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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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geraten ist.
    »Wenn Sie sich nicht ausweisen können, müssen wir Sie zur Vernehmung aufs Revier mitnehmen«, sagte er.
    »Da ist sie ja endlich, die gute alte Polizeischikane«, höhnte Cal. »Wieso hat das so lange gedauert? Aufs Revier mitnehmen … Wie sich das schon anhört. Ist es nicht egal, was für einen Namen seine Eltern ihm gegeben haben? Ist es nicht egal, wo er herkommt? Sie brauchen bloß zu wissen, wer er ist. Und das muss reichen, Herrgott noch mal.«
    »Sie sind ja anscheinend ein sehr religiöses Kerlchen.«
    Stride seufzte und schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich nicht wichtig. Es ist doch bloß ein Name.«
    »Wir müssen leider darauf bestehen, Sir. Oder wir nehmen Sie mit.«
    Alles wartete gespannt. Schließlich hockte Stride sich in die offene Tür des VW-Busses. Als er sich nach innen lehnte, machte sich unter den Polizisten leise eine gewisse Nervosität breit. Doch er zog nur einen Pappkarton heran und fing an, darin herumzukramen. Er wühlte sich durch Schichten von Kleidungsstücken und Papieren hindurch bis auf den Grund vor. Einige Sachen nahm er heraus und legte sie auf das Trittbrett. Dabei musterte er sie aufmerksam.
    Cal beobachtete ihn mit einer Miene, in der sich sowohl Sorge als auch Zuneigung spiegelten. Als Stride zu ihm aufsah und sich ihre Blicke trafen, tauschten sie eine geheime Botschaft aus. Cooper gelang es nicht, die Nachricht zu entschlüsseln. Seine Lebenserfahrung reichte dafür nicht aus.
    Plötzlich blitzte in Strides Hand ein Gegenstand auf, scharf und metallisch. Der Sergeant hatte bereits den Schlagstock halb aus dem Gürtel, als der Junge die Hand öffnete und sie seinem Freund hinhielt.
    »Mensch, du hast ja unseren Dosenöffner wiedergefunden«, sagte Cal.
    Die Verlegenheit des Sergeants ging in Zorn über. Stride lächelte ihn an und fasste sich ins Gesicht. Wieder trippelten die Finger über seine Wange, wie ein hingetipptes Wort in der Gebärdensprache. Ob es bedeutete, dass er lachte?
    Als Nächstes holte er mit elegantem Schwung eine Keksdose aus dem Wagen, wie ein Zauberer, der ein Kaninchen aus dem Hut zieht. Der leuchtend blaue Deckel war mit goldgerahmten runden Porträts im viktorianischen Stil verziert. Stride nahm ihn ab und präsentierte ihnen den Inhalt der Dose: Fotos, Briefe, Ansichtskarten, ein Flugticket, ein paar Anstecknadeln, ein goldener Füllhalter, zusammengerollte vergilbte Zeitungsausschnitte.
    »Das bin ich«, sagte er.
    Der Sergeant steckte den Schlagstock wieder weg und nahm die kleine Plastikhülle entgegen, die der Junge ihm hinhielt. Die Ränder waren gesplittert und abgestoßen, eine Ecke hatte ein Eselsohr. Die Hülle enthielt einen Studentenausweis mit einem billigen Foto, aufgenommen vor einem Vorhang, in hartem, grellem Licht.
    »Ist das Ihr Studentenausweis?«, fragte der Sergeant und verglich Stride mit dem Foto.
    »Als ich noch in Sheffield an der Uni war.«
    »Die Haare sind länger, aber Sie könnten es sein.«
    »Ich bin es.«
    »Simon Bevington.« Der Sergeant schrieb sich den Namen und die Registriernummer auf. »Und die Adresse? Was hat es damit auf sich? Wohnen da Ihre Eltern? Oder ist es vielleicht ein Wohnheim?«
    »Meine Studentenbude.«
    »Aha. Und wann haben Sie zuletzt dort gewohnt?«
    »Vor sechs Monaten. Oder vor einem Jahr. Wer weiß?«
    »Der Ausweis ist vom letzten Jahr. Wann sind Sie von der Uni abgegangen?«
    »Im Januar.«
    »Und wo wohnen Ihre Eltern?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Nun machen Sie aber mal halblang.«
    »Mein Leben hat mit meinen Eltern nichts mehr zu tun.«
    »Ob die das wohl genauso sehen?«, fragte der Sergeant. »Wir können sie ausfindig machen, wissen Sie.«
    »Viel Glück.«
    Der Sergeant blickte sich nach den beiden Kripobeamten um und wandte sich dann wieder dem jungen Mann zu. »Wir brauchen Ihre Aussage und auch die Ihres Freundes. Dann werden wir sehen, ob wir einen Platzverweis gegen Sie aussprechen müssen.«
    »Mein Gott«, stöhnte Cal.
    »Eine Aussage!«, sagte Stride. »Kann ich aussagen, was ich will? Zum Beispiel: ›Sergeant, ich liebe Sie‹?«
    Cooper ließ den jungen Mann nicht aus den Augen. Es war schwer zu sagen, ob er nur eine Show abzog oder nicht. Auf jeden Fall war es ihm gelungen, sich mit seinem Benehmen äußerst verdächtig zu machen. Denn eines stand fest: Es war sein Name, der erst kürzlich zwischen den Neun Jungfrauen in die Erde gekratzt worden war.
    Cooper seufzte. Vom Duft des Curryhuhns hatte er Hunger bekommen. Aber das Mittagessen

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