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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Sportarenen, weder Ausstellungsgelände noch Konzerthallen oder wenigstens ein anständiges Fußballstadion. Die Leute machten nichts weiter als Ärger und Dreck, stampften sinnlos und müßig in der Gegend herum.
    Heute allerdings, nachdem sie der hermetisch abgeschotteten Wohnung am Derwent Court entronnen war, empfand Fry die ziellos dahinwogenden Massen als wohltuenden Gegensatz zu Maggies einsamem Märtyrerdasein. Zu sehr erinnerte es sie an Abschnitte ihres eigenen Lebens, die quälend und bitter, zugleich aber auch von einer verstörenden Faszination gewesen waren: wie die Versuchung, sich einfach sinken zu lassen, wenn man zu erschöpft war, um weiterzuschwimmen.
    Diane wusste, wie schnell dieser Punkt erreicht war: Der harmlose Gruß eines Fremden wurde mit einem Mal zur Qual, dem Postboten wünschte man für sein »Guten Morgen« die Pest an den Hals. Wenn es an der Tür klingelte, tat man nicht nur so, als sei man nicht zu Hause, sondern versteckte sich, damit der Besucher einen nicht durchs Fenster erspähte.
    So abgekapselt kam einem die Welt nach und nach abhanden. Wenn man in ihr überhaupt noch Platz fand, fühlte man sich wie von einem anderen Planeten. Und wusste, dass man auf die Bewohner jener Welt ebenfalls wie ein Außerirdischer wirkte. Andersartig. Fremd. Entstellt.
    Fröstelnd lehnte Fry sich an den Wagen. Die Erinnerung überfiel sie geradezu körperlich. Körperlicher als die eigene Haut, körperlicher als die Kleider, die sie am Leib trug oder der Boden, auf dem sie stand. Scheußlich, aufdringlich körperlich. Und es gab Erinnerungen, die mit den Jahren nichts an Schärfe verloren. Sondern immer noch schmerzten wie am ersten Tag. Verdeckt von den Anforderungen des Alltags und belanglosen Beschäftigungen warteten sie nur auf den passenden Moment, um heftiger denn je wieder hervorzubrechen. Je unverhoffter, desto gnadenloser.
    Kein Zweifel, Maggie Crew war eine schwer gezeichnete Frau. Allmählich grauste es Fry vor den Besuchen bei ihr. Solange sie in Maggies Wohnung war, ging es noch einigermaßen. Doch kaum saß sie im Auto, fing sie plötzlich an zu zittern. Sie war schweißgebadet, hatte flatterige Hände und weiche Knie, als wenn sie seit Tagen nichts gegessen hätte. Um wieder zu sich zu kommen, musste sie das Fenster herunterkurbeln und sich der Kälte aussetzen.
    So saft- und kraftlos kannte sie sich überhaupt nicht. Normalerweise konnte sie von einer Sekunde auf die andere auftanken. Dank jahrelangem Training floss ihr die Energie zu, wo immer sie sie brauchte. Aber eine Stunde mit Maggie Crew reichte, um ihr das Mark auszusaugen. Was lief hier bloß schief?
    Was sie auf dem Revier zu erledigen hatte, war nichts Dringendes – man hatte ihr freie Hand gelassen, so viel Zeit wie erforderlich auf Maggie zu verwenden. Also konnte sie auf dem Rückweg kurz zu Hause in Edendale vorbeifahren. Vielleicht ließ sich der kalte Schweiß auf ihrer Haut mit einer Dusche wegspülen.
    Aber noch wollte sie nicht nach Edendale. Sie kurvte eine Weile ziellos durch die steilen Straßen und wartete darauf, dass sie wieder zu Kräften kam und ihre gedrückte Stimmung verflog.
    Natürlich gab es auch eine physische Erklärung für ihren Gemütszustand. Sie war körperlich unterfordert, sie brauchte ein Ziel für die aufgestaute Spannung, wollte auf etwas losgehen. Ihr alter Shotokan- Meister in Warley hatte ihr beigebracht, dieses Gefühl sinnvoll umzusetzen. Sie musste unbedingt Zeit finden, sich in ihrem neuen Dojo in Sheffield auszupowern, bevor der finstere Zorn in ihrem Inneren überkochte und sie sich an dem falschen Opfer abreagierte.
    Beim Betreten von Maggie Crews unpersönlicher Wohnung hatte Fry jedes Mal das Gefühl, aus dem Licht in einen düsteren Tunnel zu kommen. Wie den Tunnel am High Peak Trail mit seiner Holzdecke, durch die es überall durchtropfte und die unter den Geröllmassen zusammenzubrechen drohte. Doch da war Ben Cooper bei ihr gewesen.
    Allmählich kam sie wieder ins Gleichgewicht und steuerte auf Edendale zu. Ihre Wohnung in der Grosvenor Avenue war zwar auch ziemlich deprimierend, aber damit konnte sie umgehen. Sie war einfach bloß trostlos und ungemütlich, ohne schmerzliche Gefühle wachzurufen. Deswegen hatte Fry sie gemietet – sie barg keine Erinnerungen und auch keine wesentlichen Besitztümer aus ihrem früheren Leben. Sie hatte alles weggeworfen, an Wohlfahrtseinrichtungen verschenkt oder in Wertstoffcontainer gestopft – Bücher, Kleider, den ganzen

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