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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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hätte. Wenn er Schichtdienst hatte, haben wir ihn ja auch oft tagelang nicht zu Gesicht bekommen. Danach sah er immer todmüde aus. Er hat oft gesagt, die Wechselschichten wären noch sein Tod.«
    »Eigentlich war er schon zu alt für den Nachtdienst.«
    »Aber er konnte es einfach nicht lassen. Er hat sich nie davor gedrückt.«
    In Staffordshire plante man ein Mahnmal für Polizisten, die in Ausübung ihres Dienstes ums Leben gekommen waren. Es sollte die Form einer Gedenkallee haben und die Erinnerung an die Beamten durch eine täglich verlesene Ehrenliste wachhalten. Obwohl es noch Jahre dauern konnte, bis das Mahnmal fertig war, hatte Ben Cooper bereits jetzt seine Hilfe angeboten.
    Hier auf dem Friedhof war Sergeant Joe Coopers Name in Stein gemeißelt. Irgendwann würde er verwittert sein, weggewaschen vom Regen, der durch das Eden Valley kam, ausgelöscht von den Februarfrösten, die den Stein brüchig werden ließen. Aber heute, zwei Jahre nach seinem Tod, waren die Lettern noch so klar und deutlich wie am ersten Tag, mit scharf gemeißelten Kanten, kalt und präzise. Das Leben mochte kurz ind vorübergehend sein, wie in den Sand geschrieben. Der Tod hatte ein sehr viel härteres Alphabet.
    Ben hatte die Namen der Jugendlichen, die seinen Vater getötet hatten, in sein Gedächtnis eingegraben. Hin und wieder tauchten sie im Zuge anderer Ermittlungen auf oder bei Gerichtsverhandlungen, über die er in der Eden Valley Times las. Zwei von ihnen verbüßten noch ihre zehnjährigen Gefängnisstrafen wegen Totschlags, die anderen, die auf freiem Fuß waren, schienen, wie vorhersehbar, eine kriminelle Karriere anzustreben. Früher oder später würden sie das Gefängnis ebenfalls von innen kennen lernen. Aber dieser Gedanke verschaffte Ben Cooper keinerlei Befriedigung. Dadurch wäre gar nichts gelöst.
    Wie immer an Tagen wie diesem brach sich ein Strom von Erinnerungen Bahn. Sorgsam konservierte Bilder von seinem Vater, die die Zeit überdauern würden. Ein hoch gewachsener, kräftiger Mann mit breiten Schultern und großen Pranken, der mit der Forke in der Hand die Heuballen aufschichtete, erhitzt und über das ganze Gesicht lachend. Dann wieder stirnrunzelnd und wütend, eine Furcht einflößende Gestalt in einer dunklen Uniform, der seinen Söhnen die Leviten las. Aber auch das Bild, wie er blutend auf dem Kopfsteinpflaster im Sterben lag. Obwohl Ben es selbst nie gesehen hatte, war es doch unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt, oberflächlich verheilt zwar, doch noch immer schwärend.
    Aber Ben durfte solche Gedanken nicht hochkommen lassen. Er konnte sie nicht ertragen. Der Schmerz drückte ihm die Kehle zu.
    »Er hat immer Großes von dir erwartet«, sagte Matt.
    »Er hat es nicht nur erwartet – er hat es gefordert.«
    »Stimmt, er hat viel verlangt. Aber er war sehr stolz auf dich. Und du hast genau das getan, was er sich erhofft hat, immer.«
    Ben sah seinen Bruder an. »Matt, er hat mich fertig gemacht. Es war die reinste Schinderei. Ich konnte ihm nie etwas recht machen. Ich musste immer noch besser sein, noch fleißiger. Bei dir war es anders. Du warst sein Lieblingssohn.«
    »Blödsinn.«
    »Dir hat er nie so zugesetzt wie mir. Du konntest tun und lassen, was du wolltest.«
    »Genau«, sagte Matt.
    »Was meinst du damit?«
    »Das zeigt doch nur, dass ihm an dir etwas lag, Ben. Du warst ihm wichtiger als alles andere.«
    »So hat sich das damals aber nicht angefühlt.«
    »Aber es war offensichtlich. Das konnte jeder sehen. Ich hab’s auf jeden Fall gesehen. Was ich gemacht habe, war ihm egal. Ganz gleich, wie hart ich geschuftet habe, wie erfolgreich ich war. Es hat ihm nichts bedeutet. Er hat bloß gesagt: ›Gut gemacht, und dann hat er sich umgedreht und dich gefragt, wie die Ausbildung lief oder wie du irgendeinen Vorfall gemeistert hattest. Alles an dir war ihm wichtig, alles. Aber ich, ich konnte machen, was ich wollte. Genauso gut hätte es mich gar nicht zu geben brauchen.«
    Ben und Matt hatten kaum körperliche Gemeinsamkeiten, abgesehen von einem bestimmten Zug um Augen und Nase, den sie von ihrem Vater geerbt hatten. Ihre Mutter hatte blaue Augen, die Söhne braune, sie war blond, ihre Söhne dunkelhaarig. Ben war zwar selbst fast eins achtzig groß, aber Matt hatte die hünenhafte Statur des Vaters, die breiten Schultern, die großen Hände und das aufbrausende Temperament.
    »Du bist doch genau wie er, Matt. Das sagen alle. Bei mir hieß es immer, dass ich auf Mum

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