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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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Fliegen.
    Nicht wie Clara, schrie eine innere Stimme. Nicht wie Clara.
    Die Wurzeln, die Steine, die zerplatzten Eicheln natürlich und der geharkte, gut gepflegte Kies. Alles ist Sonne und Luft, dachte er. Das Licht vom Himmel spielte auf den scharfkantigen braunen Steinen.
    Und dann sah er sie.

    38
    Zuerst sah sie aus wie der Teil eines Baums, ein gegabeltes, baumartiges Gewächs, eine Eiche, die sich in ein menschliches Wesen verwandelt hat. Einen Augenblick lang war es leicht, das zu glauben: Ein Baum verwandelte sich in eine Frau, erblühte zu menschlicher Gestalt. Diese Verwandlung war seltsam und sogar erheiternd, und es war eine Illusion, die zu erhalten er sich auch dann noch sehr bemühte, als ihm nach und nach bewußt wurde, was er da wirklich sah.
    Er langte hinauf, um sie in die Arme zu nehmen, aber sie hing zu hoch, und ihr Gesicht, ein verzerrter, geschwärzter Wasserspeier, blickte in seines hinunter. Sprachlos streckte er die Arme empor. Eine Schnur schnitt ihr in den blauen Nacken und fesselte sie an den großen Ast einer Eiche.
    Selbst als er sie anrief, antwortete sie nicht. Das ist nicht das, wonach es aussieht; es ist ein anderer Trick, versuchte er sich selbst einzureden. Es ist nur ein weiterer Trick.
    Aber das kalte steinerne Gewicht in seinem Blut sagte ihm die Wahrheit. Sie glich sich selbst in keiner Weise mehr. Sie war umgeformt, umgestaltet. Sie war nicht länger menschlich, diese Frau, die er nie wirklich gekannt hatte.
    Ihr Name war in seinem Herzschlag, seinem Atem: Maria.
    Blut und andere Flüssigkeiten waren aus ihrem Körper geflossen und hatten den Boden unter dem Baum durchnäßt.
    Es waren bereits Fliegen da. Es war der Anblick dieser Fliegen, der ihn hatte aufmerksam werden lassen, er und das Geräusch, das sie machten, das unaufhörliche, modulationslose Summen, diese endlose, fast stumme Silbe, dieses kleine, sinnlose Fiepen.

    Fliegen, kleine, geistlose Flecken, kosteten von ihren Augen, und Speke wußte nicht mehr, wo er sich befand. Er kannte den eigenen Namen nicht mehr, und er wußte nicht, ob er überhaupt eine Vergangenheit hatte. Er war kein Mensch mehr.
    Da war nur ein höchst seltsames Geräusch, ein Schrei wie von einer gebrochenen Stimme. Das und die eigenartigste Verstandesklarheit. Er beobachtete sich selbst voll angewiderter Distanziertheit. Es hatte früher schon Blackouts gegeben – in den Tagen, als er getrunken hatte, ganze Nächte, die zu Löchern in seinem Leben geworden waren, zu Löchern von einer Vollkommenheit, als ob diese Nächte nie erlebt worden wären. War er nach einer solchen Nacht erwacht, war es ihm immer so vorgekommen, als habe die Zeit sich irgendwie selbst geheilt, der Sonnenuntergang sich mit der Dunkelheit der Nacht verschweißt.
    Aber das hier war etwas gänzlich anderes. Er vergaß alles und jeden. Er erlebte die Gegenwart wie etwas, das vor Jahren passierte oder wie etwas, das weit in der Zukunft lag, etwas, das ihm vorausgesagt worden war und das unvermeidlich gewesen war. Speke warf sich durch die halb offenstehende Terrassentür des Außenbüros. Der Rahmen blieb an seinen Schultern hängen. Glas splitterte, und er spürte die Scherben unter den Füßen. Er stolperte und fand das Gleichgewicht wieder.
    Das Messer hielt er in der Hand, und das Licht, das es reflektierte, verwandelte sich beinahe in ein Geräusch, in ein metallisches Glockengeläut. Asquith erwischte ihn mit dem Feuerhaken. Asquith schlug wieder zu, und diesmal hatte er Fechtposition eingenommen, die Pose des Tragöden, der mit dem Degen um sein Leben ficht.
    »Die Schlußszene, teurer Hamilton, und die Bühne übersät mit edlen Leichen.« Asquith stieß mit dem Feuerhaken zu, aber Speke lenkte das schwere Gerät gedankenschnell mit einem Messerhieb zur Seite ab.
    »So siehst du endlich«, sagte Asquith mit einem Lächeln –
    oder war es eine Grimasse? Es war der Ausdruck eines Mannes, der ganz plötzlich mitten in eine Feuersbrunst hineinschaut. »Schlußspiel. Ich gewinne. Du hast das Leben gemeistert, teurer Hamilton, aber ich habe alles andere gemeistert.«
    Der Feuerhaken schlug Speke das Messer aus der Hand und ließ es quer über den Fußboden schlittern. Das schwere Eisen peitschte erneut nieder, es summte durch die Luft, ein Bogen, der sich auf seine Stirn hinuntersenkte.
    Er bekam ihn zu fassen, umklammerte ihn mit beiden Händen, entwand ihn Asquiths Griff und schleuderte ihn zur Seite. Er wirbelte um die eigene Achse, beschrieb einen grauen Halbkreis

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