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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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Schlaf war noch von dem Wissen gestört worden, daß gar nicht weit entfernt, jenseits der moosbewachsenen Felsen, Christopher Bell schlief. Das Ende ihres gegenwärtigen Lebensabschnittes war sehr nah. Sie wußte zu viel, auch wenn sie es so lange vor sich selbst zu leugnen versucht hatte.
    Bells Anwesenheit berührte sie seltsam. Sie war wie der lange Strich auf einer Violine, ein Klang, der ihren Geist nicht weniger reizte als ihr Fleisch.
    Aus irgendeinem Grund, wohl weil sie sehr besorgt gewesen war, war sie letzte Nacht zu seinem Blockhaus geschlichen, um sich zu vergewissern, daß es auch fest verschlossen war.
    Dann hatte sie sich selbst in ihr eigenes eingeschlossen. Das tat sie sonst nie. In der Regel kannte sie keine Angst.
    Doch in der Nacht, bei ihrem freiwilligen Botengang, war sie sehr schnell gelaufen. Es war jetzt etwas Bedrohliches um Live Oak, als seien die Eichen allesamt einen Schritt näher an das Haus herangetreten und warteten jetzt schweigend ab.
    Sie schirmte die Augen mit der Hand gegen das helle Morgenrot ab und amüsierte sich über die eigene Narrheit. Sie hatte diesen Ort immer geliebt. Die großen Eichen waren nicht einfach nur Bäume. Sie waren mit Ästen ausgestattete Monumente, und an so manchem Morgen erschienen Tiere in der Farbe der Hügel bei Sonnenuntergang, rote, goldene Gestalten wie Traumgebilde, die so arglos waren, sie zu beobachten, während sie sich ihnen näherte, bevor sie im Unterholz verschwanden.
    Bevor sie dieses Anwesen hier bezogen hatten, hatten sie und Speke wie ein Anwalt und seine Sekretärin in einem Büro in San Francisco gearbeitet. Dieser Ort bedeutete den totalen Frieden für sie, und doch fragte Sarah sich, ob der Umzug gut für Ham gewesen war. Die Eskapaden mit dem Baumstumpf waren geradezu schmerzlich verwirrend gewesen. Sie hatte versucht, das Ganze zu stoppen, soweit sie konnte. Ham hatte allerdings schon immer einen Ruf als ein urwüchsiger Bewohner der Hügel, eine zwar intellektuelle, gleichzeitig aber auch verwegene Gestalt, und in diesem Sinne würde sein Publikum das alles hoffentlich auch aufnehmen. Sarah war nicht sicher. Der Ausdruck seiner Augen hatte sie verunsichert.
    Der geradezu fanatische Umgang mit dem Spaten war nicht gespielt gewesen. Er hatte die Kontrolle über sich verloren und war einem Nervenzusammenbruch nahe gewesen.
    Sie kehrte in ihr kleines Büro zurück und sah in den Handspiegel, den sie in der Schreibtischschublade aufbewahrte. Er hatte einen Rahmen aus Ebenholz und war eine ihrer wenigen Extravaganzen. Sie bürstete sich das Haar und dachte an Ham in einer Art, die sie sich früher nie erlaubt hatte. Sie hatte Gefühle dieser Art in der Vergangenheit durchaus verspürt, und jedesmal hatte sie sie wieder unterdrückt. Auch jetzt wieder wies Sarah diese Aufwallungen weit von sich, und zwar so schnell, wie sie den Spiegel wieder in ihrer Schreibtischschublade verschwinden ließ. Dies war gewiß ein besonderer Morgen. Sie achtete selten so sehr auf ihr Äußeres. Aber sie konnte die Wahrheit auch nicht leugnen: Ham war mehr als nur eine Karriere für sie, mehr als der Künstler, den sie managte.
    Sie gestattete es sich selbst nicht, weiter darüber nachzudenken, was er ihr in Wirklichkeit bedeutete.
    In der Küche schob Clara ein Blech mit ihren muffins in den Backofen. Sie war eine stille, dunkelhaarige Frau in einer weißen Uniform, und Sarah hatte längst begriffen, daß sie ebenfalls vieles sah und auch ein wenig enttäuscht war. Sie lebte in einer der am weitesten abgelegenen Blockhütten, noch jenseits von Marias Studio.
    »Haben Sie Ham gesehen?«
    »Nein, ich habe ihn noch nicht gesehen«, antwortete Clara.
    Doch die Art, wie sie es sagte, ließ Sarah von ihrem Kaffee aufsehen, den sie sich gerade einschenkte.
    »Aber Sie wissen, wo er ist?«
    »Ich denke, er ist schon auf und unternimmt einen Spaziergang.« Clara gehörte zu den selten gewordenen Menschen, die genauso freundlich und umgänglich sind, wie sie scheinen. So mancher machte den Fehler, sie einfach zu übersehen, aber Sarah wußte, daß sie alles hörte und sah, was von Bedeutung war.
    Gut. Ein stiller Spaziergang war wohl wirklich das, was Ham brauchte. »Er hat unter großem Druck gestanden«, sagte Sarah.
    »Ich glaube, das ist noch immer der Fall.«
    Diese Worte trafen Sarah mit der Wucht eines Bulletins, dem man einfach Glauben schenken mußte. Mit solchen Dingen hatte Clara meistens recht. Warum eigentlich hatte sie, Sarah, erwartet, dieser Tag

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