Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
eine Ewigkeit, die er sich um den Hals schlingen kann. Du mußt hier heraus, dorthin, wo er ist.
Asquith versteckt sich, und du suchst ihn.
Er steckte das Messer in den Gürtel wie ein Jakobiner-Schwert. Dies war ein Spiel, das er schon früher gespielt hatte, in einem anderen Zeitalter, in einem anderen Leben, mit einem anderen Asquith. Er stand an der äußersten Ecke der Veranda, trank das Sonnenlicht und genoß das An- und Abschwellen des Windes. Bleib hier. Dies ist eine Position der Stärke. Leg einmal in deinem Leben ein wenig militärische Strategie an den Tag. Hör auf, überall nur herumzurennen. Behaupte deinen Platz.
Asquith beobachtete. Er hat die ganze Macht. Das Draußen gehört Asquith. Das Haus ist ein Ort, in den er sich nur hineinstehlen kann, um ihn dann schnell zu durchqueren.
Marias Studio, das Blockhaus, das niemals unaufgefordert zu betreten er versprochen hatte, war ohne Leben und warm, in einem Zimmer roch es noch nach der parfümierten Seife und der Gegenwart von reinem, makellosem Papier. Ihre Blumen waren verwelkt und zerdrückt, und alles machte den Eindruck eines Grabes, das nach dreitausend Jahren zum erstenmal wieder geöffnet wird. Asquith war hiergewesen. Er hätte nicht sagen können, was ihn da so sicher machte, aber der Jäger in ihm spürte es deutlich. Asquith war hiergewesen, hatte in diesem Sessel gesessen und vielleicht Suppe aus dieser Tasse da geschlürft.
Er mußte die Tür aufbrechen, um in Sarahs Blockhaus nachzusehen, und noch bevor er sie aus ihren Angeln gebrochen hatte, wußte er schon, wie nutzlos das war. Asquith würde sich nicht in den Regalen aufhalten wie ein Silberfischchen oder eine Spinne.
Speke hatte kräftige Beine. Die Tür bestand aus furniertem Eichenholz mit Messingbeschlägen, aber sie hielt ihm dennoch nicht lange stand, und er drang in Sarahs Refugium ein. Dann stand er dort und war sich bewußt, daß sein Tun gleichermaßen sinnlos wie bedeutsam war. Er war dabei, alle Bauten des ganzen Landsitzes für sich zu reklamieren, einen nach dem anderen. Ich gehöre hierhin, aber du, Asquith, nicht.
Neben der Spüle standen zwei umgestülpte Tassen auf einem Handtuch. Auf einer der Tassen sah er ein Emblem in Form eines Wales. Speke stand im Flur zum Schlafzimmer und sah auf das ordentlich gemachte Bett, die wohlgeordnete Schönheit eines einfachen, beinahe schon spartanischen Schlafzimmers.
In seinen Gedanken verbanden sich jetzt die beiden Namen: Belt und Sarah. Natürlich. Das konnte kaum überraschen. Aber er streckte die Hand nach dem Nachttisch aus, um sich wieder sammeln zu können.
Zuerst klang es wie das Knirschen einer Schraube in Metall.
Ein Quietschen, und ihm kam ein Gedanke, den er aus einer Art kollektiver Erinnerung übernahm, vielleicht aus einem Buch, das er einmal gelesen hatte, oder einem Film: Irgend etwas wurde geschlachtet, vielleicht ein Stück Rehwild.
Weit in der Ferne, jenseits der Bäume, irgendwo in den Wäldern, lag ein Reh im Todeskampf. Es lag an der Örtlichkeit, daß der Klang sich so verzerrt mitteilte, daß es schien, als komme er von überall her.
Er rannte aus dem Blockhaus und sprintete den Weg zum Außenbüro hinunter. Es war ein langer Weg, und als er in das Büro stürmte, war es leer. Alles war, wie es sein sollte: der Schreibtisch, der nackte Fußboden, wo einst der Teppich den Raum geziert hatte, und das nie benutzte Kaminbesteck.
Wieder – ein Schrei, irgendwo in den Wäldern.
Das war kein Schrei, wie er auf einer Farm zu hören sein konnte, dieser Schrei war menschlich. So schrien Menschen, wenn sie hingeschlachtet wurden, wenn sie bei lebendigem Leib zerfleischt wurden. Dann klangen sie wie verwundete Tiere.
Aber Hamilton wußte nicht, wohin er rennen sollte. Die Schreie waren verstummt, und die Bäume raschelten leise, der ganze Forst lag wieder in geheimnisvollem Schweigen.
Asquith hatte Maria. Irgendwo da draußen, fast schon zu weit entfernt, als daß ein Schrei noch bis hierher klingen mochte.
Das war nicht der Klang eines Menschen, der Agonie nur vortäuschte. Das war nicht der Schrei eines Menschen, der mit einem Messer erstochen wurde.
Da wurde eine Frau ermordet.
32
»Gibt es nicht vielleicht noch eine andere Route, die wir nehmen könnten?« fragte Sarah.
Fünf Fernlaster hatten in der Geary Street nebeneinander geparkt, und der gesamte Verkehr in der Altstadt von San Francisco war zum Erliegen gekommen. Über ihren Köpfen ratterten zwei Polizei-Hubschrauber, die aber die
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