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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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die er beobachtete, zwischen den Birken bemerkt worden wäre. Die rote Jacke hatte er heute zu Hause gelassen, und er war ein Meister in der Kunst, sich nicht sehen zu lassen. Es machte ihm nichts aus, so lange zu warten, bis die Polizisten wieder gegangen waren.
    Mark wusste, dass die beiden Männer Polizisten waren, weil er einen von ihnen wiedererkannte. Er hieß Cooper und war am Sonntag bei seiner Befragung dabei gewesen. Er hatte ihn seitdem noch einmal gesehen, als er sich zusammen mit einer Kollegin mit Yvonne Leach unterhielt. Der Polizist war noch jung, und man merkte ihm an, dass er ein Einheimischer war.
    Er hatte nicht den gleichen aggressiven, harten Blick, der Mark an den anderen Beamten aufgefallen war. Er war anders, er hätte fast ein Ranger sein können. Seit der ersten Begegnung hatte Mark oft an seinen Bruder denken müssen. Ob der wohl jetzt so ähnlich aussähe, wenn er noch am Leben wäre?
    Irgendwann hatten die beiden Polizisten die Ringham Edge Farm auf dem Feldweg wieder verlassen. Vielleicht wollten sie auch zum Fahrradverleih, wo es an diesem Morgen von Polizeiwagen nur so wimmelte, eine unangenehme Überraschung für die ersten Besucher des Tages, die auf dem Parkplatz ihre Mountainbikes abluden.
    Oben im Moor, wo die Neun Jungfrauen standen, waren noch mehr Polizisten im Einsatz, das wusste Mark. Sie hielten die Öffentlichkeit von dem Steinkreis fern, wie Priester, die einen Altar vor den Uneingeweihten abschirmten.
    Nur hundert Meter von Mark entfernt arbeitete Owen Fox an einer beschädigten Grenzmauer. Wahrscheinlich würde er mit der Reparatur bis in die Abendstunden zu tun haben.
    Owen zog Handschuhe über und packte den neuen Maurerhammer, den er vor einigen Wochen gekauft hatte. Er wog drei Pfund und hatte eine rechtwinklig vom Stiel abstehende scharfe Finne. Ein Werkzeug zum Abrunden der Kanten, damit man sich an den Steinen nicht verletzte. Manchmal wünschte Mark sich, Owen könnte die ganze Welt mit dem Hammer behauen und alle spitzen Ecken einfach abschlagen.
    Neben Owen stand ein Rucksack, aus dem die Antenne des Funkgeräts herausragte. Daneben hatte er sich die Steine in der Reihenfolge zurechtgelegt, wie er sie benötigen würde. Der Untergrund war bereits geebnet, die Fundamentsteine stabil ineinander verkeilt. Als Nächstes mussten die eigentlichen Bausteine gelegt werden. Man brauchte ein gutes Koordinationsgefühl, um rasch genau den richtigen Stein für die richtige Lücke zu finden.
    Mark ging leise weiter, bis auf wenige Meter an die Mauer heran. Eine Weile sah er zu, wie Owen die Steine einpasste. Er hämmerte sie sich zurecht, bis sie sich perfekt ineinander fügten. Von Hand würde man sie nicht mehr lockern können, wenn die Mauer erst fertig war. Wer ein solches Kunstwerk erschaffen konnte, wäre sicher niemals zu einem zerstörerischen Akt fähig. Oder doch?
    Owen stemmte den nächsten Stein und schwang den Hammer. Gelbe Splitter lösten sich von dem Sandstein, und seine Handschuhe waren mit Steinstaub gepudert.
    »Owen?«
    Der Ranger hob verblüfft den Kopf. Das Licht spiegelte sich in der Finne, und der Sand rieselte wie ein dünnes goldenes Rinnsal am Stiel hinunter auf die rote Fleece-Jacke. Der Ausdruck auf Owens Gesicht ließ Mark zurückprallen. Doch schon in der nächsten Sekunde hatte Owen sich wieder im Griff. Während er sich noch die Floskeln zurechtlegte, die er normalerweise für die Touristen parat hatte, erkannte er plötzlich, wer ihn so erschreckt hatte.
    »Was machst du denn hier, Mark?«, fragte er. »Solltest du nicht zu Hause sein?«
    »Doch, aber du auch. Du hast doch heute deinen freien Tag.«
    Owen zuckte mit den Schultern. »Es gibt so viel zu tun. Die Arbeit kann nicht warten. Die Grenzmauern müssen in Schuss gehalten werden, da kann kommen, was will. Wenn ich es nicht mache, macht es keiner. Schon gar nicht Warren Leach.«
    Die Mauer bildete die Grenze zwischen den Hochweiden der Ringham Edge Farm und dem Wald. Vor einiger Zeit hatten Mark und Owen in dieser Gegend schon mal einen beschädigten Zauntritt ersetzt. Er war nicht aus Holz, sondern aus flachen Sandsteinplatten und hatte fast zweihundert Jahre lang treu seinen Dienst getan. Erst unter den Bergstiefeln der zahllosen Wanderer hatten sich die Platten gelockert und waren gefährlich ins Rutschen geraten.
    Heute reparierte Owen eine Bresche in der Mauer. Auch sie war ein Opfer der Wanderer, die zu faul waren, die paar Schritte bis zum Zauntritt zu gehen. Beim

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