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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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eine Handhabe, den Wagen zu durchsuchen, wenn sie es für erforderlich hielten. Sie könnten einen Spürhund anfordern und den VW-Bus im Handumdrehen auf den Kopf stellen.
    »Sind Sie der Halter dieses Fahrzeugs?«, fragte der Sergeant den Jungen mit dem struppigen Bart.
    »Ja, das ist meine Karre. Und sie ist nicht geklaut.«
    »Gut. Würden Sie mir bitte Ihre Namen sagen?«
    »Wir haben doch gar nichts gemacht.«
    »Die Namen. Sie zuerst.« Der Sergeant zeigte auf den Bärtigen.
    »Homer Simpson«, sagte der.
    Cooper und Fry schmunzelten. Aber wenn der Junge dachte, sie fänden seine Antwort witzig, hatte er sich getäuscht.
    »Guter Versuch, Calvin«, sagte Fry.
    Er machte ein überraschtes Gesicht. Sein forsches Auftreten war wie weggeblasen.
    »Sie sind doch Calvin Lawrence? Aus der Benson Street in Stockport?«
    »Sind Sie hinter mir her?«
    »Kommt darauf an, was Sie ausgefressen haben.«
    »Ich habe überhaupt nichts ausgefressen. Woher wissen Sie meinen Namen?«
    »Wenn Sie anonym bleiben wollen, schrauben Sie besser die Kennzeichen ab. Der Bus ist auf Ihren Namen zugelassen. Sie haben es uns leicht gemacht.«
    »Scheiße.«
    »Sie sind nicht gerade ein Superhirn, was, Calvin?«
    »Man nennt mich Cal«, sagte er.
    »Haben Sie Ihren Wohnsitz immer noch in der Benson Street in Stockport?«
    »Nein, da wohnen meine Eltern.«
    »Würden Sie uns Ihre derzeitige Adresse sagen?«
    »Stone Road, Stonesville.«
    Der Sergeant schrieb die Angaben auf. »Wo liegt denn das?«
    Cal setzte eine verächtliche Miene auf und blickte herausfordernd in die Runde. »Na hier, Mann. Ich wohne hier.«
    »In dem VW-Bus?«
    »Volltreffer.«
    »Sie geben diesen Schrotthaufen als Ihren festen Wohnsitz an?«
    »Einen festeren kann ich Ihnen nicht bieten.«
    »Darüber ließe sich streiten. Wissen die Besitzer dieses Grundstücks, dass Sie sich hier niedergelassen haben? Haben Sie eine Genehmigung für das Dauercampen?«
    »Ich glaub’s nicht«, sagte Cal. »Sind Sie echt? Oder bin ich in einer alten Folge der Benny-Hill-Show gelandet?«
    »Nein? Dann ist Ihr Wohnsitz vielleicht doch nicht ganz so fest, wie Sie meinen.«
    Cal verschränkte die Arme vor seinem löchrigen Pullover. Er machte ein störrisches Gesicht. »Wenn Sie uns hier raushaben wollen, müssen Sie uns schon wegschleppen.«
    »Das ließe sich einrichten.«
    Der Sergeant wandte sich dem Mädchen zu, das bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte. Abwesend strich sie sich das Haar aus der Stirn, drehte sich um und blickte zu einer Birke am Rand des Steinbruchs hinüber, in der ein paar selbst gebastelte Klangspiele hingen. Vor der melodischen Hintergrundmusik der herüberwehenden Töne kam Cooper die Stimme des Sergeants plötzlich wie ein sinnloses tierisches Knurren vor. Der verträumten jungen Frau war das leise Geklimper aus der Birke offenbar wichtiger als die kleine Armee von Polizeibeamten, die in ihr Zuhause eingedrungen war.
    »Und Ihr Name, Miss?«, sagte der Sergeant.
    Sie schien ihn nicht gehört zu haben. Ihr Blick ging ins Leere. Sie merkte nichts davon, dass sie nun im Mittelpunkt des Interesses stand.
    »Ich rede mit Ihnen, Miss. Würden Sie mir bitte Ihren Namen sagen?«
    Da wandte sie den Kopf und lächelte ihn an, ein verschmitztes Lächeln, weder unfreundlich noch verstockt. Sie strich sich wieder die Haare nach hinten. Ihre Finger huschten tänzelnd über ihre Wangen. Jetzt erst fiel Cooper der leichte Flaum über der Oberlippe und am Kinn auf, der Adamsapfel und die breite Stirn. Die »Miss« war gar keine, sondern ebenfalls ein Junge.
    Cal stellte sich beschützerisch zwischen seinen Freund und den Polizisten.
    »Sie haben schon wieder daneben getippt. Das ist Stride«, sagte er.
    Der Sergeant hatte seinen Fehler ebenfalls bemerkt. »Okay. Aber ich rede nicht mit Ihnen, sondern mit ihm.«
    »Dann seien Sie nicht so ruppig.«
    Der Sergeant starrte den zweiten Jungen grimmig an. »Bitte Ihren Namen, Sir.«
    Er bekam keine Antwort, doch der Blick des jungen Mannes kehrte langsam zurück, herunter in den Steinbruch. Der Sergeant verlor die Geduld und wollte den Jungen am Arm packen. Cal spannte die Muskeln an, und die beiden Constables traten vor.
    »Mein Name ist unwichtig.«
    Der Junge sprach mit leiser Stimme, fast ohne die Lippen zu bewegen, so dass seine Antwort kaum mehr als ein Flüstern war. Trotzdem war er deutlich zu verstehen. Der Sergeant ließ verunsichert von ihm ab. Er sah aus wie ein Mann, dem plötzlich ein Schwan vor die schussbereite Flinte

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