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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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hätte ihn sowieso nicht gesehen. Sie war zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, um zu merken, was um sie herum vorging. Ihr Mann war vor einer Stunde weggegangen. Die Polizisten, die am Berg unter den Buchen parkten, ignorierten den Farmer. Sie hatten nichts gegen ihn in der Hand. Noch nicht. Mark würde sich ein wenig länger gedulden müssen.
    Owen hätte ihm wahrscheinlich sowieso geraten, nichts zu überstürzen. Aber wie lange sollte Mark noch warten?
     
    Vorsichtig legte Ben Cooper das Ohr an das feucht-kalte Blech. Als Fry eine Bemerkung machen wollte, hob er warnend die Hand. In dem VW-Bus bewegte sich etwas; der Wagen neigte sich sogar ein wenig auf die Seite.
    Er bedeutete Fry, ihm zu folgen. Außer Hörweite des Busses blieben sie stehen.
    »Da ist definitiv jemand drin. Was sollen wir machen?«
    Fry zögerte keine Sekunde. »Als Erstes fordern wir Verstärkung an. Keine Heldentaten. Auch nicht von dir, verstanden?«
    »Verstanden, verstanden.« Cooper nahm ergeben die Hände hoch.
    Nachdem Fry das Revier verständigt hatte, warteten sie und beobachteten den Bus. Es konnte nicht lange dauern, bis die Kollegen kamen. Schließlich waren oben im Moor jede Menge Polizisten versammelt. Aber die Minuten zogen sich endlos in die Länge.
     
    Endlich war es so weit. Ein uniformierter Sergeant und zwei Constables in stichsicheren Schutzwesten näherten sich dem Wagen, die Hand am Gummiknüppel.
    »Aufmachen! Polizei!«
    Der Sergeant hämmerte mit der Faust an die Seitentür, dass das Blech schepperte. Von drinnen ein Gerümpel und unterdrückte Flüche, dann Stille. Die Tür wurde entriegelt, bewegte sich ein Stück, blieb hängen und glitt schließlich laut quietschend auf. Die Beamten sprangen ein paar Schritte zurück.
    »Was ist denn los, Mann? Ach, du Scheiße.«
    In dem Türspalt, dicht über dem Wagenboden, tauchte ein bärtiges Gesicht auf, ein nackter Arm reckte sich nach oben zum Griff. Der Rest des Körpers steckte in einem Schlafsack.
    »Würden Sie bitte aussteigen?«, sagte der Sergeant.
    »Was ist los?«
    »Kommen Sie bitte heraus, Sir. Und ich möchte dabei Ihre Hände sehen.«
    »Mensch, ich penn’ doch noch. Was wollen Sie?«
    »Wir möchten mit Ihnen reden. Ist sonst noch jemand in dem Wagen?«
    Der Sergeant warf kurz einen Blick in den VW-Bus, ohne dem Liegenden zu nahe zu kommen. In nächsten Augenblick hatte er den Kopf auch schon wieder herausgezogen, damit nicht womöglich jemand auf die Idee kam, ihm die Tür dagegenzurammen.
    »Also dann, raus mit Ihnen. Alle beide. Und zwar ein bisschen plötzlich.«
    Cooper, der hinter dem Sergeant stand, atmete tief ein. Aus dem Wageninneren strömte ihm nicht nur der Duft nach frischem Curryhuhn entgegen, sondern eine regelrechte Flut von Ausdünstungen, die er nicht ohne weiteres einordnen konnte. Manche waren dunkel und muffig, andere scharf und metallisch. Cooper wäre am liebsten sofort eingestiegen, um den Gerüchen aus der Nähe nachzuspüren, aber er musste erst noch abwarten, bis der Sergeant die Insassen des Busses herausgelockt hatte.
    »Los, los. Raus mit dir, mein Junge.«
    »O Mann. Ich komm’ ja schon.«
    Das Gesicht verschwand. Drinnen schälte sich raschelnd ein Körper aus dem Schlafsack. Der Sergeant hatte die ganze Zeit eine Hand an der Tür. Endlich war der junge Mann angezogen. Leise vor sich hin schimpfend, hockte er sich erst einmal auf das Trittbrett, bis ihm einer der Constables auf die Beine half.
    »Und jetzt deine Freundin. Los, aussteigen.«
    Eine schlanke, schmalschultrige Person kroch aus dem dunklen VW-Bus hervor. Sie bewegte sich noch langsamer als ihr Freund, wie jemand, der nur halb wach war. Nein – wie ein Schlafwandler. In einer eigenen, nur für sie selbst sichtbaren Traumwelt gefangen, schien sie kaum wahrzunehmen, was um sie herum geschah. Sie sagte kein Wort. Stumm blickte sie unter ihrem zerstrubbelten blonden Haarschopf hervor in die Gesichter der Wartenden, weder zornig noch nervös, weder ängstlich noch aggressiv, nur leicht verwirrt, als ob sie ein fremdartiges Geräusch gehört oder ein Tier entdeckt hätte, das sie nicht kannte. Mit dünnen, blassen Händen presste sie eine Decke an ihre Brust.
    Cooper trat näher an den Wagen und schnupperte. Kein Haschisch. Hätten die beiden einen Joint geraucht, wäre es seiner Nase nicht entgangen. Aber das hieß ja noch lange nicht, dass sie nicht irgendeinen anderen Stoff genommen hatten. Er sah den Sergeant an, der zustimmend nickte. Das wäre

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