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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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und mußte ganz intensiv daran denken, daß sie sich vorgenommen hatte, immer freundlich, immer höflich zu bleiben.
    »Wir sollten uns besser beeilen«, sagte er. »Was ich herausgefunden habe, klingt nicht gut. Ich habe schlechte Neuigkeiten.«
    Schlechte Neuigkeiten, dachte Sarah nicht ohne Ironie. Du hast also herausgefunden, daß wir uns beeilen müssen. Das war mir schon klar, als wir Erika Spyris ledernes Büro verlassen hatten. Davon bin ich seither zutiefst überzeugt. Sie hatte ihrerseits nie ›Informationen‹ benötigt. Sie hatte das Urteilsvermögen ihrer Mutter – oder doch das ihres Vaters? Es war nicht so schnell zu wecken, doch jetzt, da sie die Wahrheit kannte, war sie voll erwacht und bereit.
    Aber sie redete nicht darüber. Sie hatte gerade entdeckt, wen sie jetzt mehr als alle anderen menschlichen Wesen auf der Welt sehen wollte, und alles, was sie im Augenblick tun konnte, war, sich den Klang seiner Stimme ins Gedächtnis zurückzurufen.
    Mach dir keine Sorgen, hauchte sie sich selbst zu – und ihm.
    Irgend etwas stimmt nicht, Ham – ich kann es fühlen. Aber mach dir keine Sorgen.
    Ich komme heim.

    FÜNFTER TEIL
    DIE SCHWARZE KATZE
    VON LA GUADANA

    31
    Speke schloß die Augen und kauerte sich auf den Fußboden.
    Er preßte die Lider so fest zusammen, daß er Lichter sah, und dachte: Das kann nicht Clara sein. Das ist nur einer von diesen makabren Scherzen. Bestimmt war dieses Ding, das er da zuletzt gesehen hatte, nicht menschlich. Es mußte sich wie bei dem Reh in dem Grab um irgendein Tier handeln. Es war nichts als ein weiterer von Asquiths Tricks mit einem toten Tier.
    Jetzt, sagte er sich. Jetzt schau hin.
    Er zwang sich zu einem langen Augenblick des Wartens, bevor er den Kopfsprung in die Realität wagte.
    Er erhob sich mühsam auf die Füße und öffnete die Augen.
    Die Realität war wie eine Glühbirne, die nicht richtig in der Fassung sitzt und ständig an- und ausgeschaltet wird. Er klammerte sich an den Hauklotz für das Fleisch, um nicht umzufallen, und hörte das eigene Keuchen, als stamme es von einem riesigen Tier, ein lautes Einsaugen und Ausstoßen von Atemluft.
    Das Licht wurde ins Unendliche verstärkt, bis es zu einem unerträglichen Gleißen geworden war. Der Wasserhahn über der Spüle strahlte wie ein Bogensegment aus purem Chrom.
    Speke fühlte sich wie ein verschrecktes wildes Tier, eine Kreatur ohne Namen, ohne Vergangenheit, ohne Hoffnung.
    Es war Clara.
    Unschuldig. Das Wort hämmerte in seinen Gehirnwindungen.
    Clara war eine unschuldige Person, ein guter Mensch. Und die Küche war schwarz und rot von dem Wrack, das einst ihr Körper gewesen war.

    Der Kühlschrank ließ ein leises, abgehacktes Rumpeln hören, das typische Geräusch, wenn er sich abschaltete. Dieses Rumpeln und der Geruch des Todes brachten Hamilton wieder in die Wirklichkeit zurück. Er mußte etwas unternehmen. Er mußte Rache nehmen. Er mußte zurückschlagen, in Claras Namen.
    Zuerst, dachte er, mußt du diese zerbrochene, geschändete Frau zudecken. Er fand sich in einem der Schlafzimmer wieder, wo er ein Laken vom Bett riß und es hinter sich herzog, bis er vor der Küche wieder zögerte.
    Asquith hatte Eigenschaften, mit denen Speke sich bisher noch nie auseinanderzusetzen hatte. Neid war kein Grund für eine solche Barbarei. Einfach alles, jede denkbare Möglichkeit, sagte er sich selbst mit ekelerregender Klarheit, mußte ganz neu bedacht werden.
    Als er erneut in die Küche trat, wurde Hamilton bei dem Anblick übel, der sich ihm bot. Im Raum war es jetzt noch heißer, der Geruch von Fleisch schwängerte schwer und feucht die Luft. Hier, auf seinem eigenen Landsitz, stieg der Tod aus der Gruft, eine böse Macht verdunkelte den Himmel, und Hamilton war für diesen Kampf nicht gerüstet. Er hatte sich selbst für stark gehalten. Er hatte sich geirrt.
    Das große Laken schwebte in der Luft über dem, was von der armen Frau geblieben war. Er flüsterte ihren Namen: Clara.
    All sein Wissen, so schien es Hamilton in diesem Augenblick, war zerronnen. Er hatte seinen Ruhm genossen, das Vergnügen, seinen Namen in Anzeigen und auf Plakaten zu lesen. Er hatte sich Videoaufzeichnungen seiner Talkshows und seiner Interviews angesehen, bis die Bänder Streifen zeigten.
    Das Laken senkte sich über den Körper, zeichnete seine Konturen nach, und das flauschige Material saugte das Blut auf und wurde feuchter und feuchter: Eilande und Kontinente breiteten sich fächerförmig aus.
    Hamilton

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