Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
Vom Netzwerk:
besten wäre es, er wartete ab, bis sie den ersten Schritt unternahm. Zu Maria wollte er lieber, wenigstens im Moment, ein wenig Abstand halten.
    Es blieb noch Clara, die stille, schlanke Frau, die den Haushalt zu führen schien, und ein lederhäutiger Gärtner, der unter den Bäumen entlangging und einmal eine Harke, ein anderes Mal einen großen Sack auf dem Rücken trug, wie Bell durch das Fenster beobachten konnte.
    Er setzte sich an seinen Laptop-Computer und schrieb ein paar Notizen nieder. »Muß unbedingt mit Sarah reden. Sie weiß alles.« Gleich darauf löschte er wieder alles bis auf die Worte »Sie weiß«.
    Er wünschte sich mehr als alles andere, er könnte jetzt bei ihr sein.
    An der Tür erklang ein leisen Klopfen, so zart, ja weiblich, daß Bell glatt die Sprache wegblieb, als er direkt in das runzeligen Gesicht des Gärtners blickte, kaum daß er die Tür aufgemacht hatte. »Ich störe Sie nicht gern, Mr. Bell, aber ich wollte Sie nur warnen. Es wird gleich eine Explosion geben.«
    Bell war nicht leicht zu erschüttern. Er hatte Gastanks und Benzin-Tanklaster in die Luft fliegen sehen, und einmal hatte er in Mexico City erlebt, wie ein ganzes Feuerwehrkommando beim Entschärfen einer Bombe in lauter kleine rote Fetzen zerrissen worden war.
    Aber etwas an dem Schweigen dieses Ortes und die eigene Ungeduld ließen die Worte des Gärtners unpassend erscheinen.
    Die Worte vermittelten eine unangenehme Assoziation, die Vorahnung verheerender emotionaler Verwüstungen.
    »Eine Explosion?« fragte Bell.
    »Nichts Besorgniserregendes. Ich will nur den Baumstumpf mit ein wenig Dynamit in die Luft sprengen.«
    Bell war so erleichtert, daß er nicht einmal etwas erwidern konnte.

    Brothers hatte die fürsorgliche Freundlichkeit eines Mannes, der an einen gewissen Grad von Grausamkeit gewöhnt ist wie vielleicht ein etwas kindlicher Infanterie-Oberst. »Ich gehe rund und warne alle. Dann wird das nachher auch kein großer Schock werden.«
    »Das ist so ein stilles Plätzchen hier«, sagte Bell.
    »Die meisten Leute mögen das«, erwiderte Brothers in einem Tonfall, der ahnen ließ, wie wenig Freude er selbst daran hatte.
    Nachdem Brothers wieder zur Tür hinausgegangen war, setzte Bell sich an seinen Computer und wartete auf die Stichflamme einer Explosion; seine Finger bewegten sich nicht.
    Aber dann sprang er auf, unfähig, die Herkunft des plötzlichen elektronischen Geräusches auszumachen, das direkt neben seinem Ellenbogen erklang.
    Seine Hand fiel auf das Telefon.
    Es war Speke, und er klang jovial und entspannt. »Haben Sie nicht Lust herüberzukommen, damit wir endlich anfangen?«
    Der gebieterische Tonfall, die absolute Selbstsicherheit, die darin zum Ausdruck kam, erinnerte Bell wieder einmal daran, wie sehr er Speke beneidete. Es war mehr als Neid – Speke hatte alles, und Bell konnte sich nicht selbst betrügen. Er war ein Mann, der auf Witz und Energie vertraute, während Speke jemand war, der sich auf etwas anderes, Dauerhafteres stützte, etwas, das ihm von Natur aus mitgegeben war. Er war ein Mann, von dem die alten Griechen gesagt hätten, er sei ein Liebling der Götter, ein Mann, der aus purem Licht geboren wurde.
    Und was bin ich, fragte Bell sich unwillkürlich. Ich bin einer, der schon froh ist, seinen Namen in einer Unterzeile zu lesen.
    Ich bin ein Mann, der etwas beweisen muß, der Frauen und Freunde erst gewinnen, der um alles und jedes kämpfen muß.

    Das nicht näher gekennzeichnete Fahrzeug war verschwunden. Das war bezeichnend für Live Oak.
    Bell eilte zum Haupthaus.
    Der Himmel war von einem tiefen, dunklen Blau. Aber Bell traute dem Frieden nicht. Da sollte doch noch, erinnerte er sich, eine Explosion erfolgen.
    »Wo möchten Sie denn beginnen?« fragte Speke. »Bei meinen ersten Erinnerungen? Ich könnte mir denken, jemanden nach seinen allerersten Erinnerungen zu fragen, könnte ein guter Einstieg in die Beschreibung seines Lebens sein, meinen Sie nicht?«
    Er trug ein grünes Seidenhemd und sah ein wenig müde aus.
    Er bot Bell eine Schale mit Schokoladentörtchen an. Sie waren noch warm.
    In der Luft hing der Geruch von Scotch, und Speke saß nicht auf seinem normalen Schreibmaschinenstuhl, sondern hatte es sich in dem Sessel bequem gemacht, in dem tags zuvor noch Maria gesessen hatte.
    »Ich habe das Gefühl«, begann Bell, »meine Anwesenheit hier ist manchen Leuten nicht so ganz recht.«
    Seltsam genug, er fand sich plötzlich hinter dem Schreibtisch wieder. Er kam

Weitere Kostenlose Bücher