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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Tatort zu nahe kam.
    »Ich glaube, das bringt nichts, was wir hier treiben«, sagte Cooper.
    »Das nennt man Routine; da müssen wir durch.«
    »Wir sollten Jennys Leben unter die Lupe nehmen. Nicht wo sie war, ist wichtig, sondern aus welchem Grund sie hergekommen ist.«
    »Wir halten uns an die übliche Vorgehensweise.«
    Vor ihnen öffnete sich ein Tunnel wie ein schwarzer Schatten, der den Weg versperrte. Die grüne Helligkeit am fernen Ende ließ die Dunkelheit, die darin herrschte, nur noch undurchdringlicher erscheinen. Drinnen war der Boden weich, von Fahrradreifen ausgefahren. Im mittleren Abschnitt waren Wände und Decken mit Planken verkleidet und mit Eisen verstärkt. Wasser tropfte von der Decke und rann glitzernd an den Wänden hinunter. Sie mussten aufpassen, dass sie nicht nass wurden.
    »Stimmt das, dass du an dem ersten Opfer dran bist?«, fragte Cooper.
    »An Maggie Crew? Ja.«
    »Wenn es derselbe Täter war, ist Crew wohl unser bester Trumpf. Sie ist die einzige Zeugin.«
    »An ihrer Aussage hängt alles«, bestätigte Fry. »Sie ist die Einzige, die ihn identifizieren kann.«
    »Könnte.«
    »Wieso?«
    »Weil sie sich doch an nichts erinnert. Oder stimmt das etwa nicht?«
    »So einfach ist das nicht«, sagte Fry.
    Der Tunnel war in der Mitte der Schlucht in das Gestein getrieben worden. Rosafarbener Gneis schimmerte durch den Kalkstein. An einigen Stellen klammerten sich Farne an den Fels, und auf einem hohen Sims hatte eine Silberbirke Wurzeln geschlagen. Nur das Tropfen des Wassers und ihre Schritte waren zu hören. Doch auf einmal näherte sich von hinten ein surrendes Rauschen. Sie fuhren herum. Ein Rennradfahrer sauste vorbei, den Kopf zwischen die Schultern genommen, das Gesicht wegen des aerodynamischen Helms und der Panoramasonnenbrille nicht zu erkennen. Es ging so schnell, dass sie nicht einmal dazu kamen, ihn anzuhalten.
    Hier und da war der Naturstein mit Ziegeln ausgebessert worden. Die vielen heruntergefallenen Steinchen, die den Weg zu beiden Seiten säumten, ließen nichts Gutes erahnen. Es war, als ob der Tunnel um sie herum langsam zerfiel. Ohne die Versteifung aus feuchten Planken und rostigem Eisen hätte eine ins Rutschen geratene Geröllmasse den ganzen Tunnel blockiert.
    »Was soll das heißen, so einfach ist es nicht?«, fragte Cooper.
    »Ich will damit sagen, dass ihre Erinnerungen noch da sind. Auch wenn die herrschende Lehrmeinung behauptet, dass sie sie komplett verdrängt hat. Ihr Verstand unterdrückt sie, weil sie zu schmerzhaft sind. Vor und nach dem Überfall fehlen ihr jeweils ein paar Stunden, eine Gedächtnislücke, die auf das Trauma zurückzuführen ist. Aber unter bestimmten Umständen könnten die Erinnerungen wieder zutage treten. Einen solchen Auslöser müssen wir finden. Es könnte etwas ganz Simples sein, ein wieder erkanntes Geräusch zum Beispiel, ein Geruch oder ein Bild. Wir wissen es nicht.«
    »Aber ist das nicht ein bisschen zu optimistisch, auf so einen Auslöser zu hoffen? Es sei denn, wir könnten sie direkt mit dem Täter konfrontieren. Gibt es keinen anderen Weg, Diane?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Die Therapie hat jedenfalls nichts gebracht. Danach war Maggie so aufgewühlt, dass wir sie auf keinen Fall bedrängen dürfen, sich an einen Psychiater zu wenden. Auch wenn ein Psychiater vielleicht mehr erreichen würde.«
    Allmählich wurde es auf dem Weg immer belebter, und es waren jetzt auch mehr Familien mit Kindern unterwegs. Cooper und Fry überquerten die Straße und nahmen den Aufstieg zum Moor in Angriff. An dem Feld, von dem aus der Farmarbeiter Victor McCauley Jenny um kurz vor halb zwei hatte vorbeiradeln sehen, blieben sie kurz stehen.
    Oberhalb der letzten Nebelschwaden erreichten sie die Hochebene, ein Meer aus Heidekraut und Blaubeerbüschen. Cooper hing seinen Gedanken nach. Irgendwie kam sie ihm noch fremder vor als sonst, diese Diane Fry, die über Auslöser und die herrschende Lehrmeinung sprach. Ob sie vielleicht in letzter Zeit eine Fortbildung besucht hatte?
    »Jenny wurde bei den Neun Jungfrauen gefunden, da hinten«, sagte er. »Aber wir wissen nicht, welchen Weg sie durch das Moor genommen hat.«
    »Laut McCauleys Zeugenaussage hat sie jedenfalls eine Dreiviertelstunde dafür gebraucht.«
    »Stimmt. Also ist sie vermutlich die lange Strecke gefahren. Richtung Katzensteine und Hammond Tower. Und dann oben an der Ringham Edge Farm vorbei.«
    »Okay, schauen wir uns das mal an.«
    Im offenen Moor waren sie dem Wind

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