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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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Baumstumpf. Sogar recht gut. Es handelte sich um ein wahres Urviech von einem Baumstumpf, an den er sich vor ein paar Wochen gemacht hatte. Mr. Brothers hatte etwas von Dynamit gemurmelt, aber Speke hatte darauf bestanden, daß der Baumstumpf als eine Art Herausforderung stehen blieb, wo er war. Er hatte sich selbst das Versprechen gegeben, eines Tages werde er diesen Drachen eigenhändig aus dem Boden reißen.
    Jetzt würde er genau das vor einem internationalen Fernsehpublikum tun. Als Maria erschien, schickte er sie zurück, um den Spaten zu holen. Er würde sich anschicken, ein Massiv auszugraben, das das Anwesen seit Jahrhunderten beherrscht hatte. Ich, Hamilton Speke, werde vor euer aller Augen mit diesen beiden Händen und sonst nichts gegen den mächtigsten Baumstumpf der ganzen Welt ankämpfen.
    Nur einen Moment lang bezweifelte er, ob es weise sei, das alles zu tun. Aber das wäre die perfekte Tarnung, oder etwa nicht? Es würde erklären, warum er schmutzig war. Bell würde in dem Stumpf eine Metapher für den Schreibblock eines Autos sehen. Scamp würde zufrieden sein, Erde fliegen zu sehen. Und er selbst würde es nicht mehr nötig haben, hier herumzustehen und Sarahs stillen, fragenden Blick zu ertragen.
    Denn Sarah dachte nach. Sie sah durch ihn hindurch und versuchte, sich einen Vers auf das zu machen, was er tat.
    Solche Frauen sind gefährlich, dachte er. Gefährlich, und zur gleichen Zeit aufregend.
    Er hatte Sarah nie so gut kennengelernt, wie das eigentlich nötig gewesen wäre. Sie hatten sich beide stets sehr darum bemüht, ihre Beziehung auf das rein Berufliche zu beschränken. Sie war loyal und zuverlässig gewesen, der Leuchtturm seines beruflichen Lebens. Was ging nur mit ihm vor? Er merkte auf einmal, daß seine Gedanken in der Tat sehr seltsame Wege gingen. Ohne jeden erkennbaren Grund war ihm auf einmal, als liebe er Sarah.
    Ihre Augen lagen selbst jetzt noch auf ihm. Diese intelligenten Augen, Augen, die sahen und die sich erinnerten.
    Sie wird es erfahren, sagte er sich selbst. Solche schönen Augen können nicht getäuscht werden.

    »Der Stumpf!« rief er und hob den Spaten, als hielte er ein Gewehr in den Händen. Er führte die kleine Mini-Armee den Hügel hinunter nach Westen, an der Garage vorbei in Richtung des Stumpfes. Sarah würde es auffallen, daß dies nicht die Stelle war, an der er den ganzen Morgen gegraben hatte.
    Genau das dachte sie bereits jetzt, überlegte Speke sich, als er den Spaten wie ein Gewehr schulterte, wie eine Streitaxt, wie die erste, urtümlichste Waffe der Menschheitsgeschichte.

    11
    In dieser Nacht wurde Speke vom schwersten Alptraum heimgesucht, den er je hatte.
    Er träumte, er habe jemanden ermordet, einen anderen Mann, jemanden, den er sehr gut kannte, und seine Leiche ganz in der Nähe des Hauses, in dem er lebte, begraben.
    Wie bei den meisten Träumen war das alles kaum richtig zu fassen und doch sehr einprägsam, und der Mann, den er tötete, war ihm sehr wohl bekannt, obwohl er sich kaum an ihn erinnern konnte. Selbst die Umstände seines Todes waren unklar – vielleicht hatte er den Mann erwürgt, vielleicht hatte er ihn aber auch aus großer Höhe hinabgestürzt. Es war kaum genau festzustellen.
    Was aber sehr lebendig, extrem klar war, das war die Empfindung eines großen Entsetzens. Der Traum war voller gelber und roter Spritzer und durchpulst von Verzweiflung.
    Er erwachte keuchend, stöhnend und schwitzend und starrte hinauf in die Dunkelheit. Seine Finger krallten sich zu beiden Seiten in das Laken, und er kämpfte mit Macht gegen den Schlaf an. Aber der Traum ließ ihn nicht los. Er hielt ihn umklammert, bis er sich schließlich aufsetzte.
    Welch entsetzlicher Traum, dachte er. Gott sei Dank bin ich wieder wach.
    Es war eine Wohltat, sich aus einem Traum dieser Art endlich lösen zu können.
    Und dann erinnerte er sich.
    Er erstarrte zu Eis. Diesmal bedeutete das Erwachen kein Entkommen aus einem Alptraum.

    Neben ihm schlummerte Maria. Er hatte das mehr als sonderbare Empfinden, als sei sie nicht die ganze Zeit an seiner Seite gewesen, sondern als habe sie zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt mitten in der Nacht das Bett verlassen.
    Aber jetzt war sie da, und ihr Atem ging gleichmäßig und langsam.
    Er streifte sich den Bademantel über und schlurfte durch das dunkle Haus. Jede Wand, die ein wenig schimmerte, haßte er und jeden dunklen Flur nicht weniger.
    Er fiel – das war seine Empfindung – immer tiefer, so schnell ein

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