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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Betonrampe hinauf, doch in den Gängen zwischen den stählernen Gitterpferchen war kein Mensch zu sehen. Eine eiserne Plattform, die unter ihren Füßen nachgab, entpuppte sich als überdimensionale Waage und gab ihr gemeinsames Gewicht mit etwas über 146 Kilo an.
    »Du hast ein bisschen zugenommen«, sagte Cooper.
    »Was?«
    »Na, ich bin es nicht. Ich wiege seit Urzeiten zweiundachtzigeinhalb Kilo. Da ändert sich nichts.«
    Fry musterte zweifelnd die Waage. So verstört, wie sie dreinblickte, hatte sie nicht kapiert, dass Cooper nur einen Witz machen wollte. »Was soll’s«, sagte er. »Hier wird sowieso in Kilopreisen gerechnet. Je mehr Lebendgewicht du auf die Waage bringst, desto teurer gehst du bei der Versteigerung weg.«
    »Weißt du was«, sagte Fry kühl. »Du bleibst einfach hier und führst weiter Selbstgespräche über Rindfleischpreise, und ich sehe zu, dass ich diesen Pilkington auftreibe.«
    »Wenn du meinst.«
    Cooper wartete bei dem Transporter, während Fry von der Rampe aus in das Gebäude spähte. Nach dem Heidenspektakel, das hier tagsüber herrschte, wirkte der Viehmarkt gespenstisch ruhig. Nur die Klagerufe der Stare, die schnell wie der Blitz zu den Dachspalten hinein- und hinausflitzten, waren zu hören. Was die verängstigten Rinder an Spuren von Blut, Urin und weichen grünlichen Exkrementen hinterlassen hatten, war längst mit dem Schlauch in die Rinnen hinter den Pferchen gespritzt worden. Nur die eine oder andere dunkel schillernde Pfütze am Boden zeugte noch davon.
    »Wo sind die denn alle?«, fragte Fry und dämpfte unwillkürlich die Stimme, als das Echo von den nackten Steinmauern zurückprallte.
    »Weiter hinten vermutlich«, sagte Cooper. »Bei den Auktionshallen.«
    »Okay.«
    Sie nahm den Mittelgang, der zwischen den Gitterpferchen hindurchführte.
    »Ist es dir wirklich lieber, dass ich hier auf dich warte, Diane?«
    »Ja. Halt einfach die Augen offen.«
    »Soll ich dir nicht den Weg zeigen?« Seine Stimme hallte vom Dach wider, lauter und drängender.
    »Herrgott noch mal«, fauchte sie. »Ich werde doch wohl noch ohne deine Hilfe durch ein leeres Gebäude finden.«
     
    Fry war noch nicht halb durch den Gang, als irgendwo rasselnd ein Metalltor hochging. Cooper schrie ihr etwas zu, das wie eine Beleidigung klang. Sie verstand es nicht richtig, es war zu laut: erst der Krach von den Toren und dann dumpfe Hufschläge auf Beton. Doch was sie mitbekommen hatte, machte sie fuchsteufelswild. Sie fuhr herum.
    »Hast du ›Fick dich‹ gesagt«?, brüllte sie.
    Cooper schüttelte den Kopf und setzte zu einem weiteren Zuruf an. Doch da erzitterte der Boden unter ihr, als käme von hinten ein Erdbeben auf sie zugerollt. Sie drehte sich um und sah, wie eine brüllende Viehhorde durch den frei gewordenen Zugang brach. Die Biester stampften in voller Breite des Ganges mit rasender Geschwindigkeit direkt auf sie zu.
    Fry flüchtete links neben einem Mäuerchen in einen zwei Meter breiten Pferch, dem offenbar seit längerem das Tor fehlte. Eines der Tiere wurde im Vorbeistürmen von den anderen abgedrängt und folgte ihr blindlings. Verängstigt und gereizt schwang es den Kopf von einer Seite zur anderen und verfing sich mit den Spitzen seiner Hörner in ihren Kleidern. Mit verschränkten Armen lehnte sie an der Wand und verpasste dem Tier einen kräftigen Tritt gegen die Schulter, von dem es kaum Notiz zu nehmen schien.
    Konfus geworden, schlitterte es taumelig durch den Pferch. Fry sprang alle Augenblicke zur Seite, um nicht von den Hufen getroffen zu werden. Sie verpasste dem Tier zwei Fausthiebe auf die Nase, es schüttelte den Kopf und trottete rückwärts. Fry nutzte die günstige Gelegenheit und hechtete über das nächstbeste Tor in den Nachbarpferch. Dabei rutschte sie auf dem feuchten Boden aus, verdrehte sich den Knöchel und schlug lang hin.
    Das Nächste, was sie wahrnahm, war Ben Cooper, der über ihr stand und sie musterte. Um seine Mundwinkel zuckte ein Lächeln, das sie schier rasend machte.
    »Ich hab ›Viehtrieb‹ gerufen«, sagte er.
     
    Während die Rinder über die Rampe in den Laderaum donnerten, hatte sich der Fahrer des Transporters eingefunden und sah gemeinsam mit Cooper verblüfft zu, wie Fry sich vom einen Pferch in den anderen hievte.
    »Wenn sie sich bloß nicht wehtut dabei«, meinte er.
    Auf der Suche nach einem Sündenbock fiel Frys Blick auf einen dunkelhaarigen Jungen in grünen Gummistiefeln, der auf sie zugeschlurft kam.
    »Diese Tiere haben mich

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