Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
leben zu können. Ich wollte ein Theaterstück oder vielleicht auch ein komplettes Drehbuch für einen Film mitsamt der Musik schreiben, und es sollte meine Zuneigung zu Hamilton ausdrücken. Es sollte das Wunder preisen, solch ein erstaunliches, roh behauenes Wunder in schmieriger grauer Erde zu finden. Dies hatte mein Wappen-Juwel werden sollen, die Geschichte, die mich für Jahre in Krankheit und Angst entschädigt hätte.
Aber, so sagte Asquith sich selbst, die Geschichte war immer Hams Geschichte gewesen – sie hatte immer zur Welt des Lichts gehört. Und ich befand mich im Irrtum, mir auf der anderen Seite vorzustellen, ja zu glauben, ich könnte davon auch nur eine Episode für mich reklamieren.
Speke war jetzt da draußen im Wald, und Asquith wartete darauf, daß er die Entdeckung machen werde. Warum hatte er sie noch nicht gesehen? Sie befand sich nicht weit vom Außenbüro entfernt. Bestimmt hatte er sie inzwischen entdeckt.
Asquith hieb mit dem Feuerhaken durch die Luft, daß das Eisen surrte.
Er blickte den Feuerhaken an. Er erschien ihm jetzt weniger eine Waffe als viel eher ein magisches Gerät zu sein, Aarons erigierter Penis, ein Merkurstab, vor dem die Schlangen geflohen waren. Er ließ ein Geräusch hören, halb Keuchen, halb Lachen. Komm zurück, rief er seinem alten Freund in Gedanken zu. Hamlet, tödlich getroffen, wird bis zum Tod weiter kämpfen.
Nur bitte, sei schnell, teurer Hamilton. Entdecke sie bald, mach deine Entdeckung und werde damit fertig.
Speke sah nur Bäume. Braune und graue Bäume. Das war alles.
Als er Maria nirgends entdecken konnte, begann er zu verstehen, daß sie sich versteckte. So mußte es sein. Vor Angst erstarrt, und dann vor Erleichterung.
Bestimmt war alles in Ordnung. Auch Asquiths Boshaftigkeit mußte Grenzen haben. Speke hatte immer an das Leben geglaubt, an einen letzten Rest von Licht selbst in den schrecklichsten Ereignissen. »Maria?« rief er leise, mehr und mehr davon überzeugt, daß sie hier war, ihn beobachtete, abwartete, Asquiths Schwester und zur selben Zeit die Frau und Geliebte von Hamilton Speke.
Komm heraus, damit ich dich sehen kann.
An jenem Morgen in Cozumel, als der Kalk auf dem Korallenschutt vom Regen weiß gewaschen gewesen war, hatte Asquith Spekes Hand genommen. Sie hatten die ganze Nacht gefeiert und ihre Freude über die Katze aus Obsidian mit Alkohol hinuntergespült.
Asquith hatte seine Hand genommen. Er hatte sie gehalten und an seine Lippen geführt wie ein gefülltes Glas und Speke dann auf die Knöchel geküßt. Der Knöchel hatte gebrannt, und genau derselbe Knöchel am Zeigefinger seiner rechten Hand brannte auch jetzt wieder. In Asquiths Augen hatte es überdeutlich zu lesen gestanden: Er hatte erwartet, jetzt seinerseits geküßt zu werden, auf die Lippen.
Die kleinen Frösche waren um sie herum aufmarschiert. Es waren so viele Lebewesen ringsum versammelt, daß man mit jedem Schritt eines von ihnen getötet hätte, wenn man nicht sehr vorsichtig gewesen wäre. Der Kontrast zwischen ihrer großen Anzahl und ihrer Winzigkeit ließ die Tiere so unwirklich erscheinen. Es gab zu viele von ihnen, hatte er gedacht.
Die kleinen Frösche waren mit dem Regen erschienen und mit der Hitze wieder verschwunden wie eine Art lebenden Rauchs. Die Papageien hatten laut schreiend ihre Kreise im Licht gezogen. Leguane waren durch das Unterholz marschiert wie häßliche Aristokraten. Die Luft selbst hatte eine Körperlichkeit gehabt so warm wie Blut.
Als Speke geantwortet hatte, indem er sich abwandte, war Asquith in das Gewirr aus Steinen gestiegen, in der Hand die schwarze Katze, und hatte Speke des Diebstahls bezichtigt. Er stehle Asquith die Zeit und seine Zuneigung, und die ganze Zeit schon vergesse er alles um sich herum und kenne nur das eigene Glück, nur das eigene Schicksal und glaube weiter nichts, als daß die ganze Welt Hamilton Speke gehöre.
Asquith hatte die schwarze Katze hoch ins Sonnenlicht erhoben, so hoch, daß die gläserne Göttin zu glitzern begonnen hatte.
Und dann war alles zu Ende gewesen.
Maria! riefen seine Gebete jetzt in seinem Geist lauter, als jeder Schrei der Kehle hätte sein können. Maria, bitte komm heraus! Das Spiel ist vorbei.
Er streckte die Hand nach einem Ast aus, faßte danach und verlor dann doch den Halt. Er suchte den Ast erneut, und diesmal hielt er sich fest.
Es ist Zeit, herauszukommen, rief er tief in seiner Seele.
Schritt für Schritt folgte er dem unaufhörlichen Summen der
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