Die schwarze Hand des Todes
Jahre vor sich. Allerdings könnte er sich auch schon früher zur Ruhe setzen, wenn er wollte. Fry fragte sich, wie viel das Cottage wohl gekostet haben mochte. Sie sah einen von Geißblatt umrankten Eingang vor sich, einen Rosengarten hinter dem Haus, zwei Liegestühle neben einem kleinen Teich mit Koi-Karpfen. Es gelang ihr nicht recht, sich Tailby in einer solchen Idylle vorzustellen. Bei Mr Weston war es etwas anderes. Der war verheiratet und würde den Ruhestand zusammen mit seiner Frau genießen können.
»Ein Einbruch, hm?«
»Und wir haben ihn sogar aufgeklärt«, sagte Hitchens. »Wer braucht da noch eine Finanzspritze vom Innenministerium?«
Tailby schnaubte gereizt. Im vergangenen Jahr hatte der Staat für die Eindämmung von Haus- und Wohnungseinbrüchen zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt. Die Polizeidienststellen wurden gebeten, eigene Projektvorschläge einzubringen. Doch um in den Genuss der Zuschüsse zu kommen, mussten bestimmte Kriterien erfüllt werden. Die Gelder wurden nur bewilligt, wenn die Anzahl der einschlägigen Delikte einen solchen Zuschuss rechtfertigte. Die Division E war leer ausgegangen, weil sie einfach nicht genügend Einbrüche vorweisen konnte, ganz egal, wie man die Statistiken auch drehte und wendete.
»Es war mehr als nur ein simpler Einbruch. Das Haus wurde total verwüstet. Ein einziges Chaos – Sie müssten mal die Fotos sehen.«
»Das ist doch nicht ungewöhnlich.«
»Gestern habe ich mit dem Kollegen gesprochen, der die Sache damals untersucht hat«, sagte Hitchens. »Ich hatte Glück, er arbeitet noch bei uns. Normalerweise ist es ja immer so, dass der, mit dem man sprechen will, versetzt worden ist oder längst die Brocken hingeschmissen hat, um bei einer Detektei anzuheuern.«
»Und was war der zweite Punkt?«, fragte Tailby.
»Mr Weston hatte letztes Jahr einigen Ärger. Es wurde gegen ihn ermittelt, nachdem unter seiner Aufsicht bei einem Schulausflug ein Kind tödlich verunglückt war.«
»Okay. Wir werden ihn danach befragen.«
»Das ist noch nicht alles, Sir.«
»Nein?«
Hitchens tippte auf die Akte. »Als wir den Einbrecher festgenommen haben, kam die ganze Geschichte heraus. Dieser Mann, ein Vorbestrafter namens Wayne Sugden, war der Onkel des verunglückten Kindes. Es war ein offenes Geheimnis, dass die Familie Mr Weston für den Unfall verantwortlich machte. Das stand sogar in allen Zeitungen. Er hat auch Todesdrohungen bekommen, aber wir konnten die Schuldigen nie ermitteln. Anscheinend sind die Sugdens ein richtiger Familienclan. Wer einem von ihnen etwas antut, bekommt es mit dem Rest der Sippschaft zu tun.«
»Der Einbruch könnte also ein Racheakt gegen Weston gewesen sein«, sagte Tailby. »Bringt uns das weiter?«
»Könnte durchaus sein«, antwortete Hitchens.»Wayne Sugden wurde zu zwölf Monaten verurteilt, obwohl er die ganze Zeit seine Unschuld beteuert hat. Aber jetzt kommt das Schönste – er ist vor zwei Wochen entlassen worden.«
Ben Cooper saß im Kripobüro, als Diane Fry von der Besprechung zurückkam. Grußlos ging sie zu einem freien Schreibtisch und fing an, Akten zusammenzulegen und Kekskrümel von der Tischplatte zu wischen.
»Sag mal, Diane, wie kommst du eigentlich mit Maggie Crew voran?«, fragte er.
Sie reagierte mit einem argwöhnischen Blick, den er sich nicht erklären konnte.
»Weshalb interessierst du dich plötzlich für Maggie Crew?«
»Nur so.«
»Sie ist nämlich keine von deinen armen Zu-kurz-Gekommenen.«
»Was meinst du damit?«
»Ich habe dich heute Morgen bei der Einsatzbesprechung gehört. Wie du dich für die beiden Jungs in dem Steinbruch ins Zeug gelegt hast. Du entwickelst dich noch zu einem richtigen kleinen Rebellen mit deiner Vorliebe für aussichtslose Fälle.«
»Das ist nicht meine Absicht.«
Cooper senkte den Kopf und blätterte in seinen Unterlagen. Mit einem genervten Seufzer knallte Fry einen Stuhl auf den Boden. Er wartete vorsichtshalber erst einmal ein Weilchen schweigend ab, bevor er wieder den Mund aufmachte.
»Ich habe gehört, dass du zu Inspector Armstrong kommst, wenn deine Beförderung endgültig durch ist.«
Fry antwortete nicht gleich. Er sah sie an. »Sie leistet ausgezeichnete Arbeit«, sagte sie stirnrunzelnd.
»Ja, ich weiß.«
»So ganz überzeugt klingt das aber nicht, Ben. Was hast du gegen Kim Armstrong?«
»Eigentlich gar nichts.«
Cooper warf einen Blick auf die Papiere, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten. Seit dem Beginn der
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