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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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hatte Mühe, es höflich zu formulieren. »Du mußt zugeben, daß in allem eine große Portion reinen Verdachts steckt.«
    »Mein Vater war ein Cop. Ich weiß, was ein Verdacht ist.
    Zugegeben, ich habe keinen Beweis. Aber ich glaube, Asquith ist hier, um Unheil anzurichten. Und er hat es nicht nur auf Ham abgesehen, sondern vielleicht auf uns alle hier.«

    19
    Speke konnte keinen Schritt tun, nur bleiben, wo er war, unfähig, auch nur ein Geräusch zu machen.
    Asquith stand jenseits den Fensters und rührte sich nicht.
    Das Fleisch des Gesichts hatte die Farbe des elektrischen Lichts, das darauf fiel, und die Oberfläche der Haut war voller Blasen und Risse, ersten Anzeichen beginnender Verwesung.
    Oder was war es sonst? Die Erscheinung hielt sich selbst zurück, genau in den Grenzen, die ihr das Licht setzte. Sollte denn ein Geist nicht irgendwie transparent aussehen? Speke zwang sich zu atmen, während er lauschte, beobachtete und sich die Fähigkeiten einer Eule oder einer Katze wünschte. Das war ein schlechter Zeitpunkt, um einen Fehler zu machen.
    Lausche, befahl er sich selbst. Was ist das dort draußen für ein Wesen? Dort draußen – im schwachen Licht, das vom Haupthaus herüberscheint.
    War nicht das Erwachsensein eine Überraschung, seine Widersprüchlichkeiten, die noch immer irgendwo lauernde Kindlichkeit in der eigenen Natur, der paradoxe Unsinn, der da Erfolg hieß? Warum sollte dann nicht auch ein Geist allen Erwartungen widersprechen?
    »Asquith«, flüsterte er.
    Das Schweigen war auch eine Antwort.
    »Was willst du?«
    Die Gestalt war weiter nichts als eine Verunreinigung der Luft, ein Fleck in der ansonsten totalen Dunkelheit. Die Erscheinung war fast wie jemand, der gar nicht da war.
    Aber er war da, und mehr noch – da war ein Geräusch gewesen, ein Rascheln wie von Gras, das von einem Fuß niedergetreten wird. Verlier die Selbstkontrolle nicht, befahl Speke seinen zitternden Armen und Beinen. Bleib ganz ruhig.
    Starre einfach zurück.
    Sie war auf jeden Fall genau wie der lebende Asquith, eine menschliche Präsenz, kaum beleuchtet vom Widerschein des schwachen Lichts aus dem Haupthaus. Da war ein Schattenspiel, das der Linie von Schultern und Armen glich, und das Glitzern von Augen in den Schatten. Die spektrale Figur trat zurück und ging davon wie ein lebender Mensch. Sie verschmolz aufs neue mit der Schwärze der Nacht.
    Asquith war gegangen.
    »Komm zurück«, sagte Speke mit leiser Stimme.
    Das machte es nur schlimmer. Es war schlimm genug, eine Halluzination zu haben. Es war Wahnsinn, sie auch noch anzusprechen, und er redete ja nicht nur, nein, er schrie. »Ich kann nichts für das, was passiert ist. Ich wollte dich nicht umbringen.«
    Dann unterbrach er sich selbst. Er schwitzte, und die seltsamsten Empfindungen trieben ihn vorwärts.
    Er stolperte, gelangte irgendwie ans Fenster und riß es auf.
    Aber als er auf den Lichtfleck schaute, der aus dem Zimmer auf den Boden draußen fiel, sah er lediglich den eigenen Schatten und ein paar verschwommene Zweige.
    Es war hoffnungslos. Der Boden hier war derselbe Stein wie immer. Er kniete nieder und suchte im schwachen Licht, während er darauf gefaßt war, daß jeden Augenblick eine tote Hand auf seine Schulter niederfallen konnte. Die Hand wäre kalt, das wußte er. Vielleicht sogar kalt und feucht.
    Dies war das Grab, in der Dunkelheit kaum auszumachen, eine lose Ansammlung von Steinen in der Nacht. Dies war das Licht aus dem Fenster. Dies – er streckte die Hand aus – war der zerborstene Stein der Erde hier, Fragmente, die ihn daran erinnerten, daß die Erde durch eine Explosion entstanden war, eine ganze Serie von Explosionen, Feuer und Sturm.
    Doch zumindest war der Stein real. Er gab ihm die Gewißheit zurück, daß die Welt real und er wach war, aber er bemerkte auch noch etwas anderes.
    Asquith, flüsterte er. Und er lachte.
    Weil es lustig war – er hatte gerade nach Fußabdrücken Ausschau gehalten. Er hatte sich gerade eine Hand vorgestellt, körperlich, mit Fleisch und Knochen. Und das deshalb, weil er nicht hatte glauben können, daß die Erscheinung ein Geist gewesen war.
    Er glaubte es nicht. Er hatte es nie geglaubt, sagte er sich selbst. Nicht wirklich.
    Er war kein Kind mehr. Er hatte von Zeit zu Zeit noch immer Alpträume. Ein erwachender, sich reckender und streckender Körper konnte ihn stören, sogar ängstigen, eigentlich alles, nur nicht überzeugen. Es war nicht wirklich, nicht real. Alles würde sich als in

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