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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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klammerte sich am Tisch fest und starrte auf die Scharten, die das Küchenmesser der Tischplatte beigebracht hatte. Es erstaunte ihn selbst, daß er die Bewegungen seiner Hand noch kontrollieren konnte.
    Auf dem vom Sonnenlicht gelb gefärbten Linoleum lag ein Fetzen Fleisch, nicht mehr wiederzuerkennen und voller Blut, und einen Augenblick lang, als sein Blick darauf fiel, wußte Hamilton, daß dies ein eigenartiges, geometrisch perfekt geformtes Organ war, das aus Claras Körper gerissen worden war.
    Doch dann begriff er, worum es sich wirklich handelte: ein Hackbeil. Das war alles, was vonnöten gewesen war, das grausige Werk zu vollenden. Erledigt von diesem Keil mit Stiel.
    Er watete durch das Meer von Ekel und den gelben Glanz, der vom Fußboden aufzusteigen schien, und kämpfte schließlich mit einer der Schubladen.
    Seine Hand tastete nach einer Waffe. Das Gerät, auf das sie schließlich fiel, war selbst ein unschuldiges Ding, Holz, das nie gefühlt oder geträumt hatte, und Stahl, der nach menschlichen Maßstäben nichts anderem vergleichbar war.
    Clara, ich hätte dich beschützen müssen. Es ist mein Fehler, daß das personifizierte Böse vor mir hier war.
    Und dann hatte Speke einen Gedanken, endgültig wie ein Eissplitter, einen Gedanken, der ihm ebenso grausam wie ehrenhaft erschien: Gott sei Dank, es war nicht Sarah.
    Seine Hand schloß sich um den Griff. Für ihn war diese einfache Verrichtung Tod und Leben zugleich. Ihn zu berühren, machte seine Hand wieder ruhig. Der Griff war mitgenommen vom vielen Gebrauch und vom vielen Spülwasser und hatte die Farbe des Geweihs eines Rehbocks angenommen. Die Messingbeschläge blinkten wie abgewetzte Münzen. An die dreißig Zentimeter besten Molybdän-Stahls formten die starke Klinge, ein schlankes, dolchähnliches Pendant zu dem Hackbeil. Fast hätte Speke es wieder zurückgelegt. Was tust du da? fragte er sich selbst. Was denkst du?
    Du warst so glücklich, daß Asquith lebte.
    Der Urinstinkt des Jägers erwachte wieder in ihm, und Hamilton blickte nach oben, als wolle er mit seinen Blicken die Wände und die Decke durchdringen. Der Gedanke war lähmend: Wie, wenn er immer noch im Haus wäre?
    Und kaum war der Gedanke geboren, traf Speke die Erkenntnis mit ganzer Wucht. Asquith ist noch im Haus –
    natürlich ist er noch im Haus. Und er wartet.
    Auf dich.
    Großer Gott, stöhnte Speke. Großer Gott, ich werde ihn leiden lassen.
    Doch gleichzeitig war der Gedanke bedrückend. Hast du die Dokumente schon vergessen, die Holub, der Detective, dir hiergelassen hat? Du hast sie ja kaum eines Blickes gewürdigt.
    Es schien so unbedeutend, daß Asquith unschuldige Frauen hingeschlachtet hatte.
    Er erinnerte sich wieder an etwas besonders Unerfreuliches: Maria hatte etwas damit zu tun. Maria, die Frau, die eines Tages zu verstehen er sich geschworen hatte, die Frau, die so plötzlich zu einer anderen, einer Fremden geworden war.
    Er wäre zur Hintertür hinausgegangen und hätte seine Hand auf den Türknauf gelegt – wenn nicht der Knauf voller Blut und Haare gewesen wäre, eine glänzende Wucherung, ein Messingknauf, der sich in ein wildes Tier verwandelt zu haben schien.
    Aber egal, es war ohnehin besser, im Haus zu bleiben. Falls Asquith sich im Haus aufhalten sollte, wollte er ihn auf keinen Fall verpassen. Laß uns das hinter uns bringen, dachte Speke.
    Die Schwingtür quietschte immer langsamer und immer leiser, bis sie schließlich zum Stillstand kam.
    Clara – du hättest einen Priester haben sollen. Du hättest in Gegenwart eines Predigers sterben sollen. Alle die Dinge, die er ihr hätte sagen wollen, würgten ihn in der Kehle, alle die Liebenswürdigkeiten, die ihm immer auf der Zunge gelegen hatten und die immer ungesagt geblieben waren.
    Tiere. Wir sind Tiere, und Sterblichkeit ist nicht nur eine Idee. Sie ist Realität. Er hatte sich nie bewußt gemacht, welch ein Schatz Clara immer gewesen war. Jetzt fühlte er sich, als sei die Luft aus seinem Körper geprügelt worden.
    Ein Klicken irgendwo, ein Knirschen im Regal irgendwo über ihm und jenseits der Balken, die das Gerüst der Wand bildeten. Mach kein Geräusch, sagte er sich. Halt den Atem an.
    Hier drinnen – er ist im Haus. Das Haus war das Leben selbst, und die finstere Gestalt, die vor langer, langer Zeit einmal sein Freund Asquith gewesen war, befand sich hier irgendwo. Speke kauerte sich zusammen, wobei er das Messer auf eine Art vor sich hielt, die ihn selbst erstaunte, auf eine Art, die

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