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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Krempel. Die neue Wohnung war steril und nüchtern. Ein kalter Trost.
    Erst als ihre Beklemmung ganz geschwunden war, schloss Fry auf und betrachtete mit verächtlicher Genugtuung die schmuddeligen Wände. Und trotzdem, irgendetwas rumorte in ihr: der nagende Verdacht, dass sie Maggie Crew nicht ganz abgeschüttelt hatte. Verdammt. Gefühlsverwirrungen erkannte sie mittlerweile auf Anhieb. Sie mussten im Keim erstickt werden, sonst war sie angreifbar, ihr Immunsystem geschwächt. Sie brauchte ein wirksames Gegenmittel. Eine Auszeit vielleicht.
    Am Freitag hatte sie den nächsten Termin bei Maggie Crew. Gleich morgen früh würde sie ihn absagen. Sie strich den Eintrag im Kalender mit einem dicken schwarzen Strich durch. Ein gutes Gefühl.
    Stride hatte angefangen, die Tage zu messen. Jeder neue war kürzer als der vorige. Er sah, wie das Moor sich veränderte; es starb ab, zog sich in sich selbst zurück, wechselte die Farbe wie ein Chamäleon in Vorbereitung auf die Winterzeit. Das grüne Chlorophyll in den Blättern zersetzte sich und gab die Gelb-, Orange- und Rottöne frei, die der Sommer übertüncht hatte. Giftige Abfallprodukte drangen in die welkenden Blätter ein, und die Bäume zogen sich vor ihrem Laubwerk zurück. Sie warfen überflüssig gewordene Teile ihrer selbst ab, schaudernd wie vor etwas Befremdlichem, Widerwärtigem. Die vertrockneten Stängel lösten sich von den Zweigen, und der Wind trug die unerwünschten Blätter fort.
    Und doch – was Stride da sah, war kein eigentliches Sterben. Kein Ende, nur die Vorbereitung auf einen neuen Anfang. Die Millionen von Blättern, die nun zu Boden rieselten, würden langsam vermodern und zerfallen, ihre Nährstoffe an den Boden und die Baumwurzeln weitergeben, damit sie im Frühjahr wieder Kraft zum Wachstum hatten. Ein fantastisches Recyclingsystem, gespeist aus Millionen von Organismen und gewaltiger als alles, was die Bezirksverwaltung von Derbyshire Dales in ihren kühnsten Träumen je ersonnen hatte.
    Dort jedoch, wo Ebereschen und exotischere, importierte Kletterpflanzen wie Schlingknöterich wuchsen, lag rotes Laub am Boden, und sein Anblick ließ Stride an den Tod denken, ohne Wenn und Aber. Er versuchte, nicht damit in Berührung zu kommen, stelzte mit hochgezogenen Zehen in seinen Doc Martens vorbei, als fürchtete er, sich von den abgestorbenen Blättern die Pest zu holen. Widerlich, diese matschigen Schichten. Widerlich gefärbt und glitschig. Wie Tümpel aus geronnenem Blut, die immer größer wurden.

21
    Vier Tage nach dem Fund von Jenny Westons Leiche zerstoben die Ermittlungen fruchtlos in alle Richtungen. Die Frühbesprechung lieferte statt Antworten nur immer neue Fragen.
    »Was ist mit dieser jungen Frau, Ros Daniels? Keinerlei Hinweise, wo sie sein könnte?«, fragte DCI Tailby.
    »Wir haben eine brauchbare Beschreibung, aber dass die auf eine vermisste Person passt, wäre schon ein seltener Glücksfall«, sagte DI Hitchens. »Die meisten Jugendlichen, die von zu Hause ausreißen, werden sowieso nie als vermisst gemeldet. Aber die Polizei in Cheshire arbeitet weiter daran. Und dann gibt’s noch ein paar Fernfahrer, die auf der A537 hinter Macclesfield ein Mädchen gesehen haben, das Richtung Buxton trampte.«
    »Das ist die Straße durch den Forst«, sagte Ben Cooper. »Ganz schön einsam, die Gegend. Nicht ungefährlich für ein Mädchen, so ganz allein.«
    »Eben deswegen ist sie den Fernfahrern ja aufgefallen. Aber der eine sagte, so wie sie aussah, hätte sich keiner so leicht an sie rangetraut. Der Typ ›Tank Girl‹.«
    »Ich weiß zwar nicht, wer Tank Girl ist«, sagte Tailby, »aber ich kann’s mir ungefähr vorstellen.«
    Hitchens lächelte. »Es lag wohl an den Armyhosen und ihrer kurz geschorenen Frisur. Und ihrer aggressiven Haltung. Sie könnte es durchaus gewesen sein. Jedenfalls hat sie mindestens an die sechs Wochen vor Jennys Tod bei ihr gewohnt. Im Haus fanden sich eine Menge Spuren, die nicht von Weston stammten.«
    »Es gibt ja noch andere Möglichkeiten. Was ist mit Warren Leach, Sir?«, fragte Cooper.
    »Er war mit Bestimmtheit in der Gegend«, antwortete Hitchens. »Den müssen wir uns noch vornehmen. Und es besteht eine Verbindung zwischen ihm und Maggie Crew – seine Frau hat sie damals gefunden.«
    »Hm. Zufälle sind mir suspekt«, sagte Tailby. »Und diese merkwürdige Pose der Leiche, hat die etwas zu bedeuten? Fällt jemandem was dazu ein?«
    Schweigen. Cooper fragte sich, ob wohl alle beim Anblick der

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