragte er.
    »Wie bitte?«
    »Einfach weitergehen«, sagte Cooper, der stur geradeaus blickte.
    Fry hätte den Mann gern befragt, aber sie wollte Cooper nicht verlieren, der auf einen Kaninchenpfad eingebogen war.
    Die struppigen Heidesträucher griffen nach ihren Fußgelenken. An einer Stelle, wo es gebrannt hatte, zerbröselten schwarze, spröde Stängel unter ihren Schritten. Der Boden war von einer Ascheschicht bedeckt, die nach und nach vom Regen ins Erdreich gespült werden würde.
    »Jetzt warte doch mal, Ben.«
    Er blieb ungeduldig stehen. »Das war bloß ein harmloser Spinner. Diese Typen wittere ich eine Meile gegen den Wind. Sollen sich die Uniformierten um ihn kümmern.«
    »Was sind das bloß für Leute? Die müssen krank sein.«
    »Stimmt. Aber er wird wahrscheinlich schon von der Gemeindefürsorge betreut.«
    »Was ist das denn schon wieder?«
    »Die Gemeindefürsorge? Mal sehen, ob ich es dir erklären kann …«
    »Nein, das da drüben.«
    Fry zeigte auf einen Baumschwamm, der sich an die Rinde einer Eiche klammerte. So etwas hatte sie noch nie im Leben gesehen. Der Pilz war bleich und wulstig wie ein ausgewaschenes menschliches Organ. Sie tippte ihn vorsichtig an. Er war außen fest und darunter weich wie ein frisches Milchbrötchen. Auf der Oberseite fühlte er sich trocken an, aber auf der Unterseite war er kalt und klamm. Unter dem Druck ihrer Finger gab das Fleisch leicht nach.
    Plötzlich bemerkte sie, dass es auch auf dem Boden von den unterschiedlichsten Pilzen nur so wimmelte. Manche waren dunkel und wurstförmig wie Hundehaufen, aber mit schwarzen, ausgefransten Rändern wie angebissen. Einige sahen aus wie Steine, andere wie Becher und wieder andere wie Ohren.
    Fry starrte sie angeekelt an. Es war ihr schleierhaft, wieso irgendein Mensch zum Vergnügen ins Moor ging. Hier gab es nichts, aber auch gar nichts Einladendes, es sei denn für Spinner und Perverse, die sich vom Tod und von den Abartigkeiten der Natur anziehen ließen.
    Ben Cooper erreichte das Ende der Hochebene zuerst. Er stellte

Weitere Kostenlose Bücher